Unternehmen kümmern sich zu wenig um Datenqualitäts-Management

Schmuddelkind Datenqualität

23.01.2009 von Riem Sarsam
Das Thema Datenqualitäts-Management ist immer noch nicht in den Chefetagen angekommen. Es bleibt weiter an der IT hängen, sich als Einzelkämpfer darum zu kümmern.

Im Vergleich zu 2007 sind Unternehmen beim Datenqualitäts-Management vergangenes Jahr nicht weitergekommen. Organisation und Einsatz haben sich nicht verbessert. Bei der Geschäftsführung ist es kein Thema oder wird verdrängt. Die IT muss nach wie vor die führende Rolle übernehmen.

Zu diesem Ergebnis kommt der "Data Quality Check 2008" des Instituts für Business Intelligence der Steinbeis Hochschule Berlin, der Deutschen Gesellschaft für Informations- und Datenqualität in Stuttgart und des Wolfgang Martin Team. Demnach beurteilen 43 Prozent der befragten Firmen die Bedeutung von Datenqualität als sehr groß. Eine steigende Bedeutung im Markt sehen zwar 81 Prozent. Allerdings waren es ein Jahr zuvor noch 94 Prozent.

Die eigene Datenqualität stufen nur 26 Prozent als sehr gut oder gut ein. Zwei Fünftel und damit die Mehrheit geben sich selbst ein Befriedigend. 22 Prozent beurteilen ihre Datenqualität als ausreichend und sieben Prozent mit mangelhaft.

Als besonders wichtig sehen zwei Drittel der Unternehmen Datenqualität im Stammdaten-Management an. Deutlich weniger wichtig ist das Niveau der Informationen ihrer Meinung nach für unstrukturierte Daten. Nur für ein Fünftel spielt Datenqualität hier eine Rolle.

Nach wie vor zählen für die Befragten Optimierung von Prozessen, sinkende Kosten, Kundenzufriedenheit und höhere Produktivität zu den Hauptnutzen von Datenqualitäts-Management. Außerdem stufen sie das Thema als wichtig bei der Einführung einer Service-orientierten Architektur ein.

Scheinbar wollen die Firmen nicht auf ihrer schlechten Datenqualität sitzen bleiben. So hat fast ein Drittel eine fortlaufende Initiative zur Datenqualität und elf Prozent befinden sich in der Implementierungsphase. 15 Prozent planen immerhin bereits und 17 Prozent machen sich daran zu evaluieren.

Abwarten statt Handeln beim Datenqualitäts-Management

Datenqualitäts-Management ist heute in der Regel noch reaktiv statt proaktiv, wie die Studie zeigt. Nur rund ein Drittel beugt möglichen Fehlerquellen vor und lediglich 29 Prozent verfügen über einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess.

Dabei gibt es genug Probleme durch unzureichende Datenqualität: 72 Prozent der Firmen klagen über den Zeitaufwand bei der Fehlerbeseitigung. Die Hälfte moniert die Zeit, die bei nachträglicher Einführung neuer Systeme und Prozesse notwendig ist sowie die dadurch entstehenden Zusatzkosten.

Bei den Ursachen von Mängeln bei der Datenqualität liegt mit 75 Prozent die manuelle Datenerfassung klar vorne. Bei 53 Prozent resultieren sie aus inkonsistenter Verwendung von Begrifflichkeiten und bei 38 Prozent werden Daten nicht ausreichend integriert.

Trotzdem hat sich in der Organisation 2008 im Vergleich zum Vorjahr nichts getan: Erst rund ein Drittel der Firmen besitzt ein Kompetenzzentrum und nur jedes Zehnte plante eins. Dagegen ist dieser Punkt bei einem Viertel nicht geregelt und 27 Prozent verfügen über keins.

Bei einem Drittel der Unternehmen verantwortet immer noch die IT die Datenqualität, bei einem Viertel die Fachbereiche. Bei 13 Prozent kümmern sich IT und Fachabteilungen bereits gemeinsam um das Problem. Bei gerade einmal einem Drittel ist es die Geschäftsführung, die das Thema vorantreibt. Bei 28 Prozent bleibt es dem IT-Leiter überlassen und bei 26 Prozent ist dieser Punkt nicht klar geregelt.

ERP, CRM und Data Warehouse die Top-Applikationen

Wie 2007 sind ERP, CRM und Data Warehouse die drei Top-Applikationen beim Datenqualitäts-Management. Bei technischen und semantischen Datenbeschreibungen sowie beim Einsatz von Kreuzreferenzen und Impakt-Analysen stehen die Firmen auf der gleichen niedrigen Stufe wie ein Jahr zuvor. Man hat schlichtweg ein Jahr verloren, um hier Verbesserungen durchzuführen, so die Autoren der Studie.

Das zeigt sich auch bei Projekten: 71 Prozent der Befragten bestimmen die Datenqualität vor dem Start manuell. Nur knapp ein Viertel setzt Profiling ein. Nach dem Projekt herrscht eher das Prinzip Hoffnung: Fast zwei Drittel der Unternehmen reagieren ad hoc und 56 Prozent nutzen Feedback der Mitarbeiter. Aber nur drei von zehn messen kontinuierlich ihre Datenqualität.

An der Online-Befragung zur Studie "Data Quality Check 2008" nahmen 109 Unternehmen aus verschiedenen Branchen teil.