Top-Down-Ansatz entscheidend - Business muss treiben

SOA braucht strikte Governance

28.03.2006 von Rolf Röwekamp
Service-orientierte Architekturen (SOA) haben nur Erfolg, wenn Business und IT zusammen arbeiten. "Bei Service-orientierten Architekturen (SOA) geht es immer nur um Geschäftsprozesse. Alle rein technischen Ausgaben dafür sind vergeudetes Geld", brachte es Analystin Martha Bennett von Forrester auf eine Formel.

Alle Redner auf der "SOA Days Business Conference" im Post Tower am Ufer des Rheins in Bonn waren sich einig, dass SOA vom Business Top Down getrieben werden muss. Entscheidend für den Erfolg einer SOA-Einführung ist es für Bennett, wie gut das Verhältnis zwischen IT und Business im Unternehmen ist. Es sei egal, aus welcher Branche ein Unternehmen komme und wie ausgereift die IT sei.

Eine SOA setzt zudem eine starke IT-Governance voraus, auch darin stimmten alle Redner überein. Konferenzveranstalter Deutsche Post Brief hat deswegen die IT als Teil des Business verankert: CIO Johannes Helbig ist zugleich IT-Bereichsvorstand. Mit dieser Funktion bündelt die Post die Verantwortung der Fachbereiche, denn Insellösungen im Konzern schließen einheitliche und wieder verwendbare Services aus.

Bei der Post Brief arbeiten rund 35 Business-Prozess-Analysten. Als Prozess-Modellierer beraten sie das Management in den Fachbereichen bei Projekten. Eine Gruppe von zwölf Architekten kümmert sich schließlich um die Struktur der SOA.

Während Post Brief seit rund sechs Jahren Erfahrungen mit dem Bau einer SOA sammelt, hat der Energiekonzern Vattenfall Europe mit ersten Schritten begonnen. Im vergangenen Jahr hat CIO Hans Rösch eine SOA-Studie erstellt und ein Governance-Modell aufgesetzt. Im Architektur-Board sitzen der CIO als Vorsitzender sowie Business Information Officer (BIO), IT-Operations sowie ein externer Berater. Dieses Gremium entscheidet künftig über die Vorlagen untergeordneter Gremien.

In der Studie hat Vattenfall unter anderem die wichtigsten Anwendungen im Konzern definiert, eine Referenzarchitektur erarbeitet und eine SOA-Roadmap aufgestellt. Bislang gibt es nur erste Pilotprojekte, die noch von der IT getrieben wurden. Jetzt muss das Feedback aus den Fachbereichen kommen, um geeignete Services zu finden und mit einem größeren Projekt zu starten.

Zwar steht Vattenfall erst am Anfang der langen Reise zu einer SOA. Doch spiegelt der Energieversorger beispielhaft den aktuellen Stand in den meisten Unternehmen wider: Viele CIOs beginnen gerade erst damit, sich ernsthaft Gedanken über eine SOA zu machen und sie zu realisieren.

So wundert es auch nicht, dass nur sehr wenige Anwender bei den SOA-Days auf der Bühne standen und über Erfahrungen berichteten. Fundierte Erkenntnisse besitzen erst wenige Konzerne wie die Post, weswegen dies vermutlich auch nicht die letzten SOA Days waren.