Sechs Dinge, die fortan tabu sein sollten

Taktik-Tafel für CIOs

18.05.2007 von Werner Kurzlechner
Anstatt Zeit und Energie mit überflüssigen Standardisierungen und pingeliger Kontrollwut zu verschwenden, sollten sich CIOs stärker in die strategischen Ziele ihrer Firma hineindenken - und auch mal den Mut haben, alte Zöpfe schlicht abzuschneiden. Dazu raten die Analysten von Gartner.

Wie viel taktische Anweisungen im Fußball ausmachen, erfährt der FC Bayern seit der Rückkehr vom Coach Ottmar Hitzfeld eindrucksvoll. Ebenso wertvoll sind klare Vorgaben in der Wirtschaft. In die Trainer-Rolle schlüpft hier Gartner. Die Analysten schreiben sechs Dinge an die Taktik-Tafel, die CIOs künftig unterlassen sollten.

Nicht die Budget-Polizei spielen: Zwar spart eine Standardisierung im IT-Einkauf Kosten. Dennoch erscheint fraglich, ob sich der hohe Aufwand tatsächlich lohnt. Übereifrige CIOs, die sich gegenüber den einzelnen Abteilungen ständig als Wächter aufspielen, büßen laut Gartner Glaubwürdigkeit ein. Es gilt, die eigentliche Aufgabe nicht aus den Augen zu verlieren: den Mitarbeitern dabei zu helfen, effektiv ihren Job zu erledigen. Auf Technologie-Effizienz und Support sollte sich deshalb das Augenmerk richten.

Aufhören, die Firmen-Architektur als Kontrollwerkzeug zu benutzen: Von überzogenen Standards und Richtlinien in Sachen Architekturen rät Gartner ab. Nicht vergessen, worauf es ankommt: auf eine überzeugende Vision, nicht auf Mechanismen, die Innovationen ausbremsen. Die IT-Abteilung sollte sich stets in den Dienst dieser übergeordneten Vision stellen.

Weder Fachlatein noch Zahlensalat servieren: Häufig berichteten IT-Abteilungen über Themen und Daten, die nur sie selbst verstünden, bemängeln die Analysten. Den Führungskräften im Unternehmen sind Durchlauf-Statistiken und CPU-Geschwindigkeiten hingegen schnuppe. Im schlimmsten Falle fühlen sie sich sogar angegriffen und ihre Glaubwürdigkeit untergraben. Präsentationen von CIOs sollen deshalb keine für Außenstehende unverständlichen Details enthalten, sondern den Beitrag der IT zu Zielen, Strategien und Prozessen im Unternehmen aufzeigen.

Das Wuchern von Anwendungen und Infrastruktur stoppen: Statt weiter an überflüssigen und veralteten Anwendungen herumzudoktern lieber einen Schnitt machen und auf effektive Lösungen setzen. Alles andere frisst unnötig die Zeit der Mitarbeiter, die anderswo fehlt. Tipp in Sachen Infrastruktur: rationalisieren statt noch höhere Komplexität aufbauen.

Dienste nicht länger technisch definieren: Das Dienstleistungs-Portfolio nicht in technischen Begriffen beschreiben, sondern in der Business-Sprache. Vereinfachen lautet das Zauberwort. Das Service-Angebot so bündeln, dass sich die Nutzer auch zurechtfinden - zum Beispiel ein Paket "neue Mitarbeiter hinzufügen“ schnüren, in dem alle dafür nötigen Anwendungen drin sind. Weiteres Gebot: Deutlich machen, worin der Wert der Leistung liegt.

Keine Zeit mit Entschuldigungen verschwenden: Gartner zufolge lasten auf vielen CIOs die Schatten alter Sünden - aus jener Zeit der unzuverlässigen Systeme, der verpassten Ziele und der schlechten Ausführung. Vorbei, vergangen: Die Analysten raten zum für Seelenwohl und Motivation befreienden Schlussstrich. Neue CIOs sollen also selbstbewusst davon ausgehen, wegen ihrer Qualitäten ausgewählt worden zu sein - und Geschäftsleitung wie Aktionären die gewünschten Ergebnisse liefern. Sich dauernd zu entschuldigen, führt nicht weiter.

Ihre Empfehlungen filterten die Analysten aus Diskussionen beim Gartner CIO Summit, zu dem sich im Dezember 150 IT-Manager in Kalifornien trafen. Die taktischen Tipps sind also sozusagen mit den Spielern entwickelt worden. Sie sollen den Managern die Zeit und den freien Kopf verschaffen, neue Ideen zu entwickeln und umzusetzen.