Ständige Erreichbarkeit

Smartphone setzt Führungskräfte unter Stress

26.03.2013 von Andreas Schaffry
Die meisten Führungskräfte sind rund um die Uhr erreichbar. Das führt auf Dauer zu Stress und macht krank, so eine Studie der TU München und Mercer.
Führungskräfte leiden unter Stress, wenn sie auch außerhalb der Arbeitszeiten ständig auf dem Smartphone erreichbar sind.
Foto: Mercer

Wir leben in einer Always-on-Gesellschaft: Per Smartphone sind Führungskräfte mit allem und jedem verbunden und zwar zu jeder Zeit. 98 Prozent der deutschen Führungskräfte sind außerhalb der regulären Arbeitszeit zumindest zeitweilig über das Smartphone beruflich erreichbar.

98 Prozent sind immer und überall erreichbar

Das heißt: Nur zwei Prozent sind nach Feierabend für Kollegen oder Geschäftspartner nicht zu erreichen und lesen auch keine arbeitsrelevanten E-Mails. Das hat eine aktuelle Studie mit dem Titel "Stressfaktor Smartphone" herausgefunden, für die die Management-Beratung Mercer zusammen mit der Technischen Universität München 150 deutsche Führungskräfte befragt hat.

Laut Umfrage rufen selbst im Urlaub 84 Prozent der Entscheider über ihr Mobilgerät zu bestimmten Zeiten geschäftlich relevante E-Mails ab oder telefonieren mit Kollegen, Vorgesetzten oder Kunden. Ein Viertel der Umfrageteilnehmer gab an, auch im Urlaub häufig oder jederzeit erreichbar zu sein.

Die ständige Erreichbarkeit verändert nicht nur die Arbeitsweise in der Geschäftswelt, sondern auch das Verhalten im Privatleben - zum Nachteil der Betroffenen. 86 Prozent der deutschen Manager fühlen sich durch die ständige Erreichbarkeit über Mobilgeräte in ihrer arbeitsfreien Zeit zumindest zeitweise gestresst.

Laut Mercer-Studie nutzen fast alle Führungskräfte ihr Smartphone beruflich auch außerhalb der Arbeitszeiten.
Foto: Mercer

Laut Umfrage nutzen 70 Prozent der Führungskräfte ein und dasselbe Smartphone sowohl für berufliche wie auch private Zwecke.

Grenze zwischen Arbeit und Freizeit schwindet

Dadurch verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit immer mehr. Auf einer Skala von eins (= nie gestresst) bis vier (stets gestresst) gaben nur 13 Prozent der Befragten an, dass sie in der Freizeit durch Always-On keinen erhöhten Stress empfinden.

35 Prozent teilten mit, dass die permanente Erreichbarkeit sie immer oder sehr häufig belastet. 19 Prozent fühlen sich dadurch weniger und 32 Prozent kaum unter Druck gesetzt. Im Arbeitsalltag sind dagegen lediglich 16 Prozent bei der Erledigung ihrer Aufgaben per Smartphone immer oder sehr häufig gestresst. Für 29 Prozent ist der der Umgang mit dem Smartphone in der Arbeit selbstverständlich, denn sie fühlen sich dadurch nie unter Druck gesetzt.

Mehr Mobilität, zu wenig Regeneration

Die Zeiten für die Erholung und Regeneration vom Berufsstress sind zu kurz, was Führungskräfte auf Dauer krank macht - so das Fazit der Studienautoren. Die durch ein Smartphone erzielte höhere Mobilität und Flexibilität werde somit teuer erkauft. Positiv wird jedoch registriert, dass in Unternehmen das Bewusstsein für die potenziellen gesundheitlichen Probleme wächst, die durch zu kurze Erholungsphasen aufgrund der ständigen Erreichbarkeit entstehen können.

So hätten einige Firmen bereits Maßnahmen zur Entlastung der Mitarbeiter ergriffen, etwa indem Mobilgeräte nach der regulären Arbeitszeit abgeschaltet werden. Diese Regelungen gelten jedoch meist für Tarifmitarbeiter. In nur drei Prozent der Betriebe sind Maßnahmen auch für das Führungspersonal umgesetzt.

Treiben Sie Sport ...
... und ziehen Sie Yoga und weitere Meditationsübungen in Betracht. Diese Übungen sind die besten Mittel gegen Stress und tragen dazu bei, Stressgefühle abzubauen. Ganz abgesehen vom gesundheitlichen Nutzen dienen die Trainings auch dazu, den Stress besser zu managen.
Lernen Sie gut zu atmen
Obwohl wir natürlich seit unserer Geburt atmen, wissen die meisten von uns nicht, wie man richtig atmet. Viele atmen in einer oberflächlichen Art und Weise - besonders in stressbetonten oder unruhigen Zeiten. Tiefes Atmen durch den Bauch kann zur inneren Ruhe beitragen. Und es hilft, in unbequemen und angespannten Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren.
Bringen Sie ihre Mitarbeiter an einen Tisch, um über jetzige schwere Zeiten zu sprechen
Wer sich die Zeit nimmt um darüber zu sprechen, wie die vielen Veränderungen und Schwierigkeiten am Arbeitsplatz die einzelnen Mitarbeiter bewegen, kann die Arbeitsmoral heben. Es ist ein Fehler zu glauben, Menschen seien nicht verängstigt und besorgt und der Arbeitsplatz sei davon nicht betroffen.
Fordern Sie zu positiven, lösungs-orientierten Antworten auf
Die Zeiten sind angespannt und schwierige Veränderungen in Organisationen sind die Regel. Daher sind Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit und Offenheit so wichtig. Heute ist es mehr als je zuvor entscheidend, eine positive Einstellung in der Belegschaft auszulösen. Stellen Sie Fragen, die zu Lösungen ermuntern wie "Was läuft heute gut, was sind unsere Stärken, wie möchten wir, dass dieses Unternehmen aussieht?"
Seien Sie mit den Gedanken und mit dem Herzen bei der Sache.
Leute arbeiten intensiver für das, woran sie glauben und was sie zur Schaffung beigetragen haben. Das ist ein entscheidender Punkt, der während einer tiefgreifenden Umgestaltung am Arbeitsplatz geprüft werden muss. Was das mögliche Ausmaß des Arbeitsplatz-Wandels betrifft, sollten Mitarbeiter frühzeitig in die Entwicklung einbezogen werden.
Lernen Sie Ihre eigenen Gefühle zu erkennen
Bücher, Gruppen, Familie und enge Freunde sowie Trainer können wichtige Quellen sein, um sich den eigenen Gefühlen bewusster zu werden. Auch kann man dadurch leichter lernen, mit diesen Gefühlen umzugehen, um sich über sein Verhalten im Klaren zu werden. Besonders sollte man darauf achten, wie man andere Menschen anspricht.
Geben Sie als Führungskraft ein gutes Beispiel
Was man tut oder lässt, hat direkten Einfluss darauf, was Mitarbeiter glauben, was akzeptabel ist. Seien Sie ein überzeugendes Beispiel dafür, dass ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Beruf und Privatleben von Bedeutung ist. Essen Sie mit anderen zu Mittag und motivieren Sie Kollegen dazu mitzukommen. Auch Spaß und Lachen am Arbeitsplatz sind erwünscht, da dies Stress reduzierende Faktoren sind.
Nehmen Sie sich Zeit für gute Nachrichten
Wer sich immer nur auf das Negative konzentriert, tut weder seiner Gesundheit noch seiner Denkweise einen Gefallen. Und seien wir ehrlich: Der Anteil an positiven und erbaulichen Geschichten in den Nachrichten fällt eindeutig spärlich aus. Es ist extrem wichtig, sich so gut wie möglich von jeglichem Trübsal abzukapseln und wieder mit Leuten Kontakt aufnehmen bzw. Dinge zu tun, die Spaß machen.
Halten Sie sich von überflüssigen Dingen frei
Konzentrieren Sie sich auf den Kern Ihrer Arbeit. Jetzt ist Zeit, mit den Mitarbeitern Prioritäten zu setzen und sich darüber Gedanken zu machen, welche Projekte einen perfekten Lösungsansatz erfordern. Nicht jedes Projekt kann an oberster Stelle stehen. Gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten sind Brainstorming-Sitzungen wichtiger denn je.