Medizin per App

Smartphone-Healthcare: Der gläserne Patient?

09.08.2016
Die deutsche Landbevölkerung wird immer weniger und immer älter. Wie soll da die medizinische Versorgung in der Fläche voll funktionieren? In Mecklenburg-Vorpommern wird ein Teil der Antwort entwickelt - es gibt aber noch viele offene Fragen.

Überall in Deutschland wird die Gesundheitsversorgung in dünn besiedelten Regionen immer schwieriger - in den Weiten Mecklenburg-Vorpommerns ist das Problem besonders akut. Die Menschen werden älter, die Infrastruktur schlechter und die Hausärzte weniger. Der Nordosten - 1990 noch das Bundesland mit der jüngsten Bevölkerung - ist zum Vorreiter des demografischen Wandels geworden.

Healthcare-Projekt: Wearables für Herzpatienten

Was eigentlich Grund für größte Sorgen ist, könnte jedoch auch eine große Chance für das Gesundheitswesen sein. "Wir können hier die Blaupause für die ländliche Gesundheitsversorgung in Deutschland entwickeln", sagt der ärztliche Vorstand der Unimedizin Rostock, Christian Schmidt. "Die Fläche Mecklenburg-Vorpommerns ist nicht so groß, die Einwohnerzahl mit rund 1,6 Millionen sehr überschaubar", erklärt er. Aus seiner Sicht ideale Voraussetzungen, um zusammen mit dem Elektronikkonzern Philips ein 17-Millionen-Euro-Projekt zu starten, das am Mittwoch bei der Nationalen Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft in Rostock vorgestellt wurde.

In dessen Mittelpunkt stehen zunächst Herzpatienten. Sie werden nach ihrer Entlassung aus der Klinik auf freiwilliger Basis mit Wearables - genauer gesagt Blutdruck-Uhren oder Waagen - ausgestattet, deren Werte per App an eine Zentrale gesendet werden. In diesen sogenannten Carecentern inklusive 24-Stunden-Betreuung - der zentrale und neue Punkt des Projekts - werden die Daten der Medizin-Apps ausgewertet. Dort wird auch entschieden, ob alles in Ordnung ist, der Patient angerufen werden muss oder eine Pflegerin braucht. Ein Ziel sei es, Verschlechterungen so früh zu erkennen, dass eine Noteinweisung vermieden werden kann. Wenn das System für Herzmedizin etabliert ist, könne es auf andere Fachgebiete ausgedehnt werden, so Schmidt.

Gesundheitstipps für Selbständige
Ausgewogene Ernährung
Essen Sie nicht zu viel, aber ernähren Sie sich vielseitig. Vollkornprodukte, Obst und Gemüse sollten fettreiche und süße Speisen ersetzen. Der Körper braucht viel Flüssigkeit (mindestens 1,5 bis 2 Liter pro Tag) – doch möglichst nicht in der Form von Kaffee und Alkohol, sondern Mineralwasser, Fruchtsäften oder Kräutertees.
Zigaretten ade
Stellen Sie, falls noch nicht geschehen, das Rauchen ein und trinken Sie wenig Alkohol.
Sport
Auch ein anhaltender Mangel an Bewegung fördert die Gesundheit nicht. Wer die meiste Zeit des Tages im Bürosessel, im Auto und zuhause vor dem Fernseher verbringt, sollte wenigstens zwei bis dreimal in der Woche joggen oder walken gehen.
Ausdauer
Gesundheitssport ist Ausdauersport. Deshalb sollten Sie langsam und dafür lange Sport treiben. Denn die körpereigenen Fettreserven werden erst nach ca. 30 Minuten sportlicher Aktivität in größerem Umfang in Energie umgewandelt.
Nicht übertreiben
Wenn Sie als „Sport-Muffel“ mit dem Sport-treiben beginnen, sollten Sie auf Ihre aktuellen körperlichen Fähigkeiten beachten. Ein medizinischer Check-up sollte am Beginn Ihrer Karriere als Hobbysportler stehen.
Rückenschmerzen
Wer den größten Teil des Tages sitzend im Büro verbringt, sollte sich zwischendurch bewegen. Dehn- und Kräftigungsübungen stärken die Rumpfmuskulatur und beugen Rückenschmerzen vor.
Entspannen
Auch wenn es Ihnen schwer fällt: Schalten Sie nach der Arbeit völlig ab und schlafen Sie genügend!
Stress erkennen
Lernen Sie Stresssymptome frühzeitig zu erkennen. Versuchen Sie Stresssituationen, soweit möglich, zu vermeiden, und bauen Sie den angestauten „Stress“ durch Sport und Entspannungsübungen wieder ab.
Regelmäßige Check-Ups
Ein regelmäßiger medizinischer Check-up dient dem frühen Erkennen von (möglichen) Erkrankungen. Rechtzeitig erkannt, sind die meisten Krankheiten heilbar.

Datenschutz: Patienten behalten die Kontrolle

"Mecklenburg-Vorpommern kann ein Beispiel für Deutschland und das künftige Gesundheitswesen werden", glaubt Philips-Deutschland-Chef Peter Vullinghs. Seine Firma wird unter anderem für die Entwicklung der Plattform und der Apps zuständig sein. "Wir werden alle vernetzen: Uniklinik, Hausärzte oder Reha-Zentren. Und die Patienten haben Zugang zu diesem Netz und zu ihren Daten."

In einem ersten Schritt soll das Netz mit 1600 Patienten erprobt werden. Es gibt aber auch einige kritische Punkte: Vullinghs weiß, dass der Datenschutz ein zentraler Faktor beim Gelingen des Projekts sein wird. "Mit der App kann der Patient selbst steuern, was mit seinen Daten passiert." Vieles, was das Konsortium, zu dem auch noch die Krankenkassen AOK und TK gehören, macht, sei Prävention. Denn die Patienten könnten immer genau erfahren, wie es um ihre Gesundheit steht.

Der Chef des Landes-Hausärzteverbands, Dieter Kreye, sieht das skeptisch. Es gebe sicher medizinische Parameter, die kontrolliert werden sollten. "Aber das größte Defizit der Menschen ist doch der Mangel an Zuwendung. Danach sehnen sie sich und nicht nach Technik." Das prinzipielle Problem der ärztlichen Versorgung auf dem Land werde nicht geklärt. "Wir Ärzte werden an so vielen Stellen von unnötiger Bürokratie zugedeckt", kritisiert er. Das auf ein vernünftiges Maß reduziert und ein großer Teil des Versorgungsdefizits wäre geklärt.

Empfehlenswerte Medizin-Apps für iOS
Empfehlenswerte Medizin-Apps für iOS
Im Medizinbereich gibt es Hunderte von verschiedenen Apps, die für Ärzte und Patienten interessant sind. Wir zeigen Ihnen eine Auswahl an kostenlosen und kostenpflichtigen Apps für Ihr iPhone.
TK Ärzteführer
Mit der kostenlosen Ärzteführer-App der Techniker Krankenkasse finden Sie Ärzte aller Fachrichtungen in Ihrer Nähe. Ihren Standort ermittelt die App via Postleitzahl, Stadtname oder per GPS-Lokalisation. Die Suchergebnisse können Sie dann nach Name oder Fachgebiete filtern. Bei Auswahl eines Arztes werden Ihnen Zusatzinfos wie Öffnungszeiten, Entfernung und Kontaktdaten angezeigt. Zusätzlich haben Sie die Möglichkeit Ärzte zu bewerten, um anderen die Suche nach dem richtigen Arzt zu erleichtern. <br><br> Preis: kostenlos
Meine Medizin
Die App „Meine Medizin“ ist für alle Menschen, die regelmäßig Medikamente einnehmen müssen. In der App speichern Sie alle Gesundheitsdaten wie Medikamente, Impfungen, Allergien ab und lassen sich per Erinnerungsfunktion an die Einnahme Ihrer Arzneimittel erinnern. Zudem können Sie alle Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel fotografieren und diese in der App dokumentieren. Damit vergessen Sie keine Medikamentennamen mehr. Mit der Funktion Ihre Daten per E-Mail zu versenden, können Sie Ihren Arzt über den aktuellen Stand Ihrer Medikamenteneinnahme informieren. <br><br> Preis: kostenlos
Diabetes Plus
Mit der App „Diabetes Plus“ verwalten Sie Ihren Blutzucker, Insulingaben, Blutdruck, Puls, Gewicht, Mahlzeiten und Sporteinheiten auf Ihrem iPhone. Ihre Medikamente tragen Sie zusätzlich ein. Insulinpumpenträger haben daneben die Möglichkeit Basalraten und Pumpenereignisse zu verwalten. Ihren Zucker werten Sie täglich und monatlich in einer übersichtlichen Liniengrafik aus. Ebenso zeigt „Diabetes Plus“ den Durchschnittsblutzucker, HbA1c, die durchschnittliche Insulingabe sowie die durchschnittliche Anzahl von Broteinheiten an. Alle Werte können Sie direkt an Ihren Arzt als Report zusenden oder diese als PDF abspeichern und direkt ausdrucken. <br><br> Preis: 3,99 Euro
Notfall-Medikamente
Die App „Notfall-Medikamente“ eignet sich für alle Ärzte, Notärzte, Sanitäter, Rettungsassistenten, Studenten oder auch die Intensivpflege. Neben den bereits vorhandenen Einträgen der gängigsten Präparate können Sie auch individuelle Medikamente in die Liste manuell einpflegen. Mit dem integrierten Rechner berechnen Sie die Dosierung zur Narkose-Einleitung, Aufrechterhaltung und Notfällen. Diese App ist auch für die Nutzung auf dem iPad optimiert. <br><br> Preis: 2,99 Euro
Erste Hilfe (auffrischen)
Die App „Erste Hilfe (auffrischen)“ wurde von der Realis Vertrags-GmbH in Zusammenarbeit mit der Johanniter-Unfallhilfe entwickelt. Sie können aus sechs Leitsymptomen auswählen und werden daraufhin automatisch zu den richtigen Maßnahmen geleitet. Hier finden Sie eine Step-by-Step-Anleitung mit Bildmaterial vor. Folgende Symptome werden erläutert: Stabile Seitelage, Herz-Lungen-Wiederbelebung, Anwendung des Defibrillators, Notruf direkt auslösen, lebensrettender Handgriff, Maßnahmen bei Verletzungen und Atemkontrolle. <br><br> Preis: kostenlos
ICD-10 Diagnoseauskunft
Wissen Sie was die Kürzel „E65“ oder „I10“ auf Ihrer Krankschreibung bedeuten? Mit der Gratis-App „ICD-10 Diagnoseauskunft“ der Technikerkrankenkasse entschlüsseln Sie Diagnosekürzel. Durch Eingabe des Codes zeigt die App an, um welches Krankheitsbild es sich handelt und gibt Informationen zur Krankheit und Synonyme zum Diagnosekürzel aus. Beispielsweise lesen Sie, dass „K36“ zur Kategorie der Krankheiten des Verdauungssystems gehört und auch als rezidivierende Blinddarmentzündung gehandelt wird. <br><br> Preis: kostenlos
Allergiehelfer
Durch Angabe Ihrer Standortes per GPS oder manueller Eingabe erhalten Sie Informationen über die aktuelle Luftbelastung durch Polle, UV-Strahlen, Feinstaub oder Ozon. Der „Allergiehelfer“ bietet zudem eine 2-Tages-Voraussage und aktualisiert seine Werte bis zu acht Mal täglich. Neben einer Favoritenspeicherung informiert Sie die App mit Text und Bildern zu den 14 Pollenarten. <br><br> Preis: kostenlos
Antibiotika Antiinfektiva
Die App „Antibiotika & Antiinfektiva“ basiert auf dem gleichnamigen Taschenbuch von Prof. Dr. Thalhammer und ist mehr für Ärzte als Patienten gedacht. Hier handelt sich nicht nur um eine Abbildung in Form eines eBooks, sondern um ein interaktives Nachschlagewerk. Dabei liefert Sie dem User Therapieempfehlungen und je nach Wahl eines Wirkstoffen eine Dosierungsangabe für Erwachsene und Kinder sowie für besondere Patienten. Angaben zu Nebenwirkungen, Erregerspektrum und weitere Informationen runden die App ab. <br><br> Preis: 30,99 Euro
PillReminder – Denk an mich
Die App PillReminder - Denk an mich für Ihre Erinnerung an die Pilleneinnahme. Sie denkt mit, ist einfach zu bedienen, bietet einen schnellen Überblick und viele individuelle Einstellungsmöglichkeiten. <br><br> Preis: Kostenlos
Apotheke vor Ort
Die Gratis-App „Apotheke vor Ort“ zeigt Ihnen die nächstliegende Apotheke per GPS oder per manueller Eingabe an. Dies ist vor allem für Notfall-Apotheken sehr hilfreich. Neben Informationen zur Apotheke können Sie per E-Mail Ihre persönlichen Arzneimittel bei der Apotheke vorbestellen oder wahlweise ein Foto des Verschreibungsrezepts versenden. Die E-Mail-Funktion wieder jedoch nicht von allen Apotheken angeboten. Per Fingertipp können Sie auch gleich telefonisch in Kontakt treten oder einen Rückruf anfordern. Besonders praktisch ist zudem die Funktion „Meine Arzneimittel“. Hier speichern Sie per Barcode-Scan oder manueller Eingabe der PZN-Nummer Ihre persönlichen Medikamente ab. <br><br> Preis: kostenlos
Arznei aktuell
In der kostenlosen App „Arznei aktuell“ steckt eine üppige Arzneimitteldatenbank, die alle wichtigen Informationen zu allen verschreibungs- und apothekenpflichtigen Medikamenten in Deutschland sowie „Medizinprodukte mit Arzneicharakter“ und OTX-Präparate enthält. Durch Download und Installation bestätigen Sie, dass Sie Angehöriger der Fachkreise im Sinne des §2 Heilmittelwerbegesetz (HWG) sind. Durch den Offline-Betrieb eignet sich „Arznei aktuell“ besonders für den Notdienst, im Flugzeug, im Krankenhaus, auf der Intensivstation und in ländlichen Gebieten mit schlechter Funkverbindung. Die Funktion „Med scan“ identifiziert schnell Medikamenten-Packungen und zeigt Ihnen Informationen wie Preis je Packungsgröße und ob es rezeptpflichtig ist, an. Mit Hilfe des Preisvergleichs zeigt die App günstigere Alternativen an. <br><br> Preis: kostenlos
Arztsuche Jameda
Die Ärztebewertungsplattform jameda.de gibt es auch als kostenlose App für Ihr iPhone oder iPad. Mit „Arztsuche jameda“ können Sie nach einem Arzt oder Facharzt via GPS-Lokalisierung in Ihrer Nähe suchen. Die Filteroptionen helfen außerdem Ihre Suchergebnisse z.B.: nach Öffnungszeiten oder akzeptierten Versicherungen einzugrenzen. Das Feedback zu einem Arzt von anderen Patienten hilft Ihnen zusätzlich um Ihre Auswahl zu treffen. Zudem haben viele Ärzte ein komplettes Profil mit Bildern der Praxis und dem Team sowie Informationen zu Behandlungsschwerpunkten und Leistungsspektrum angelegt. Nützlich ist die Funktion einer Online-Terminabfrage. Dies ermöglicht Ihnen, sich um einen anstehenden Ärztetermin zu kümmern, wann immer Sie möchten. Jedoch ist diese Funktion nicht von allen Ärzten freigeschaltet. <br><br> Preis: kostenlos
AsthmaCheck
Die kostenlose App „AsthmaCheck“ wurde von Lungenärzten entwickelt und soll Patienten helfen ihr Asthma selbstständig zu kontrollieren. Hierfür bietet Ihnen die App in Form eines Patiententagebuchs seinen Asthmaverlauf als Liste, Verlauf oder Kalender darzustellen und Sie an die Einnahme von Medikamnten oder Arztbesuche zu erinnern. Zusätzlich haben Sie die Möglichkeit mit einem 5-Punkte-Check (nach der Welt Asthma Organisation GINA) Ihren Asthmaverlauf zu testen. In der neusten Funktion erlaubt Ihnen „AsthmaCheck“ sogar Ihre Daten als PDF oder CSV zu exportieren und beispielsweise Ihrem Arzt vorzulegen. <br><br> Preis: kostenlos
Blutdruck Daten
Leiden Sie unter hohem oder zu niedrigem Blutdruck? Mit der kostenlosen Gesundheits-App von klier.net erfassen Sie Blutdruck, Puls, Datum und Uhrzeit sowie Kommentare und können dadurch Ihre Daten über einen beliebigen Zeitraum beobachten. Die App hilft mit übersichtlichen Statistiken bei der Auswertung der Daten und stellt Ihnen diese als PDF parat. Ihrem Arzt erleichtern Sie damit die Beurteilung und ermöglichen Ihnen zugleich eine bessere Behandlung. Mit der aktuellen Version erfassen Sie nicht nur Ihre Werte, sondern auch die Ihrer Mitmenschen. Zudem erlaubt die App Werte wie Blutzucker, Gewicht, Körpertemperatur und Ein- und Ausfuhr zu erfassen und stellt daneben noch einen BMI-, Salz- und Blutdruckrechner sowie ein Blutdruck-Lexikon parat. <br><br> Preis: kostenlos
Blutwerte PRO
Mit der App „Blutwerte Pro“ protokollieren Sie über 140 Blutwerte und können diese über Tage, Monate oder Jahre im Auge behalten. Der Verlauf der Werte wird tabellarisch und grafisch aufbereitet. Krankhafte Werte werden gekennzeichnet. Darüber hinaus bietet die App ein integriertes Lexikon, das einen Überblick über die medizinische Bedeutung einzelner Werte gibt. <br><br> Preis: 5,99 Euro

Neuer Anziehungspunkt für Healthcare-Start-Ups?

Ein Teil des Projekts liege in der Zertifizierung der Wearables, wie Vullinghs berichtet. Die Datenerhebung könne ausgedehnt werden auf Fragestellungen, wie viel ein Mensch sich bewegt oder wie lange und wie gut er schläft. "Das kann er dann mit dem Hausarzt besprechen." Eine Art Coaching für die Zielgruppe, die "ein bisschen Hilfe" braucht. "Das muss doch auch die Hausärzte interessieren", sagt Vullinghs.

Dies alles ist aber mit beträchtlichen Investitionen und Fördergeldern verbunden. Das Projekt wurde bei dem mit jährlich 300 Millionen Euro ausgestatteten Innovationsfonds des Bundes eingereicht. Krankenhäuser wie die Uniklinik Greifswald oder die in Schwerin, Karlsburg, Wismar oder Neubrandenburg sind ebenso eingebunden wie die wichtigsten Praxen oder Apotheken. In den Carecentern werden zunächst mehr als 60 Arbeitsplätze geschaffen.

Das Ziel von Chritian Schmidt der Unimedizin Rostock ist es, dass sich nach Etablierung der Plattform neue Firmen ansiedeln, die Technologien und Apps entwickeln. Für ein zweites Silicon Valley wird es wohl nicht reichen - aber möglicherweise für ein "Silicon Beach an der Ostsee". (dpa/fm)

3D-Druck in der Medizin
3D-Printing in der Medizin
Der 3D-Druck hat "das Zeug dazu", die Medizin zu revolutionieren: "customized medical devices" sollen künftig eine individuelle Therapie von Patienten sicherstellen. Doch das ist nur ein Einsatzbereich von vielen - in unserer Bildergalerie zeigen wir Ihnen, wie 3D-Printer im medizinischen Bereich genutzt werden.
Zahnmedizin
Zahnärzte treiben die 3D-Druck-Technologie voran: Etwa die Hälfte aller Dentalkronen und Brücken hierzulande stammt laut Experten aus industriellen 3D-Druckern. Der Einzug digitaler Technologien in die Dentalwelt hat die Herstellung dramatisch verändert. Arbeiteten Zahntechniker früher überwiegend per Hand mit Lötkolben, Brenner und anderen Instrumenten, nutzen sie heutzutage immer öfter Computer. Bis zu 450 individuelle Dentalkronen und Brücken lassen sich so innerhalb von 24 Stunden herstellen.
Customized medical devices
Maßgeschneiderte Implantate für den Schädel liefern 3D-Drucker ebenfalls. Von der möglichst exakten Passform über die Verträglichkeit bis hin zur Integration biologischer Funktionen - gerade im Kopfbereich sind die Anforderungen extrem hoch. In den Niederlanden haben Ärzte einer Patientin sogar schon eine komplette per 3D-Druck gefertigte Schädeldecke eingesetzt.
Hirnchirurgie
Gehirnchirurgen benötigen während einer Operation Geräte und Instrumente, die mit einem Höchstmaß an Präzision gefertigt worden sind. Nicht selten geht es um Bereiche des Gehirns, die nur wenige Millimeter groß sind. Hinzu kommt, dass die Gehirnstruktur jedes Menschen einzigartig ist. Die 3D-Druck-Industrie liefert den Medizinern mittlerweile genau angepasste Hilfsmittel – wie die Plattform auf dem Bild - für schwierige und komplizierte Eingriffe.
Implantologie
Die Implantologie gehört mittlerweile zu den wichtigsten Medizinfeldern und entwickelt sich zur echten High-Tech-Medizin. Sehr häufig werden Hüft- und Kniegelenke ersetzt, da sie oft von Abnutzungserscheinungen betroffen sind. Auch die auf dem Bild zu sehende Hüftimplantat-Pfanne stammt aus einem industriellen 3D-Drucker. Das Hüftgelenk ist das größte Gelenk des Menschen, es ermöglicht die Bewegung zwischen Rumpf und Bein. Nach Schätzungen von Experten werden erst zwei Prozent der eingesetzten Hüftpfannen per 3D-Druck gefertigt. Dort gibt es also noch viel Potenzial.
Wirbelsäulenchirurgie
Auf den ersten Blick sehen sie etwas unscheinbar aus, aber aus Sicht von Chirurgen und Patienten sind es kleine Wunder: technische Ersatzbauteile aus Kunststoffen oder Metallen für die Wirbelsäule. Sie verstärken die Wirbelsäule. Solche Produkte dienen zum Beispiel auch als Ersatz für defekte Wirbel.
Herzchirurgie
Ein originalgetreuer Aortabogen – ein Beispiel für den rechnergestützten Organmodellbau. Dabei stellt man per 3D-Druck maßgenaue, dreidimensionale Modelle der menschlichen Anatomie her. Ärzte und Chirurgen können bei der Operationsvorbereitung an 3D-gedruckten Modellen üben und bekommen so ein besseres Verständnis für den geplanten Eingriff.
Herzchirurgie
Das Herz aus dem 3D-Drucker ist längst Realität. Mit solchen per 3D-Druck gefertigten Organmodellen lassen sich komplexe Anatomien gut darstellen. Die Produkte aus den industriellen 3D-Druckern dienen deshalb auch zu Lehrzwecken. Auf diese Weise können Forscher und junge Ärzten in der Ausbildung den genauen Verlauf der Blutgefäße und die Strukturen eines Organes besser verstehen.
Exoprothesen
Der unterschenkelamputierte Kletterenthusiast C. J. Howard aus Nordkalifornien trägt eine Fußprothese, die er zusammen mit seiner Kletterfreundin Mandy Ott, einer Luft- und Raumfahrtingenieurin, entwickelt hat. Es handelt es sich um eine lasergesinterte Kletterprothese aus Titan. Sie wiegt etwa 2,3 Kilogramm. Um das Gewicht möglichst gering zu halten, wurde sie hohl gefertigt. Zudem hat sie weder Nähte noch Befestigungsmittel.
Gefäßchirurgie
Das Metallgeflecht erinnert an ein Kunstwerk, rettet aber Leben. Es handelt sich um einen per 3D-Druck gefertigten Stent zur Gefäßunterstützung. So kann eine Arterienverkalkung dazu führen, dass Blutgefäße immer enger werden. In solchen Fällen setzen Ärzte bei den Patienten Stents ein. Und auch die stammen mittlerweile zum Teil aus der additiven Fertigung.
Laser-Sinter-Anlage
Eine Laser-Sinter-Anlage in Aktion: Ein Schieber verteilt im Inneren des 3D-Druckers eine dünne Schicht pulverisierten Materials - Kunststoff oder Metall - auf eine Bauplattform. Ein Laserstrahl schmilzt die Kontur nach programmierten Konstruktionsdaten auf. Die Arbeitsplatte senkt sich minimal, der Schieber verteilt eine neue Materialschicht. Der Laser schmilzt die definierten Stellen erneut, so dass sich die Schichten dort verbinden.