Leihsoftware im BI-Umfeld immer weiter verbreitet

SaaS-Lösungen setzen sich allmählich durch

11.02.2010 von Werner Kurzlechner
Es wächst zusammen, was nicht zusammen zu gehen schien: Business Intelligence (BI) und Software-as-a-Service (SaaS). BI-Anwendungen auf Leihsoftware-Basis sind stark im Kommen, wie verschiedene Analysten meinen.

Im Bereich Business Analytics wächst der SaaS-Markt in den kommenden fünf Jahren dreimal so schnell wie der Gesamtmarkt für solche Anwendungen. Das sagen die Analysten von IDC voraus. Bis 2013 beträgt die jährliche Wachstumsrate für das Leihsoftware-Segment demnach im Durchschnitt 22,4 Prozent. IDC-Research Manager Brian McDonough nennt unter anderem den Trend zu Cloud Computing als Ursache für das schnelle Wachstum von SaaS auch im BI-Umfeld.

IDC beobachtet eine wachsende Nachfrage nach Software, die regelmäßig aktualisiert, außer Haus betrieben und auf Leihbasis angeboten wird. Der Bedarf speise sich aus drei Quellen: Erstens erscheinen SaaS-Angebote wegen der angespannten finanziellen Lage vieler Unternehmen als attraktive und günstige Option. Zweitens gewinnen die Anwender aus den Fachbereichen zunehmend die Hoheit über Technologie-Entscheidungen, weil es in den IT-Abteilungen an Zeit und Kapazitäten fehlt. Drittens genügen die SaaS-Angebote dank zusätzlicher Funktionalitäten immer besser den Business-Ansprüchen. Insbesondere erlauben Best-Practices inzwischen, SaaS-Lösungen in bestehende IT-Systeme zu integrieren.

Dennoch relativiert IDC seine Wachstumsprognose selbst. Derzeit sei der SaaS-Anteil im BI-Bereich derart gering, dass die Leihsoftware auch in den kommenden Jahren im Vergleich zu etablierten Angeboten nur eine kleine Rolle spielen werde.

Auch andere Studien bestätigen den SaaS-Trend. Laut einer aktuellen Erhebung von Avanade unter 500 Entscheidern in 17 Ländern lagern bereits 63 Prozent der Unternehmen BI-Applikationen aus. Obwohl 80 Prozent der befragten Manager aus Deutschland mit ihren SaaS-Lösungen weitgehend zufrieden sind, offenbart die Avanade-Studie auch Schattenseiten. So äußern 40 Prozent, sie würden im Nachhinein die Kostenvorteile vor einer Implementierung genauer prüfen.

Bislang galt SaaS im BI-Umfeld nicht als Erfolgsbringer – geeignet allenfalls für kleine Firmen und Mittelständler, die sich einen Zugriff auf Anwendungen und Funktionen auf anderem Wege nicht leisten können. Nachdem sich mittlerweile aber beim Customer Relationship Management (CRM) Leihsoftware-Lösungen als brauchbare Alternative entpuppt haben, scheint sich allmählich auch bei BI das Blatt zu wenden. Wie eine Umfrage des BI-Portals B-Eye-Network unter 294 Nutzern kürzlich ergab, greift bereits ein Fünftel der Befragten auf BI-SaaS zurück. Lediglich 43 Prozent schließen SaaS als Alternative zu herkömmlichen BI-Systemen vollständig aus.

Anwender ordern oft an der IT-Abteilung vorbei

Für SaaS spricht, dass mittlerweile fast alle BI-Anwendungen als Service zu bekommen sind: von analytischen BI-Anwendungen und –Entwicklungsplattformen bis hin zu kompletten BI- und Data-Management-Suiten. Weitere Vorteile sind im Vergleich zu hauseigenen Lösungen geringere Kosten und eine kürzere Implementierungsdauer. Außerdem fällt der Wartungsaufwand geringer aus. Zudem kommen die Anbieter oft aus dem Beratungs- und Service-Umfeld und bringen ihre dort gesammelten Erfahrungen mit ein.

Allerdings tun sich nach wie vor Probleme auf. Oftmals gibt es Schwierigkeiten bei der Integration in die IT-Landschaft des Unternehmens, bei Skalierbarkeit und Datensicherheit. Das gilt vor allem dann, wenn die Applikationen von den Fachabteilungen an der IT-Abteilung vorbei direkt eingekauft werden. „Die Anwender müssen die eigene IT-Abteilung mit ins Boot holen und schon in der Selektionsphase einbinden – zumindest als Ratgeber“, heißt es in der B-Eye-Umfrage.

Was das Potenzial von Saas-BI angeht, ist insgesamt eine gewisse Skepsis angebracht. Man erinnere sich: Bereits vor einem Jahr gab es einen Hype um die Mietsoftware, die angesichts der krisenbedingten Sparzwänge einen Ausweg zu eröffnen schien. BI-Experte Barney Finucane vom Business Application Research Center (BARC) widersprach damals im Interview mit www.cio.de vehement. Im BI-Segment sei der Vertriebsweg nicht entscheidend. Die bei BI-Projekten anfallenden Fixkosten der Anbieter ließen sich durch SaaS ebenso wenig senken wie die Projektumwandlungskosten. Darüber hinaus würden Unternehmen sensible Daten ungern nach draußen geben. Alles in allem würden Unternehmen für ihre gesamte IT entscheiden, ob sie auf SaaS zurückgreifen. BI sei dabei tendenziell ein hemmender Faktor, so Finucane.