Alle Vorstandsebenen in Entscheidung einbeziehen

Siegeszug von VoIP bis 2006

03.11.2004 von Detlef Scholz
Bis 2006 werden über zwei Drittel der 2000 weltweit größten Unternehmen Voice over IP (Internet-Telefonie) auf ihren Desktops implementieren. Ein gutes Viertel setzt VoIP bereits heute schon ein. Das folgt aus einer Studie des Consulting-Unternehmens Deloitte.

Etwa 14 Prozent der befragten Unternehmen erproben derzeit Voice over IP. Knapp 28 Prozent evaluieren den Einsatz dieser Technologie. Ein gutes Viertel hat nicht die Absicht, die Internet-Telefonie in absehbarer Zukunft auf die Desktops ihrer Mitarbeiter zu bringen. Von den Firmen, die bereits heute über das Internet telefonieren, stellt nur ein Drittel diese Technik allen Mitarbeitern auf deren Desktops zur Verfügung. Knapp 80 Prozent der Unternehmen, die VoIP schon nutzen, sind mit der Technologie bis jetzt "überwiegend zufrieden" oder "sehr zufrieden".

Für 84 Prozent der Befragten ist die Aussicht auf Kostensenkungen der Hauptgrund für die Implementierung von VoIP. Vor allem externe und interne Anrufe verbilligen sich. Doch auch mit einer Verminderung des administrativen Aufwands und reduzierten Kosten bei Betriebserweiterungen und Umzügen ist zu rechnen. Deloitte weist darauf hin, dass die Technologie noch weitere Vorteile bescheren kann. So ließen sich damit Call Center und die Kommunikation mit verstreuten Niederlassungen und "Teleworkern" optimieren.

"Desktop-VoIP konnte anfangs nicht überzeugen, da die Sprachqualität deutlich schlechter war als bei analogen Systemen", sagt Deloitte-Mitarbeiter Andreas Gentner. Doch sinkende Preise für VoIP-Geräte, bessere Sprachqualität, erweiterte Funktionalität und wachsende Erfahrung der Service-Anbieter haben die Technologie deutlich attraktiver gemacht.

VoIP nicht ohne Risiken

Firmen sollten aber auch mögliche Auswirkungen auf die betriebliche Effizienz und die Performance berücksichtigen. Nur ein durchdachter Einsatz von VoIP könne Kosten senken und die Produktivität steigern. "Die Betonung liegt auf durchdacht. Das Risiko, dass Kommunikation und Abläufe gestört werden, ist immer noch relativ hoch", so Gentner.

Deloitte empfiehlt daher, bei der Entscheidung für oder gegen den Einsatz der Internet-Telefonie alle Vorstandsmitglieder mit einzubeziehen. Nur so sei eine effiziente Nutzung der Technologie unternehmensweit zu gewährleisten.

Gemäß der Studie könnte es sein, dass sich die Internet-Telefonie zu einer Standardtechnik entwickelt, die irgendwann selbstverständlich eingesetzt wird. Derzeit solle man aber noch sehr genau überlegen, bevor man sich an die Implementierung wagt. "Das Telefon ist immer noch eines der wichtigsten Kommunikationsmittel überhaupt. Sowohl Kunden als auch Mitarbeiter tolerieren einen IT-Ausfall eher als einen Ausfall des Telefonsystems", so Gentner. Voice over IP erfordert neue Systeme, neue Peripherie und neue Kenntnisse. Die Bereitstellung dieser Ressourcen kostet Zeit und Geld.

Die Studie "Getting off the Ground: Why the move to VoIP is a decision for all CXO" basiert auf einer Befragung unter 131 Unternehmen der Global-2000-Gruppe. Ein Drittel der befragten Unternehmen erwirtschaftet einen Umsatz von über drei Milliarden US-Dollar jährlich. Interviewpartner waren entweder der CIO oder ein anderer für die Implementierung oder Evaluierung von Desktop-VoIP Verantwortlicher.