7 Wege zum Wettbewerbsnachteil

So scheitert IT-Weiterbildung

10.05.2023 von John Edwards
Diese Worst Practices im Bereich IT-Weiterbildung sollten Sie sich sparen.
Endlich wieder Zeit für IT-Weiterbildung?
Foto: Elnur - shutterstock.com

Maximale Leistung und Produktivität heißt im Fall von IT-Teams, die neuesten technologischen, geschäftlichen und sicherheitsrelevanten Entwicklungen im Blick zu haben. Was dabei leider allzu häufig nicht zur Sprache kommt: Die Fehler der Führungskräfte, wenn es darum geht, ein qualitativ hochwertiges und zielführendes IT-Schulungsprogramm einzurichten und zu monitoren.

Steve Ryan, Manager beim Cloud-Lösungsanbieter BARR Advisory, formuliert es wie folgt: "Wenn Sie Schulungen als 'Abhak'-Übung auf der To-Do-Liste betrachten, vermitteln Sie Ihrem Team die Botschaft, dass Ihnen die Inhalte, die transportiert werden sollen, eigentlich egal sind. Und diese Einstellung wirkt ansteckend."

Sie sollten sich also die Frage stellen, ob Ihr IT-Schulungs- oder Trainingsprogramm Ihre Mitarbeiter und Ihr Unternehmen wirklich voranbringt. Wenn Sie eine oder gar mehrere der folgenden Worst Practices identifizieren, stehen die Chancen dafür denkbar schlecht.

1. Falsche Ziele priorisieren

Ein großer Fehler vieler Führungskräfte: Sie verlassen sich auf Schulungs- und Weiterbildungsstrukturen, die die Karriere- über die Kompetenzentwicklung stellen. "Das führt zu einer Kultur des 'Ladder Climbing' statt zu einer, die auf kontinuierliches Lernen, Weiterbildung und Optimierung fokussiert", weiß Nicolás Ávila, US-CTO beim Softwareunternehmen Globant.

Um das Engagement der Teams aufrechtzuerhalten und diese zu befähigen, ihre Ziele zu erreichen, schlägt der Manager vor, Skill-Building zu individualisieren und auf regelmäßige, fachspezifische Missionen zu setzen: "Zu experimentieren erweitert das Fachwissen, insbesondere in einem sich schnell entwickelnden Bereich wie der Technologie", erklärt Àvila. "Hier ist die Fähigkeit, sich viele neue Kompetenzen anzueignen, der Schlüssel zum Erfolg - sowohl aus Karriere-, als auch aus Unternehmensperspektive. Eine Kultur der Weiterentwicklung führt darüber hinaus zu einer zufriedeneren und engagierteren Belegschaft, was die Fluktuationsrate senken kann."

Ohnehin sollten Sie nach Meinung des Globant-CTOs mehr die Stagnation als die Fluktuation fürchten: "Wenn Sie das richtige Team haben, werden vielleicht einige Mitglieder das Unternehmen verlassen. Wenn Sie das falsche Team haben, werden wahrscheinlich alle bleiben und Ihr Unternehmen langsam aber sicher irreparabel schädigen."

2. Soft Skills nicht würdigen

Laut Sharon Mandell, CIO bei Juniper Networks, ist es ein gravierender Fehler, sich in Sachen Weiterbildung ausschließlich auf technische Kompetenzen zu konzentrieren. Wichtige berufliche Skills wie Geschäftssinn, Kommunikationsmanagement und Führungsqualitäten dürften schließlich nicht vernachlässigt werden. "Manche nennen das 'Soft Skills'. Ich finde, man sollte diese Fähigkeiten eher als Kernkompetenzen betrachten", unterstreicht die IT-Entscheiderin ihren Standpunkt.

Mit Teammitgliedern, die nicht mit Kollegen und Stakeholdern kommunizieren und sie in die richtige Richtung lenken können, sei es unwahrscheinlich, Lösungen zu entwickeln, die für alle Beteiligten funktionieren, meint Mandell. Ihr Rat: "Stellen Sie stattdessen lieber sicher, dass im Rahmen ihrer Schulungsinitiative technische und ergänzende Kernkompetenzen eine gleichermaßen wichtige Rolle spielen."

Einen ausgewogenen Ansatz sieht die Juniper-Managerin dabei als Schlüssel dazu, dass Weiterbildungsinitiativen maximale Wirksamkeit entfalten: "Wenn man darauf fokussiert, ausgewogene Teams zu bilden, denkt man langfristig. Außerdem bauen Sie so eine nachhaltige und widerstandsfähige Organisation auf und nicht nur technische Fähigkeiten für den aktuellen Status Quo. Sie sollten nicht zulassen, dass Dringlichkeiten Ihre langfristige Strategie beeinträchtigen."

3. Change Management versäumen

IT-Entscheider, die der Zeit voraus sein und übergreifende Business-Ziele erreichen wollen, sollten sich für kontinuierliches Lernen, Weiterentwicklung und Business Alignment gleichermaßen starkmachen, rät Dalan Winbush, CIO beim Plattformanbieter Quickbase.

Der IT-Entscheider warnt: "Da sich Technologie ständig verändert, muss das IT-Personal über neue Innovationen auf dem Laufenden bleiben, um seine Aufgaben weiterhin effektiv erfüllen zu können. Business Alignment auf Kosten von kontinuierlichem Lernen und Wachstum zu priorisieren, kann zu einem Mangel an Innovation und Stagnation führen - und die Möglichkeit, Unternehmensziele zu erreichen, rückt in weite Ferne."

Rasante Fortschritte gibt es dabei übrigens auch in Sachen Schulungs- und Weiterbildungstechnologie: Auch in diesem Bereich haben künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen das Potenzial, bessere Ergebnisse hervorzubringen. Zum Beispiel, indem sie hochgradig fokussierte, arbeitsplatz- und geschäftsrelevante Handlungsanweisungen mit individualisierten Lernerfahrungen kombinieren.

4. Diversity vernachlässigen

Seine IT-Teammitglieder nicht als einzigartige Individuen zu betrachten, führt im besten Fall zu uneinheitlichen Schulungsergebnissen. "Diversity bezieht sich auch auf die einzigartige Art und Weise, wie wir über Informationen denken und diese verarbeiten. Die Unterschiede prägen dabei, wie wir lernen und interagieren", meint Ashwin Sadasiva Kumar, Senior Vice President, Learning and Campus Head, bei der IT-Beratung Virtusa.

Sie empfiehlt IT-Führungskräften, Schulungsmodule zu entwerfen, die allen Lernstilen gerecht werden: "Manche Menschen sind visuelle Denker, während andere dabei eher analytisch oder kreativ vorgehen. Perspektiven sind wichtig - deswegen ist es auch eine vielfältige Weiterbildung. Sie ermöglicht Ihrem Team, Probleme und Herausforderungen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Das kann zu innovativeren Lösungen und besseren Entscheidungen führen."

Um dahin zu kommen, appelliert Kumar an CIOs, ihre Schulungsperspektive zu erweitern und die Bedürfnisse ihrer Teams in den Blick zu nehmen: "Das fängt damit an, Mitarbeiter zu ermutigen, kreativ und neugierig zu sein. Gleichzeitig muss man den Arbeitsplatz so gestalten, dass die individuelle Entwicklung im Vordergrund steht. Mitarbeiter wollen gehört und anerkannt werden und sich aktiv einbringen können. Kurzum: Sie wollen motiviert werden."

5. Irrelevanz übersehen

"IT-Führungskräfte neigen zur Annahme, dass die meisten Mitarbeiter die Bedeutung von Schulungen verstehen und wissen, wie diese mit ihrer Tätigkeit zusammenhängen", konstatiert Orla Daly, CIO beim Softwareanbieter Skillsoft, und fügt hinzu: "Das ist häufig allerdings nicht der Fall."

Nach Meinung des IT-Entscheiders wollten IT-Profis vor allem mit relevanten Inhalten geschult werden. Wenn Teammitglieder nicht nachvollziehen könnten, warum ein bestimmtes Schulungsprogramm oder eine spezifische -Session notwendig sind, würden sie auch dessen Wert nicht erkennen. "In diesem Fall werden sie Ihr Schulungsprogramm wahrscheinlich als unnötige und lästige Pflicht wahrnehmen. Die Folge ist, dass die Inhalte, Botschaften und Erkenntnisse nicht ankommen und verinnerlicht werden", erklärt Daly und warnt: "Das macht nicht nur den Zweck der Schulung zunichte, sondern kann auch zu Frustration und Desinteresse innerhalb des Teams führen. IT-Profis wollen sich im Regelfall beruflich weiterentwickeln. Können Sie das nicht, verlieren sie möglicherweise die Motivation oder ziehen sogar einen Jobwechsel in Betracht."

Um die Relevanz ihrer Schulungen zu erhöhen, müssten IT-Führungskräfte Hemmnisse erkennen und abbauen - etwa Kurse, die die vollen Zeitpläne zusätzlich überfrachten oder gar Freizeit in Anspruch nehmen. "Es bedeutet auch, die Weiterbildung mit der Karriereentwicklung zu verbinden", konstatiert der IT-Entscheider.

6. Abkürzungen nehmen

"Weiterbildungen und Schulungsinitiativen sollten nie nur ein nachträglicher Gedanke sein und von daher mit angemessenen Ressourcen in Form von Geld, Zeit und professionellen Trainern ausgestattet werden", ist Randall Trzeciak überzeugt. Der Dozent für Informatik an der Carnegie Mellon University appelliert: "Lassen Sie nicht zu, dass eingeschränkte Ressourcen verhindern, dass alle relevanten IT-Mitarbeiter - einschließlich des sekundären Support-Personals - geschult werden."

Im Gegensatz zu guten Weinen oder Blue Jeans würden IT-Schulungsprogramme nämlich nicht besonders gut altern, weiß der IT-Profi: "Stellen Sie sicher, dass die IT-Skills ihres Teams mit dem Wandel Schritt halten und dass Sie die Effektivität Ihrer Weiterbildungsinitiativen messen können."

7. Einmalig schulen

Pro Jahr eine IT-Schulung und das war's dann? Wenn Sie dieses Mindset aufweisen, sollten Sie noch einmal in sich gehen. Oder Sie schneiden sich eine Scheibe von BARR-Manager Ryan ab. Dieser ist davon überzeugt, dass der beste und effektivste Schulungsansatz darin besteht, Ihre Teammitglieder unterbewusst weiterzubilden. Schließlich würden immer mehr Unternehmen nicht nur formale Weiterbildungsprogramme anbieten, sondern Schulungen zu einem integralen Bestandteil des Arbeitsalltags machen.

Als Beispiel führt er Security-Awareness-Schulungen an: "Das bedeutet, regelmäßige Erinnerungen an die Mitarbeiter zu verschicken, regelmäßige Sensibilisierungsübungen für Phishing und Reporting durchzuführen. Dabei sollten Sie möglichst Anreize für die Mitarbeiter schaffen, sich zu verbessern, indem Sie die Lernerfahrung spielerisch gestalten." (fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation CIO.com.