Verkauf von SBS ist vom Tisch

Siemens rettet seine Tochter

16.10.2006 von Tanja Wolff
Nach monatelangem Hin und Her ist die Zukunft von SBS endlich sicher. Die Siemens AG behält den IT-Dienstleister und fasst ihn mit vier bisher eigenständigen Tochterunternehmen zusammen. Damit ist SBS über den Berg.

Ab Januar 2007 sollen die weltweiten IT-Lösungen, IT-Services und Software-Kompetenzen im Münchner Unternehmen zum Bereich "Siemens IT Solutions and Services" (SIS) zusammengeschlossen werden. "Mit der strategischen Neuausrichtung des Bereichs, die wir seit mehreren Monaten vorbereiten, werden sowohl unsere externen Kunden als auch der Siemens-Konzern noch besser bedient", sagt Klaus Kleinfeld, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG. Damit sei der Verkauf von SBS vom Tisch.

Trotz dem großen Strauß von Maßnahmen halte Kleinfeld weiter an dem operativen Margenziel von SBS fest. "Wir versprechen uns sogar einen deutlich stärkeren Auftritt im Markt." Er gehe nicht davon aus, dass es aufgrund der strategischen Neuausrichtung zu Restrukturierungskosten kommen wird.

Christoph Kollatz ist zurzeit der Chef von SBS und wird bei SIS Vorsitzender des Bereichsvorstands.
Foto: Siemens Business Services

"Im wesentlichen umfasst die Neuausrichtung drei Schritte für SBS", sagt Christoph Kollatz, derzeitiger Chef von SBS und zukünftiger Vorsitzender des Bereichsvorstands. Dazu gehören der Schulterschluss mit Siemens, der Verkauf des Geschäfts mit produktnahen Dienstleistungen und die Bündelung der branchenspezifischen Lösungen. Ziel sei es, das Outsourcing Geschäft weiterzuentwickeln, den Betrieb der Siemens-internen-IT.

Die Aktivitäten von SBS werden mit den vier IT-Software-Häusern Program und System Engineering (PSE), Siemens Information Systems Ltd. (SISL), Development Innovation und Projects (DIP) sowie Business Innovation Center (BIC) zusammengefasst. Laut Unternehmensangaben wird die neue Sparte SIS rund fünf Milliarden Euro Umsatz und etwa 43.000 Mitarbeiter haben. Das laufende Turnaround-Programm des Bereichs wird weitergeführt. Im Rahmen des im September 2005 angekündigten Programms sollen bis Frühjahr 2007 die Kosten um 1,5 Milliarden Euro reduziert werden.

In diesem Zusammenhang verhandelt Siemens zurzeit mit den Belegschaftsvertretern und der IG Metall. Das Unternehmen will den für die Regionalorganisation Deutschland bestehenden Ergänzungstarifvertrag auch auf die bisherige SBS anwenden. Doch die IG Metall will sich angesichts des Streits um die Pleite von BenQ Mobile nicht auf Zugeständnisse bei SBS einlassen.

Mehr Möglichkeiten für SBS

"Ich finde es sehr positiv, dass sich Siemens zum ersten Mal seit Jahren dazu bekennt, wie wichtig SBS für das Unternehmen ist", sagt Christophe Chalons, Geschäftsführer von PAC Deutschland. Die Entwicklung wirke sich positiv auf die Kunden und Mitarbeiter von SBS aus.

Dank des Zusammenschlusses würden sich mehr Möglichkeiten bei großen Projekten für SBS ergeben. Beispielsweise könne sich der IT-Dienstleister durch die Bündelung mit PSE und SISL, die beide stark in den Bereichen der technischen IT sind, in diesem speziellen Markt sowie im Bereich der Integration zwischen der kommerziellen und der technischen IT besser positionieren.

Bereits in den vergangenen Quartalen habe sich SBS operativ der Nulllinie genähert. "Meines Erachtens ist die Firma wieder gesund", sagt Chalons. Der positive Trend setze sich jetzt noch weiter fort. Dank SIS könne SBS mit neuen Delivery-Angeboten wachsen und seine Strategie weltweit ausrichten. "Die Strategie ist auf jeden Fall die richtige, jetzt muss die Integration vorsichtig geplant, aber konsequent umgesetzt werden."

Keine Lösung aller Probleme

Katharina Grimme, Leiterin der deutschen Ovum-Niederlassung, findet dagegen, dass man die Entwicklung nicht überbewerten sollte. "Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber die Frage ist, ob das ausreicht, um SBS beziehungsweise SIS in die schwarzen Zahlen zu bringen", sagt Grimme. Es handele sich nicht um eine dramatische Neuausrichtung, sondern vielmehr um eine Weiterentwicklung der Strategie, die Fähigkeiten von SBS zu stärken.

Dabei seien im ersten Schritt die Product Related Services (PRS) an Fujitsu Siemens Computers verkauft worden. Danach folgte im Juli die interne Umstrukturierung bei dem IT-Dienstleister und zu guter Letzt die komplette Integration der Bereiche, die auf Siemens ausgerichtet sind.

"Das Ergebnis ist nicht die Lösung aller Probleme und täuscht nicht darüber hinweg, dass bei SBS einiges im Argen ist", sagt Katharina Grimme. Sie glaube auch nicht, dass der IT-Dienstleister beispielsweise im Offshore-/Nearshore-Bereich mit den Konkurrenten mithalten kann.