Know-how in SAP zahlt sich aus

SAP-Experten wollen mehr Weiterbildung und Geld

30.11.2015 von Sibylle Hofmeyer
Fortbildung, mehr Gehalt und die Karriere stehen bei SAP-Spezialisten ganz oben auf der Wunschliste. Arbeitgeber können darüber hinaus mit Home Office, Teilzeitarbeit und Sabbaticals im Wettstreit um SAP-Profis punkten.
  • SAP-Spezialisten glauben nicht an sichere Arbeitsplätze.
  • Arbeitgeber müssen neben dem Gehalt andere Anreize bieten.
  • Lernziele sollten durch individuelles Coaching optimiert werden.

SAP-Spezialisten wünschen sich von ihren Arbeitgebern Weiterbildung, insbesondere gezielte. Dies ergab eine Umfrage der SAP-Personalberatung Hype unter 288 Fach- und Führungskräften in SAP-Partner- und -Anwenderunternehmen in Deutschland. 91 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass sie großen Wert auf regelmäßige interne und externe Fortbildung legen. Zum einen, um fachlich auf dem neuesten Stand zu bleiben, zum anderen, um Aufstiegschancen besser nutzen zu können.

Auf Rang zwei der Wunschliste rangiert mit 80,5 Prozent der Nennungen eine deutliche Gehaltssteigerung. Dazu passt, dass gut zwei Drittel der Befragten beklagen, regelmäßig Überstunden leisten zu müssen, ohne dafür bezahlt zu werden. Auf Platz drei folgt die Erwartung der SAP-Experten, dass ihr Arbeitgeber als Unternehmen einen guten Ruf genießt sowie effektive und transparente Arbeitsbedingungen, finanzielle Anreize, wirtschaftliche Stabilität und attraktive Aufstiegsmöglichkeiten bietet (59,2 Prozent).

Wer SAP-Spezialisten binden will, muss sich als attraktiver Arbeitgeber im Arbeitsmarkt positionieren.
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Karriere und Familie stehen hoch im Kurs

Trotz der deutlichen Karriereausrichtung legen 57,7 Prozent aller Teilnehmer großen Wert auf eine familienorientierte Personalpolitik. Diese sollte in erster Linie durch die Möglichkeit zum Home Office, zu flexiblen Arbeitszeiten und durch Sabbaticals, also Arbeitszeitmodelle für einen längeren Sonderurlaub, umgesetzt werden. Daneben werden temporäre Teilzeitmodelle, Reduktion der Arbeitszeit bei gleichem Gehalt und die Ausarbeitung von Interimsprozessen für Ersatzmitarbeiter genannt, womit zum Beispiel Auszeiten für die Familienplanung überbrückt werden können.

Erwartungen werden nicht immer erfüllt

Die Erhebung zeigt jedoch, dass die Arbeitgeber den Erwartungen offenbar nur sehr unterschiedlich gerecht werden. Nahezu 70 Prozent der SAP-Experten räumten zwar ein, von ihrem Management über Strategien, Visionen und Ziele ihres Unternehmens sowie über die Rolle, die sie bei der Umsetzung spielen sollen, informiert zu werden, dennoch gibt es Klagen. Über die Hälfte der SAP-Fach- und Führungskräfte monieren, tatsächlich in nur geringem Umfang an betrieblichen Entscheidungen beteiligt zu werden.

Die Tendenz zu übermäßigen Hierarchien wird auch dadurch bestätigt, dass 50,7 Prozent der Befragten ihren Arbeitgeber als wenig aufgeschlossen gegenüber neuen Arbeitsmodellen ansehen, wie zum Beispiel dem rollierenden Führungsprinzip, das mit mehr Mitbestimmung verbunden ist. Als weiteres Manko wird die fehlende Sicherheit des eigenen Arbeitsplatzes genannt. So hegen fast drei Fünftel der Studienteilnehmer Zweifel, dass ihr Arbeitsverhältnis von längerer Dauer sein wird. Insofern überrascht es nicht, dass über 85 Prozent der Befragten bei einem besseren Angebot den Arbeitgeber wechseln würden.

Alternativen zur Gehaltserhöhung
Alternativen zur Gehaltserhöhung
Sicher, über Gehaltserhöhungen freut sich jeder. Aber nicht immer ist eine Gehaltserhöhung sinnvoll:
Kalte Progression
Etwa, wenn die kalte Progression zuschlägt und der Arbeitnehmer wegen der erhöhten Abgabenlast nichts mehr vom Zuschlag hat. Doch es gibt jede Menge Möglichkeiten, dem Mitarbeiter Gutes zu tun.
Einmal volltanken
Lange waren Tankgutscheine in Mode - doch die Handhabung erwies sich als zu kompliziert. Das hat auch der Gesetzgeber erkannt. Inzwischen darf der Arbeitgeber seinem Angestellten Sachzuwendungen in Höhe von 50 Euro zukommen lassen - jeden Monat.
Bloß nicht auszahlen!
Auszahlen darf das Unternehmen die 50 Euro nicht - sonst wären Steuern fällig.
Selbst kochen statt Essen gehen
Besonders praktisch: Essenschecks können auch im Supermarkt eingelöst werden.
Dienstwagen
Nach wie vor heißgeliebt: der Dienstwagen. Doch nicht jeder Mitarbeiter ist schon auf einer Gehaltsstufe, die einen Dienstwagen erlaubt - und nicht jeder will einen. Zudem müssen Unternehmen oft mit ihren Mitarbeitern komplizierte Verträge schließen. Wie wäre es stattdessen ...
Dienstrad
... mit einem Dienstrad? Gerade in großen Städten ist das Rad eine umweltfreundliche und schnelle Möglichkeit, zur Arbeit und zurück zu kommen. Vorteil: Die Nutzung des Dienstrads ist privat uneingeschränkt möglich, ohne dass komplizierte Verträge geschlossen werden müssen.
Kleine Geschenke
Ein Unternehmen kann über "anlassbezogene Zuwendungen" dem Mitarbeiter etwas schenken.
Leasingverträge für Smartphones
Wenn der Arbeitgeber keine Diensthandys zur Verfügung stellt, gibt es zudem die Möglichkeit, dass der Mitarbeiter über das Unternehmen ein Smartphone least. Das gilt natürlich für allerlei Elektrogeräte, etwa ...
Tablets
... iPads und andere Tablet-Computer. Für Wartung und Reparatur ist aber der Mitarbeiter selbst zuständig - und schenken darf die Firma dem Angestellten nach Ablauf des Leasingsvertrags das Gerät auch nicht.
Die Rechnung, bitte!
Alternativ kann der Arbeitgeber sich auch an der Telefonrechnung des Mitarbeiters beteiligen.
Prepaid-Kreditkarten
Einfach mit 50 Euro jeden Monat aufladen - und der Mitarbeiter kann sie ausgeben, wofür er möchte.
Karte für den ÖPNV
Vorsicht: Zahlt der Arbeitgeber einen Zuschuss zur Monatskarte für den ÖPNV, kann er seinem Mitarbeiter die 50 Euro nicht mehr auf die Prepaid-Kreditkarte laden. Doch auch da gibt es Alternativen.
Geburtstags- oder Jubiläumsgeschenke
Drei Mal im Jahr kann das Unternehmen so im Wert von 60 Euro ein Geschenk machen.
Fast wie Bargeld
Rabatte auf die eigenen Produkte für Mitarbeiter sind bis zu 1.080 Euro im Jahr steuerfrei.
Kantinenessen
Gern genommen sind auch Zuschüsse zum Essen. Dabei gibt es viele Möglichkeiten.
Schlauer als vorher
Ein Arbeitnehmer kann auch in Weiterbildungen für seine Mitarbeiter investieren und für sie keine Steuern oder Abgaben zahlen, solange klar ist, dass die Weiterbildung direkt für den Job anwendbar ist.
Leere Kita
Ein Unternehmen kann außerdem anbieten, dem Mitarbeiter einen Zuschuss zu den Betreuungskosten für die Kinder zu leisten. Er ist ebenfalls steuer- und sozialabgabenfrei und kann das Budget einer Familie entlasten.
Gesundheit!
Auch für die Gesundheit des Mitarbeiters kann ein Unternehmen für 600 Euro im Jahr Ausgaben tätigen.
Und was ist im Alter?
Alle On-top-Leistungen werden nicht in die Rentenkasse eingezahlt. Experten gehen nicht davon aus, dass der Rentenanspruch dadurch stark beeinflusst wird. Aber eine Rechnung aufstellen, schadet auf keinen Fall.

Unternehmen verschulden IT-Fachkräftemangel oft selbst

"Die Ergebnisse zeigen, dass die SAP-Partner- und -Anwenderunternehmen noch erhebliches Verbesserungspotenzial haben, um qualifizierte IT-Fachkräfte zu rekrutieren und dauerhaft an sich zu binden", kommentiert Frank Rechsteiner, Geschäftsführer der Personalberatung Hype, die Studienergebnisse. "Daher empfiehlt es sich für sie, nach dem Vorbild des Vertriebs einen Value-Selling-Ansatz zu entwickeln, mit dem sie den Mehrwert identifizieren und formulieren, den sie im Vergleich zu anderen Arbeitgebern bieten können."

Aus langjähriger Berufserfahrung ist Rechsteiner überzeugt, dass der IT-Fachkräftemangel das Ergebnis und nicht die Ursache für die Probleme eines Unternehmens ist: "Nur wer klare Alleinstellungsmerkmale gegenüber anderen SAP-Partner- oder -Anwenderunternehmen vorweisen kann, wird als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen, zu dem man gerne wechselt und den man ungern wieder verlässt."

Tipps für Arbeitgeber im Themendossier

Die einzelnen Umfrageergebnisse hat Rechsteiner in dem Themendossier "Was erwarten SAP-Experten von ihrem Arbeitgeber heute und in fünf Jahren?" zusammengefasst und um konkrete Handlungsempfehlungen für die Arbeitgeber ergänzt. Zum vielgeäußerten Wunsch der SAP-Experten nach Weiterbildung beispielsweise erhalten die HR- und Fach-Verantwortlichen folgenden Rat: Sie dürfen keinesfalls auf das Gießkannenprinzip setzen, sondern sollten individuelle Coachings anbieten, die auf die Lernmethoden und -ziele der einzelnen Mitarbeiter zugeschnitten sind.

Frank Rechsteiner: Arbeitgeber können SAP-Experten durch die Entwicklung langfristiger Karrierepläne binden.
Foto: HYPE - Group

Konkrete Tipps gibt das Themendossier auch zum Wunsch nach einer deutlichen Gehaltserhöhung: "Bei SAP-Spezialisten sollten die Arbeitgeber ruhig etwas mehr Gehalt bieten als die Konkurrenz und selbst bei ihren Beratern auf Fixgehälter setzen." Allerdings dürfen sich Unternehmen nicht auf das Gehalt beschränken, um SAP-Spezialisten zu halten. Sie sollten vielmehr weitere wichtige Maßnahmen nutzen, wie zum Beispiel

Das Themendossier steht als PDF zum kostenlosen Download bereit.