Ausfälle werden teuer

Stiefkind Application Management

03.05.2012 von Christiane Pütter
Nur eine Minderheit der Unternehmen misst laut Aberdeen die Performance geografisch verteilter Anwendungen. Folge: Anwender klagen über lange Reaktionszeiten.
Jim Rapoza von Aberdeen appelliert an Unternehmensführungen, genug Geld für Anwendungs-Management bereitzustellen.
Foto: Aberdeen

Seien es eigene Niederlassungen in verschiedenen Ländern, seien es Merger und Zukäufe oder enge Kooperationen mit Partnern - große Unternehmen verteilen sich heute über weite geografische Gebiete. Eine Folge davon ist, dass Entscheider den Überblick über die Performance ihrer Anwendungen verlieren. Das gibt zumindest der US-Marktforscher Aberdeen in der Analyse "Boosting enterprise application performance in distributed environments" zu bedenken.

Autor Jim Rapoza fasst in dem Papier die Ergebnisse mehrerer Studien zusammen. Grundsätzlich sei die Zusammenarbeit verteilter Firmenstandorte kein Problem, so Rapoza. Es seien genug Vernetzungs- und Collaboration-Technologien verfügbar.

Produktivitätsverlust durch Ausfall von Applikationen

Als schwierig empfinden die befragten Unternehmen aber die Vielzahl der verschiedenen Zugänge. So arbeiten die Filialen mit einem Mix aus Multiprotocol Label Switching (MPLS), Kabel, Glasfaser und drahtlosen Zugriffsmöglichkeiten. Entscheider müssen für jeden dieser Zugangswege Sicherheit und Zuverlässigkeit gewährleisten.

Gelingt das nicht, wird es teuer: Laut Aberdeen beziffern die Befragten den Produktivitätsverlust durch den Ausfall von Anwendungen auf 100 bis 150 US-Dollar pro Stunde. Allerdings erklärt Aberdeen leider nicht, wie diese Schätzungen zustande kommen.

Insgesamt scheinen die Endnutzer nicht zufrieden zu sein. Aberdeen wollte wissen, wo die Hauptkritikpunkte liegen. Fast drei Viertel der Enduser-Beschwerden (74 Prozent) beziehen sich auf zu lange Reaktionszeiten. Außerdem gibt es Kritik an der Usability (46 Prozent).

Mehr als vier von zehn (43 Prozent) der befragten Entscheider erklären offen, ihre Anwendungen seien zu komplex. Ob die anderen 57 Prozent das wirklich anders sehen oder es einfach nicht zugeben wollten, sei dahingestellt. Die Zahlen, die Rapoza nennt, stimmen jedenfalls nicht optimistisch.

Dabei teilt Aberdeen die befragten Unternehmen klassischerweise in drei verschiedene Kategorien ein: Besonders erfolgreiche Firmen dürfen sich "Best in Class" (BiC) nennen, während die mit den besonders schlechten Kennzahlen als "Laggards" (deutsch: Trödler) gelten. Dazwischen liegt das Mittelfeld ("Average"). In Rapozas Rundumschlag heißt das: Selbst unter den BiC-Firmen messen nur 66 Prozent die Reaktionszeiten ihrer Anwendungen. Bei den Laggards sind es nur 43 Prozent.

Firmen messen die Performance der Anwendungen nicht

Noch niedriger sind die Zahlen, wenn es um geografisch verteilte Anwendungen geht. Hier messen nur noch 35 Prozent der Klassenbesten die Performance und lediglich 22 Prozent der Trödler.

Analyst Rapoza hat auf solche Schwierigkeiten eine Antwort: Es liegt nicht an der Technik, es liegt am Management durch die Menschen. Der erste Schritt zu besserer Performance der Anwendungen ist das Messen derselben.

Danach sollten Baselines und Service Level Agreements (SLAs) definiert werden. Ziel müsse letzten Endes sein, die Performance der Anwendungen über alle verschiedenen Firmenstandorte hinweg zu zentralisieren.

Application Management kostet

Dass das nicht kostenlos zu haben ist, weiß auch Rapoza. Er appelliert an die Unternehmensführungen, genug Geld und Personal für das Thema Application Management bereitzustellen.