Gartner senkt Prognose

Schuldenkrise bremst IT-Investitionen

12.07.2010 von Werner Kurzlechner
Nur 3,9 statt 5,3 Prozent Wachstum auf dem weltweiten IT-Markt. Das sagt Gartner und senkt seine zuversichtlichere Voraussage vom Winter. Grund dafür ist die Griechenland-Krise und die Überschuldung vieler europäischer Länder.
Gartner-Analyst Richard Gordon: "IT-Markt leidet unter starkem Dollar."
Foto: Gartner

Die Überschuldung in Griechenland und anderen europäischen Staaten wirkt sich negativ auf den IT-Markt aus. Und das nicht nur im Euro-Raum oder der EU, sondern weltweit. Zu diesem Ergebnis kommen die Analysten von Gartner, die ihre Wachstumsprognose für die IT-Ausgaben gegenüber dem ersten Quartal des Jahres nach unten korrigierten.

„Die Krise der Staatsverschuldung in Europa hat einen negativen Einfluss auf unsere Prognose für die IT-Ausgaben“, sagt Richard Gordon, Research Vice President bei Gartner. Das Problem ist die Schwäche des Euro, die zu einer relativen Aufwertung des US-Dollar führte. Deshalb präsentiert sich der Dollar seit dem zweiten Quartal stärker als erwartet, was negative Auswirkung auf den in dieser Währung getätigten internationalen Handel hat. „Das schadet dem Wachstum von IT-Ausgaben in US-Dollar“, fasst Gordon zusammen.

Nach Einschätzung der Marktforscher gefährdet das zwar nicht die beginnende Erholung des IT-Marktes, bremst diese aber im Vergleich zu den ursprünglichen Erwartungen ab. Weltweit werden nach aktueller Gartner-Prognose in diesem Jahr 3,35 Billionen US-Dollar für Informationstechnologie ausgegeben.

Das entspricht einem Wachstum von 3,9 Prozent gegenüber 2009, in dem für 3,225 Billionen Dollar IT eingekauft wurde. Zu Beginn des Jahres war Gartner noch von einem Zuwachs von 5,3 Prozent ausgegangen.

Software und Services hinken hinter Hardware her: Die Gartner-Daten im Überblick.

Die europäische Schuldenkrise zwingt die öffentliche Hand dazu, langfristig ihre Ausgaben zu drosseln. Dass binnen fünf Jahren die Defizite unter Kontrolle sein sollen und in den kommenden zehn Jahren Schuldenabbau auf dem Programm steht, trifft nach Ansicht Gordons auch die IT. „Aber auch der private Sektor wird vermutlich in seiner wirtschaftlichen Handlungsfähigkeit eingeschränkt“, so der Gartner-Analyst.

Hardware-Markt zeigt sich robust

Zum einen sprächen dafür direkte Auswirkungen auf Unternehmen, die an staatliche Institutionen liefern. Zum anderen werde die Parole des Gürtel-enger-Schnallens auch die Privatwirtschaft treffen, was gerade in der IT die Investitionen nach Gartner-Einschätzung nicht gerade stimuliert.

Besonders robust zeigt sich in diesem und im kommenden Jahr vermutlich der Hardware-Bereich. Gartner geht von einem Wachstum von 9,1 Prozent in 2010 aus – von 334 auf 365 Milliarden Dollar.

Insbesondere der PC-Sektor erweise sich als ausgesprochen gesund, so Gordon. Der innovative Bereich der mobilen Endgeräte wirke ebenso als Treiber wie die Migration auf Windows 7 und der Beginn eines Erneuerungszyklus.

Für die Teilmärkte Software, IT-Services und Telekommunikation rechnet Gartner aber nur mit Wachstumsraten zwischen 2,9 und 3,4 Prozent. Hier schlägt die Euro-Schwäche also wirklich durch.

Die wirtschaftliche Lage stelle sich stabil, aber auch verletzlich durch Schocks in Schlüsselregionen dar, so Gordon. Für die IT bedeute das, dass Ausgaben weiterhin auf dem Prüfstand stünden.

CIOs skeptischer als CEOs und CFOs

Diese Gemengelage führt offenbar auch zu unterschiedlichen Bewertungen in den einzelnen Unternehmen. Während CEOs tendenziell optimistisch gestimmt seien und CFOs mit steigenden IT-Ausgaben rechneten, zeigten sich CIOs weiterhin eher skeptisch, so Gordon.

Gartner-Analyst beschreibt die Konsequenzen der Schuldenkrise ausführlicher im Gartner-Blog. Zusätzlich Analysen enthält die Gartner-Studie „Forecast Alert: IT Spending Forecast, 2Q2010 Update“.