Pilotprojekt in Dresden

Stadtteilwährung per NFC und QR-Code

30.08.2012 von Johannes Klostermeier
Im Stadtteil Dresden Neustadt gibt es seit Anfang Juli ein bargeldloses Bezahlsystem, das Anwohnern und Touristen das Bezahlen mit dem Smartphone erlaubt.
So sieht das Zusammenspiel zwischen Smartphone-App und Kassenterminal aus.
Foto: Secupay

Das 2011 im alternativen Viertel Dresden Neustadt eingeführte bargeldlose Bezahlsystem „Viertel.Dollar" ermöglicht seit Anfang Juli 2012 auch das Bezahlen mit dem Smartphone. Beim Stadtteilprojekt kooperieren Handel, Gastronomie und Kreativwirtschaft, um den Einzelhandel im Szeneviertel zu unterstützen. Man wolle „gleichzeitig Brücken zu sozialen und kreativen Projekten schlagen", heißt es in einer Presseerklärung.

Das Projekt sei deutschlandweit das erste händlerübergreifende System zur Bezahlung per Smartphone. Zum Einsatz kommen die Funktechnologie NFC (Near Field Communication) und QR-Codes. Für die technische Realisierung des Projekts ist die sächsische Secupay AG verantwortlich.

Gutscheine im EC-Karten-Format

Im Mittelpunkt des „Viertel.Dollar"-Projekts stehen Gutscheine im EC-Karten-Format, die mit einem Betrag von bis zu 100 Euro zur Bezahlung bei derzeit etwa drei Dutzend Händlern und Gastronomen eingesetzt werden können. Stadtteilbewohner und Touristen können diese Karten in eine Smartphone-App einlesen und so bequem ohne Portemonnaie shoppen. Sie benötigen bei der mobilen Zahlungsabwicklung nur ihr Handy, das sie an das Kassenterminal halten.

Um mit dem „Viertel.Dollar" zu bezahlen, muss sich der Nutzer die dazugehörige App für iOS oder Android („Die Neustadt-App") auf das Smartphone laden und das Guthaben seiner „Viertel.Dollar"-Karte auf das Handy übertragen. Der Bezahlvorgang erfolgt in der Prepaid-Variante anonym und ohne Angabe der Kontodaten. Der Zahlvorgang kann per NFC oder wahlweise per QR-Code erfolgen. Dabei erfordert das System kein hochmodernes NFC-fähiges Handy: Zum Einsatz werden kleine flache NFC-Sticker auf dem Mobiltelefon angebracht, die alle teilnehmenden Händler zur Verfügung stellen.

Hinter der Semperoper über die Brücke geht es nach Dresden Neustadt - jetzt mit eigener Smartphone-Währung.
Foto: digi_dresden, Fotolia.com

Beim Bezahlen hält der Kunde sein Handy kurz an das POS-Terminal, die Rechnungsdaten werden auf das Mobiltelefon übertragen. Nach dem Bestätigen des Vorgangs auf dem Handy wird die Zahlung abgeschlossen und ein Beleg auf dem Terminal ausgedruckt. Ohne NFC-Sticker funktioniert das Bezahlen per QR-Code, der durch die Ladenkasse generiert und über das Handy eingescannt wird.

Hälfte der Provision fließt in gemeinnützige Projekte

Das Handy-Payment-System sei sowohl zu brandneuen NFC-Terminals als auch zu konventionellen EC-Terminals kompatibel. Voraussetzung für den mobilen Zahlungsverkehr seitens der teilnehmenden Händler sei allein die Implementierung der Secupay-Software auf dem Terminal.

Hierzu bietet das Unternehmen eine Schnittstelle zur Integration in bestehende Systeme an. Bei jedem Bezahlvorgang entrichten die Händler eine bei Kartenzahlungen übliche Provision von 2,9 Prozent an den Zahlungsanbieter. Rund die Hälfte dieser Provision fließt in gemeinnützige Projekte der Dresdner Neustadt wie den Verein Mediclowns Dresden oder den lokalen Fußballverein SC Borea Dresden.

Die hinter dem Pilotprojekt stehende Bezahltechnik "Secupay Wallet" sowie die integrierte App bietet das Unternehmen nach eigenen Angaben auch als White-Label-Lösung für Handelsketten, Terminal-Hersteller, Netzbetreiber und Mobilfunkunternehmen an. Neben der Gutscheinfunktion könne das System um weitere Zahlungsmittel wie Lastschrift, Kreditkarte oder Couponing-Programme erweitert werden.

Die Firma Secupay hat ihren Sitz in Pulsnitz bei Dresden und hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 2000 auf bargeldlose Zahlungsabwicklungen im Offline- und Onlinehandel spezialisiert. Zu den Angeboten gehört die barrierefreie Lastschrift mit Zahlungsgarantie für kleine und mittelständische Onlineshops sowie eine zahlungsgarantierte Kreditkarte. Neben den Onlineprodukten setzt die Firma vor allem auf individuelle, digitale Payment-Systeme wie dem Bezahlen per Handy- App, NFC oder die Abwicklung von Kunden- und Gutscheinkartensystemen.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.