De-Mail versus E-Postbrief

Telekom startet De-Mail - alle Infos

28.08.2012 von Johannes Klostermeier
Es hat gedauert. Doch jetzt startet die Deutsche Telekom ihren De-Mail-Dienst. United Internet (GMX und Web.de) konnte den Dienst noch nicht zertifizieren.
Vorstand van Damme: Niemand muss mehr im Regen zum Briefkasten gehen oder seine Kinder schicken.
Foto: Telekom

Zum IFA-Start am 31. August wird die Deutsche Telekom den Startschuss für De-Mail geben. Ab Freitag soll der neue E-Mail-Dienst Privatkunden und Firmen zur Verfügung stehen. Das sagte Telekomvorstand Niek Jan van Damme in einer Videokonferenz mit Journalisten, die in Telepresence-Videokonferenzräume in Bonn, Berlin, Düsseldorf, Magdeburg Frankfurt, Stuttgart und München geladen waren.

Damit wollte die Telekom offenbar klar machen, dass man das digitale Zeitalter verstanden hat. Ins Internet wurde die Konferenz jedoch nicht übertragen. Van Damme hielt dann noch eine Langspielplatte in die Kamera, um zu erinnern, wie die analoge Vergangenheit aussah.

„Mit De-Mail wird die Gigabit-Gesellschaft wieder ein Stück mehr Realität, denn De-Mail kombiniert die Vorteile des Internets mit denen schriftlicher Kommunikation: De-Mail ist komfortabel, sicher und verbindlich", ließ Telekom-Chef René Obermann schriftlich verlauten.

Keine Behörde setzt De-Mail ein

Als erste Geschäftskunden waren zur Präsentation geladen Alexander Vollert, Vorstandsmitglied der Allianz Deutschland und dort verantwortlich für Betriebsorganisation und IT sowie Jürgen Lieberknecht, Vorstand Marketing & Produktmanagement der Targobank. Beide Unternehmen wollen De-Mail anbieten. Beide Firmen sind auch bereits beim E-Postbrief dabei. Erstaunlicherweise wurde keine einzige Behörde als Startkunde genannt. Die Einführung der De-Mail wurde in der Vergangenheit besonders mit der vereinfachten Kommunikation zwischen Bürger und Verwaltung begründet.

Bereits jetzt haben sich laut Telekom mehr als eine Million Menschen eine De-Mail-Adresse reserviert. „Fünfstellig" sei die Zahl der Unternehmen, die De-Mail künftig einführen wollten.

Alle künftigen De-Mail-Nutzer müssen sich nun zunächst einmal eindeutig identifizieren und registrieren. Das können die Privatkunden mit ihrem Personalausweis in 750 Telekom Shops und 14.000 Hermes Paketshops erledigen oder auch mit dem elektronischen Personalausweis von zuhause. Im Anschluss wird das De-Mail-Konto freigeschaltet. Die Deutsche Post hatte der Telekom und anderen die Nutzung ihres Postident-Verfahrens für De-Mail untersagt.

39 Cent pro De-Mail für Privatnutzer - drei sind frei

Die Registrierung und die Einrichtung eines De-Mail-Kontos sowie der Empfang von De-Mails sind bei der Telekom für Privatkunden kostenlos. Zum Start gibt es für sie bis Ende des Jahres 50 De-Mails im Monat gratis. Danach sollen drei Standard-De-Mails pro Monat inklusive sein, ab der vierten kostet der Versand dann 39 Cent.

Die Startseite des De-Mail-Produktangebots der Deutschen Telekom.
Foto: Telekom

Mittelständische Geschäftskunden können ein halbes Jahr lang 50 Standard-De-Mails pro Monat kostenlos versenden, wenn Sie bis zum 31. Dezember 2012 buchen. Auch für Großkunden gibt es in der Einführungsphase spezielle Angebote. Sie sparen bei Vertragsabschluss in der Einführungsphase sechs Monate lang den monatlichen Grundpreis.

Für Unternehmen wird es wie bei der Hybridmail der Deutschen Post Kombi-Angebote aus De-Mail und Papierpost geben. Hierzu druckt die Telekom die De-Mail aus und stellt sie mit Partnern wie etwa TNT zu. Für Privatkunden wird es diesen Service jedoch – anders als bei der Post – nicht geben. Sie können ihre De-Mails auch nur über den Browser per Webmail abrufen, eine Outlook-integration ist für sie erst in einem zweiten Schritt vorgesehen. Auch der De-Safe, eine Archivierungsmöglichkeit, kommt später.

Große Unternehmen und Verwaltungen will die Telekom „innerhalb weniger Tage" über zentrale Gateways an De-Mail anbinden. Bereits dabei sind die Allianz und die Targobank. „De-Mail ist ein wichtiger neuer Kanal für eine rechtssichere elektronische Kommunikation. Die De-Mail ersetzt die bisher oft notwendige physische Unterschrift und bietet damit eine Alternative zu eigenhändig unterschriebenen Briefen und Faxen. Das spart unseren Kunden Zeit und Geld und beschleunigt unsere elektronische Bearbeitung deutlich", sagte Vollert von der Allianz.

Auf der Cebit 2012 besuchte die Bundeskanzlerin den Stand der Deutschen Telekom.
Foto: Telekom

Künftige Anwendungsmöglichkeiten seien alltägliche Vorgänge wie Adress- oder Vertragsänderungen, aber auch das Nachreichen von Unterlagen mit identifizierter Herkunft. 120 Millionen Seiten pro Jahr beträgt das Posteingangsvolumen bei der Allianz im Jahr, 70 Prozent davon sind bislang Briefe und Faxe. Zum Wettbewerb mit dem E-Postbrief, den die Allianz ebenfalls anbietet, sagte Vollert: „Der Kunde entscheidet, in welcher Form er Kontakt aufnimmt – wir stellen uns entsprechend auf."

Targobank: De-Mail für 600 Kundenvorgänge

Mehr als 600 Kundenvorgänge hat die Targobank identifiziert, die sich künftig per De-Mail erledigen lassen. Dazu zählen Adress- und Zahlungsänderungen, Abrechnungen und der Versand von Vertragskopien. De-Mails laufen bei einer zentralen Serviceadresse eine und werden dann automatisch an einzelne Teams verteilt; jede Abteilung erhält ebenfalls eine eigen De-Mail-Adresse.

Bei Privatpersonen lautet die De-Mail-Adresse zum Beispiel: Vorname.Nachname1@t-online.de-mail.de. Bei Unternehmen ist der Firmenname Bestandteil der Adresse: Vorname.Nachname@Meinefirma.de-mail.de. Außerdem können sie auch Postfächer für Abteilungen einrichten etwa kundenservice@Meinefirma.de-mail.de

„Wir wollen über De-Mail mit unseren Kunden sicher kommunizieren und ihnen zum Beispiel Dokumente schicken, die wir aus Sicherheitsgründen bisher nur per Briefpost versenden konnten. Die einfache Mail ist dafür zu unsicher. De-Mail schließt nun diese Lücke", sagte Lieberknecht von der Targobank.

Die Deutsche Telekom erhofft sich größere Umsätze mit De-Mail. Man erwarte für das erste Jahr einen „dreistelligen Millionenbetrag". Der Grund: De-Mail könne bis 2018 29 Prozent der jährlich versendeten 17,5 Milliarden Briefe und 39 Prozent der jährlich 5,4 Milliarden Faxe ersetzen.

Telekom-Chef René Obermann hofft für das erste Jahr auf einen dreistelligen Millionenumsatz.
Foto: Telekom

Sichere De-Mail-Nachrichten ließen sich rund um die Uhr, ortsunabhängig verschicken – auch über Smartphones. Allerdings gibt es dafür zum Marktstart noch keine App. Ein Grund: Das Gerät, von dem die De-Mail verschickt wird darf nicht identisch sein mit dem, auf das die TAN für die erhöhte Sicherheit geschickt wird.

Kosten für Porto, Papier und Druck sollen sinken

Weitere Vorzüge von De-Mail: Durch die Nutzung sinken die Kosten für Porto, Papier und Druck. Für die sichere Übertragung gibt es verschlüsselte Transportkanäle und darüber hinaus wird die Kommunikation nachweisbar. Dazu erhält der Sender auf Wunsch eine Zugangs- und Empfangsbestätigung.

De-Mail wurde auf Initiative des Bundesministeriums des Innern (BMI) gemeinsam mit Vertretern aus Wirtschaft, Verwaltung und Verbänden entwickelt. Ziel war es, eine sichere E-Mail-Infrastruktur für Bürger, Unternehmen und Behörden zu etablieren. Das De-Mail-Gesetz ist am 3. Mai 2011 in Kraft getreten. 2009/2010 hat die Telekom De-Mail in der „T-City Friedrichshafen" mit 40 Teilnehmern aus Unternehmen und Verwaltung und mit rund 1000 Privatkunden getestet.

Um De-Mail anzubieten, müssen die Provider strenge Sicherheitsstandards des BSI erfüllen. Die Deutsche Telekom hatte sich erfolgreich akkreditieren lassen; auf der Cebit 2012 erhielten Telekom Deutschland und T-Systems ihre Zulassung.

United Internet, mit GMX und Web.de im E-Mail-Markt vertreten, ist offenbar noch nicht akkreditiert. Dabei nutzt das Unternehmen die Plattform der Telekom als Vorleistungsprodukt. „Die Akkreditierung wird bis voraussichtlich Jahresende 2012 abgeschlossen sein", steht auf der Firmenwebsite. Zu den Gründen haben wir bei United Internet nachgefragt, aber noch keine Antwort erhalten.

Web.de und GMX starten De-Mail nicht zur IFA

Zur IFA starten Web.de und GMX deswegen nicht ihren De-Mail-Dienst, sondern lediglich die Identifizierung der Kunden, die bislang nur in einem Probelauf durch Kurierdienste bei wenigen Kunden erfolgt ist. Die beiden Dienste bieten an, sich zu Hause oder am Arbeitsplatz zu identifizieren - der Besuch einer Filiale sei nicht nötig, heißt es. Mit welchen Partnern man zusammenarbeitet, wurde nicht mitgeteilt.

1&1-Vorstand Jan Oetjen will Ende des Jahres los legen.
Foto: 1&1

Neben dem Angebot für Privatkunden will United Internet De-Mail für kleine Unternehmen als Online-Lösung in die firmeneigenen 1&1-Hosting-Angebote integrieren. Für mittlere und große Versender möchte die Firmentochter United Internet Dialog „nach dem Erreichen der für eine kommerzielle Unternehmenskommunikation marktrelevanten Reichweite" eigene De-Mail Geschäftskunden- sowie Dialog- und Marketinglösungen anbieten. Sämtliche Produkte könnten „einfach an die Bedürfnisse der entsprechenden Zielgruppen angepasst und mit geringem Aufwand an bestehende Infrastruktur und Software angeschlossen werden", heißt es.

Mentana Claimsoft schon seit März mit De-Mail online

Weiterer Anbieter ist Mentana Claimsoft, eine Tochter der Francotyp-Postalia. Das Unternehmen hat als erster Anbieter überhaupt seine De-Mail-Akkreditierung schon am 6. März 2012 auf der Cebit erhalten. Seitdem sind auch Versand und Empfang von De-Mails möglich. Der Preis für Privatnutzer entspricht dem der Telekom. „Wir wollen in diesem Jahr eine dreistellige Zahl an Verträgen mit kleinen und mittelständischen Firmen und Behörden abschließen", sagte Geschäftsführer Axel Janhoff. Soeben hat sein Unternehmen im Rahmen des Pilotprojektes SPOCS der EU-Kommission die Anbindung von De-Mail an die EU-weite SPOCS-Kommunikationsplattform realisiert.

Den E-Postbrief gibt es schon seit Juli 2010.

Bei der Deutschen Post sieht man den De-Mail-Start gelassen. Zur Start der De-Mail habe man nichts Besonderes geplant. „Wir sind bereits vor zwei Jahren mit dem E-Postbrief gestartet", hieß es. Dieser verfüge über zahlreiche Funktionen, die die De-Mail nicht aufweisen könne.

E-Postbrief: Mehr als 100 große Unternehmen

Man habe als Nutzer über eine Million Privatkunden, mehr als 100 große Unternehmen und Behörden und rund 4000 mittelständische Unternehmen gewinnen können. Trotzdem werde die Deutsche Post Ende des Jahres parallel zum E-Postbrief auch ein eigenes De-Mail-Produkt anbieten, sagte ein Postsprecher. Der Versand eines E-Postbriefs kostet derzeit 55 Cent.

Besucher der IFA können sich ab dem 31. August in Berlin am Stand der Deutschen Telekom in Halle 6.2a, Stand 1.01 über die De-Mail informieren. Im Internet gibt es mehr Informationen unter www.de-mail.de. Über die geplanten Werbemaßnahmen wollte sich die Deutsche Telekom nicht äußern. Man setze dabei vor allem auf Online-Medien, verriet Telekom-Vorstand van Damme immerhin.