Nuance SpeechMagic

Spracherkennung ermöglicht 24-Stunden-Schicht

12.10.2009 von Hartmut  Wiehr
Das Zentralröntgeninstitut der Krankenanstalt Rudolfstiftung der Stadt Wien verfügt über längere Erfahrung mit den Einsatzmöglichkeiten von Spracherkennung in der Radiologie. Wie Professor Dimiter Tscholakoff, Vorstand des Instituts, erklärt, wurden dadurch der 24-Stunden-Service optimiert und die Arbeitsbelastung des nicht-ärztlichen Personals reduziert.
Professor Dimiter Tscholakoff, Vorstand des Zentralröntgeninstituts der Krankenanstalt Rudolfstiftung der Stadt Wien.

Könnten Sie kurz die Eckdaten Ihrer Installation nennen?

Dimiter Tscholakoff: Am Zentralröntgeninstitut haben wir 2001 die Spracherkennung Nuance SpeechMagic eingeführt. Derzeit arbeiten wir in der Version 6.1, die tief in das GE-RIS Centricity in der Version 4.2 (Image Distribution Solution von GE Healthcare) integriert ist. Wir haben zwanzig ärztliche Mitarbeiter. Davon sind allerdings viele in Ausbildung, sodass wir de facto mit etwa zehn Lizenzen für die Spracherkennung arbeiten. Damit erstellen wir täglich circa 150 Befunde, also etwa die Hälfte bis zwei Drittel aller Dokumente. Daneben arbeite ich persönlich noch mit einer zweiten Installation in einer privaten Gruppenpraxis, die ich mir mit fünf anderen Radiologen teile.

Was war die Motivation für die Einführung der Spracherkennung in der städtischen Krankenanstalt?

Dimiter Tscholakoff: Die Hauptmotivation war, dass wir als Röntgeninstitut eine 24-Stunden-Dienstleistung an 7 Tagen pro Woche anbieten müssen. Nachts haben wir aber keinen Schreibdienst. Wir haben unseren Kollegen im Nachtdienst deswegen damals die Spracherkennung als zweite Option der Befunderstellung neben der händischen Eingabe zur Verfügung gestellt. Über die Jahre ist die Nutzerfrequenz dann kontinuierlich angestiegen.

Wie wirkt sich die Spracherkennung auf den Workflow in Ihrem Institut aus?

Dimiter Tscholakoff: Die Spracherkennung bedeutet zum einen eine erhebliche Entlastung unserer Mitarbeiter. Es gibt Daten von anderen Einrichtungen, wonach die Spracherkennung bei einer Institution unserer Größe im Schreibdienst etwa eine bis anderthalb Stellen einspart. Ich halte das für realistisch. Bei uns ist die Situation aber etwas anders: Wir haben nie mit einem reinen Schreibdienst gearbeitet. Unsere Schreibkräfte sind auch zum Beispiel am Empfang tätig. Dank Spracherkennung bleibt jetzt mehr Zeit für diese anderen Tätigkeiten, nicht zuletzt für den Kontakt zum Patienten. Finanziell lässt sich das nicht so leicht quantifizieren, weil keine Stellen weggefallen sind. Der Nutzen ist aber in jedem Fall erheblich. Die Spracherkennung bedeutet außerdem eine Verbesserung des Services für unsere zuweisenden Ärzte, aber auch ganz unmittelbar für die Patienten.

Können Sie das etwas genauer ausführen?

Dimiter Tscholakoff: Die Spracherkennung gewährleistet eine rasche und effiziente Befunderstellung. Heute sind bei uns weit über 90 Prozent der Befunde innerhalb von acht Stunden auf der zuweisenden Station. Und im Nachtdienst liefern wir die Akutbefunde praktisch sofort. Das ist natürlich auch ein Vorteil für die Patienten, bei denen sich die Weiterbehandlung deutlich beschleunigt.

Wie beurteilen Sie die Integration in das RIS?

Dimiter Tscholakoff: Das hat sich über die Jahre deutlich verbessert. In der aktuellen Version ist das meines Erachtens sehr gut gelöst. Ein paar Probleme haben wir noch bei der Integration des PACS (Picture Archiving and Communication System), aber da arbeiten wir dran. Auch bei der ConText-Adaptation gab es große Fortschritte. Die Pflege des Thesaurus können wir heute ohne Probleme an den Schreibdienst delegieren.

Barcode-Scanner als Ergänzung zur reinen Spracherkennung

Decken sich die guten Erfahrungen in der städtischen Krankenanstalt mit Ihren Erfahrungen in der Gruppenpraxis?

Dimiter Tscholakoff: Eindeutig ja. Wir arbeiten dort sogar schon etwas länger mit Spracherkennung, schon seit dem Jahr 2000. In Ergänzung zur reinen Spracherkennung haben wir in der Praxis einen Barcode-Scanner eingeführt, der mit der Spracherkennung gekoppelt ist. Wenn wir also einen Befund diktieren, dann scannen wir den Patienten-Barcode ein. Dadurch öffnet sich die Spracherkennung, und wir können sofort loslegen.

Wäre das auch eine Option für das Krankenhaus?

Dimiter Tscholakoff: Es ist wichtig, dass man sich genau die Workflows ansieht, um zu beurteilen, was Sinn macht und was nicht. In der ambulanten Praxis ist es so, dass die Patienten immer mit einem Stück Papier, also einem Überweisungsschein, kommen. Und bei jedem Patienten drucken wir Klebe-Etiketten, das heißt, es läuft ohnehin einiges papierbasiert. Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht und den papierbasierten Workflow durch die Kopplung von Spracherkennung und Barcode-Scanner vereinfacht. In der Klinik ist die Situation anders: Dort gibt es nur elektronische Überweisungen, bei denen ich als Radiologe gar keinen Kontakt zu Klebe-Etiketten oder Barcodes habe. Das ist also eine andere Situation. Die Option für den Einsatz von Barcode-Scannern sollte jedoch individuell für jede Radiologie überlegt und in Erwägung gezogen werden.

Dieses Interview wurde uns zur Verfügung gestellt von HealthTechWire.