Nachwuchs-Talente

So profitiert die IT-Abteilung von Praktikanten

29.08.2012 von Andrea König und Tam Harbert
Sie bringen einen ungewöhnlichen Blick auf Probleme und Technik mit: Wer Praktikanten etwas bietet und sie gut betreut, kann selbst Nutzen daraus ziehen.
Praktikanten sind in ihrer Herangehensweise noch nicht festgefahren - und genau davon können Unternehmen profitieren.
Foto: Aaron Amat - Fotolia.com

Praktikanten möchten herausfinden, ob eine IT-Laufbahn das Richtige für sie ist, praktische Erfahrungen sammeln oder verschiedene Spezialgebiete kennenlernen. Tam Harbert von unserer amerikanischen Schwesterpublikation Computerworld zeigt, dass ein Praktikum nicht zwangsläufig bedeuten muss, dass man einem Experten wochenlang auf Schritt und Tritt folgt oder die immergleichen anspruchslosen Aufgaben übernehmen muss.

Im Gegenteil: Praktikanten können während ihres Einsatzes einen wertvollen Beitrag leisten. Herbert geht sogar noch einen Schritt weiter: Sie können durch ihre Perspektive auf Probleme und Prozesse bereichern. Und sie gehen ganz anders mit neuen Technologien - zum Beispiel sozialen Netzwerken - um als die Generationen vor ihnen. Alex Kern etwa hat als 18-Jähriger während eines Praktikums dabei geholfen, eine Software zu entwickeln, die die NASA bald einsetzen wird.

Einsatz von Praktikanten strategisch anlegen

Damit so etwas möglich ist, müssen Unternehmen die Voraussetzungen dafür schaffen. Experten fordern daher, den Einsatz von Praktikanten strategischer anzugehen. Arbeitgeber sollten Praktika planen und strukturieren und darauf achten, dass sie die Praktikanten in einer Abteilung einsetzen, die zu ihren Interessen passt. Wer alles richtig machen möchte, sollte den Schülern oder Studenten zuhören und ihnen die Möglichkeit geben, sich mit eigenen Ideen einzubringen. Wichtig ist auch ein direkter Ansprechpartner, der sich verantwortlich fühlt und die Praktikanten unter seine Fittiche nimmt.

Der oben erwähnte 18-jährige Alex Kern hat sein Praktikum im Jet Propulsion Laboratory (JPL) absolviert. Das Laboratory gehört zum California Institute of Technology und arbeitet außer für die NASA auch für das Pentagon und weitere staatliche Einrichtungen. Bei JPL fordert man die Praktikanten und lässt sie in wichtigen Projekten mitarbeiten. Dabei macht der Arbeitgeber ihnen jedoch nicht allzu viele Vorgaben, damit sie sich mit eigenen Ideen einbringen können. Geschäftsführer Charles Elachi selbst hat vor 35 Jahren während eines Sommerpraktikums seine ersten beruflichen Erfahrungen gesammelt. Die Praktikanten begreift er als die Zukunft des Unternehmens, deshalb sind ihm ihr Einsatz und ihre Förderung so wichtig. Den jungen Leuten erscheint nichts unmöglich und genau von dieser Herangehensweise profitiere man bei JPL sehr, erzählt er im Gespräch mit Computerworld. Praktikant Kern hat seinen Mentor während des Praktikums so beeindruckt, dass dieser ihn fragte, ob er nicht vor dem gesamten Lab einen Vortrag über Cloud Computing halten möchte. Die Cloud-Software, an der Kern während seines Praktikums beteiligt war, hat JPL zum Patent angemeldet. Auf dem Antrag steht auch Kerns.

Dass Angestellte im Weißen Haus Routineaufgaben seit rund einem Jahr effektiver erledigen, ist der Verdienst von Praktikanten. Anfang 2011 kontaktierte ein 28-jähriger Informatikstudent Brook Colangelo, den CIO of the Executive Office of the President. Dem Studenten war während seines Praktikums aufgefallen, dass Angestellte viel Zeit damit verbrachten, Daten händisch von einer Exceltabelle in eine andere zu übertragen. Er entwickelte ein Makro, um den Prozess zu beschleunigen.

Spezielle IT-Praktikantenprogramme

CIO Colangelo gefiel diese Idee so gut, dass er ein Team aus vier Praktikanten bildete, das im Unternehmen weitere Abläufe identifizieren sollte, bei denen solche Effizienzsteigerungen durch den Einsatz von IT möglich wären. Das Software Automation and Technology (SWAT) Team sieht sich genau an, wie Angestellte ihre Aufgaben erledigen und fragt bei den Mitarbeitern nach, welche Abläufe sie frustrieren oder ihnen viel Zeit rauben. Dann starten die Praktikanten direkt mit der Entwicklung. Colangelo hat das Team mittlerweile auf sieben Praktikanten erweitert. Damit möchte er nicht nur die internen Prozesse verbessern, sondern IT-Studenten für eine Laufbahn in der Public IT begeistern.

Beim Energieversorger We Energies hat man jahrelang nur wenig Aufwand für Praktikanten betrieben. Um dies zu ändern, wurde unter anderem ein spezielles IT-Praktikantenprogramm ins Leben gerufen. Abteilungen müssen jetzt vorab darlegen, für welche Aufgaben sie Praktikanten einsetzen möchten. Das erleichtert es den Koordinatoren, für Studenten die passende Abteilung zu finden. Wer am IT-Praktikantenprogramm teilnimmt, kommt zwei Sommer in Folge ins Unternehmen. Das hat den Vorteil, dass man unterschiedliche Abteilungen kennenlernen und sich weiterentwickeln kann. Koordinator Jon Brewer zieht eine durchweg positive Bilanz: Seit Ende 2011 haben fünf ehemalige Praktikanten ihr Studium beendet. Jedem von ihnen hat We Energies eine Festanstellung angeboten und sie haben alle zugesagt.