Ausgaben sollen bis 2011 auf 1,3 Billionen Dollar steigen

Starkes IT-Wachstum in Entwicklungsländern

20.03.2008 von Nicolas Zeitler
Die Entwicklungsregionen werden in den kommenden Jahren starken Einfluss auf das weltweite Wachstum des IT-Markts haben. Die Marktforscher von Gartner sagen voraus, dass in diesen Ländern bis 2011 mit jährlichen Wachstumsraten von 8,5 Prozent bei den IT-Ausgaben zu rechnen ist.

Laut der Prognose von Gartner werden die Ausgaben für Informationstechnologie in den Entwicklungs- und Schwellenländern des asiatisch-pazifischen Raums, Lateinamerikas, des Nahen Ostens, Afrikas und Osteuropas in den nächsten vier Jahren weit stärker steigen als in den industrialisierten Regionen der Erde. Während die jährlichen Wachstumsraten auf den voll entwickelten Märkten sich um die 4,3 Prozent bewegen, soll diese Kennzahl in den Entwicklungsländern deutlich höher liegen. Schon in diesem Jahr rechnen die Marktbeobachter für diese Regionen mit IT-Ausgaben von bis zu 1,1 Billionen US-Dollar. 2011 sollen es sogar 1,3 Billionen sein.

Die Informationstechnologien werden das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Entwicklungsländern beschleunigen, glaubt man den Analysten. Sie prophezeien, dass private Unternehmen in den Ländern in den kommenden Jahren ihre Effizienz steigern können und die Wettbewerbsfähigkeit unter diesen Staaten zunimmt.

Derzeit wachse vielerorts das BIP, was letztlich auch mit höheren Ausgaben für IT verbunden sei. In vielen Ländern werde die Mittelschicht größer, auch außerhalb von Metropolen wachse der Bedarf an IT-Produkten und -Dienstleistungen. Diese Mechanismen erhöhen Gartner zufolge auch die Vertrauenswürdigkeit von Entwicklungsländern gegenüber internationalen Kreditgebern. Investitionen werden demnach angekurbelt, was wiederum entscheidend für weitere Zuwächse auf dem IT-Markt ist.

Als führend bei den vorhergesagten Entwicklungen hat Gartner Brasilien, Russland, Indien und China identifiziert. Gemeinsam sollen die vier Staaten bis 2011 etwa 39 Prozent des gesamten Bruttoinlandsprodukts aller Märkte von Entwicklungsländern auf sich vereinen.

447 Milliarden Dollar gaben die Entwicklungsländer aus dem asiatisch-pazifischen Raum 2007 für Informationstechnologien aus. 2011 sollen es 590 Milliarden sein. Die Region steht den Marktbeobachtern zufolge der Übernahme neuer Informationstechnologien sehr offen gegenüber. Führendes Land soll China sein, dicht gefolgt von Indien. Durch Einfuhren und Investitionen treibt China sehr stark das Wachstum von Märkten in Lateinamerika und Afrika voran. Für IT-Firmen sehen die Analysten hier große Chancen. Es gelte, die Bedürfnisse von Unternehmen in diesen Ländern zu erfüllen, die mit China über Zulieferketten verbunden sind.

Größte Wachstumsraten in Afrika und Nahost

In Lateinamerika sollen sich die IT-Ausgaben 2011 auf 279 Milliarden Dollar belaufen - gegenüber 210 Milliarden 2007. Der Kontinent ist damit die zweitgrößte Entwicklungsregion, was die Ausgaben für Informationstechnologie angeht. Vor allem die Telekommunikationsbranche entwickelt sich dort stark weiter. Auch abseits von Großstädten wachse der Bedarf an Produkten und Dienstleistungen sowohl für Geschäftskunden als auch Endverbraucher.

Afrika und der Nahe Osten sind Gartner zufolge dabei, zu Lateinamerika aufzuschließen, was IT-Ausgaben angeht. 2007 lagen diese bei 182 Milliarden Dollar, in drei Jahren sollen es schon 259 Milliarden sein. Wachstumschancen ergeben sich in den beiden großen Regionen vor allem deshalb, weil Informationstechnologien dort noch vergleichsweise wenig verbreitet sind. Außerdem können Gartner zufolge Telekommunikations-Technologien dort immer mehr Einsätze verzeichnen. Bis 2011 soll der IT-Markt jährlich um 77 Prozent wachsen - mit diesem Wert liegen Afrika und Nahost weit vor allen anderen Entwicklungsländern.

Russland vor Herausforderungen

Das demgegenüber schwächste Wachstum wird für Osteuropa erwartet. 155 Milliarden US-Dollar sollen hier 2011 mit Informationstechnologie umgesetzt werden, gegenüber 125 Milliarden 2007. Die im Vergleich geringen Werte ergeben sich unter anderem durch die kleinere Bevölkerung. Wirtschaftlich stärkstes Land in der Region ist Russland. Allerdings merken die Analysten an, dass das Land unter den größten Schwellenländern das mit dem niedrigsten Bruttoinlandsprodukt sei. Russland stehe vor großen Herausforderungen, um jenseits von Öl- und Gaswirtschaft weitere Geschäftszweige zu erschließen. Das allerdings sei eine große Chance für IT-Anbieter.

Die Gartner-Beobachter sehen vor diesem Hintergrund große Chance für Technologieanbieter. Die Analysten empfehlen Firmen, die Fortschritte in den Entwicklungs- und Schwellenländern auf regionaler Ebene zu beobachten. Gleichzeitig gelte es, weltwirtschaftliche Entwicklungen im Auge zu behalten. Die sich entwickelnden Märkte seien stark abhängig von der wirtschaftlichen Lage in den Vereinigten Staaten und China. Lahme dort die Wirtschaft, habe dies auch großen Einfluss auf die IT-Ausgaben in Entwicklungsländern.

Die Marktbeobachter von Gartner haben ihre Prognose unter dem Titel "Market Trends: Unveiling IT Trends in Emerging Regions" veröffentlicht. Die Voraussagen beruhen auf aktuellen Marktbeobachtungen.