Firmen vernachlässigen Software-Qualität und Testing

Software-Defekte kosten jährlich 14 Millionen Euro

01.09.2008 von Christiane Pütter
Sieben von zehn IT-Entscheidern bezeichnen das Debugging in ihrem Unternehmen als problematisch. 62 Prozent wollen ihre Strategie dennoch nicht ändern. Laut IDC wird die Software-Entwicklung durch Multicore-Anwendungen, SOA und Web 2.0 immer komplizierter.
Zahl der Bugs, die ein Jahr nach dem Release einer neuen Software auftreten.

Die neue Software ist kaum ein Jahr alt und weist schon bis zu zehn kritische Defekte auf. Alltag für einen IT-Entscheider, wie die Analysten von IDC in ihrer Studie "Improving software quality to drive business agility" schreiben. Ihr Fazit: Die Maßnahmen zur Sicherung der Software-Qualität reichen nicht aus.

Die Analysten haben versucht, dieses Problem in Dollar und Cent umzurechnen. Ihr Beispiel: Ein Entwickler kostet 68 Dollar pro Stunde und braucht 30 Stunden, um einen Defekt zu finden und zu reparieren. Macht 2.040 Dollar. Dabei berichten 41 Prozent der Studienteilnehmer von einem bis zehn Bugs binnen Jahresfrist. Bei jedem Vierten sind es elf bis 25 Fehler, bei 16 Prozent sind es 26 bis 50.

46 Prozent der Befragten erklären, die Behebung nähme zwischen zwei und fünf Arbeitstagen in Anspruch. 21 Prozent geben eine Dauer von sechs bis zehn Tagen an. Unterm Strich summiert sich das Debuggen auf 5,2 Millionen Dollar (mittelgroße Firma mit 100 Entwicklern) bis 22 Millionen Dollar (416 Entwickler). Das entspricht jährlich 14 Millionen Euro.

Nicht eingerechnet sind Kosten durch den Ausfall von Anwendungen, Anrufe beim Support und schwer greifbare Faktoren wie Imageverlust oder Beschädigung der Marke.

IDC hat Ursachenforschung betrieben und stellt fest, dass die Entwicklung von Software vor allem durch den Bedarf an Multicore-Anwendungen (71 Prozent der Nennungen) verkompliziert wird. Fast zwei von drei Befragten (63 Prozent) erwarten, dass sich dieser Trend fortsetzt. Stichworte sind Service-orientierte Architekturen (SOA) oder Web 2.0, die die Einbindung von verschiedensten Applikationen und Nutzer-Gruppen möglich machen sollen.

Knapp jeder zweite Entscheider (48 Prozent) beobachtet, dass die Codes heute komplexer sind als noch vor zwei Jahren. 15 Prozent geben an, sie seien sogar "sehr viel" komplexer.

Schlechte Software als Schicksal

72 Prozent der Befragten bezeichnen ihre Debugging-Prozesse denn auch als problematisch. Dabei wollen sich die meisten offenbar in ihr Schicksal ergeben, denn 62 Prozent erklären, ihr Fehler-Management und Testing entweder nicht verbessern zu können oder nicht verbessern zu wollen. Das sieht IDC allerdings anders und rät vor allem, das Analysieren und Testen von Code zu automatisieren.

53 Prozent der befragten Unternehmen entwickeln ihre Software selbst. Zu den restlichen 47 Prozent zählen die Analysten nicht nur Firmen, die Dienstleister ins Haus holen oder sich für Offshoring entscheiden, sondern auch Nutzer von Open Source.

Die Studie "Improving software quality to drive business agility" hatte das US-Unternehmen Coverity, ein Anbieter im Bereich automatischer Optimierung von Softwarequalität und -sicherheit in C/C++ und Java, in Auftrag gegeben. IDC hat mit 139 Entscheidern aus US-Unternehmen gesprochen. Die Analyse steht auf dem Internet-Auftritt von Coverity als White-Paper zum Download bereit.