Mit Ciphercloud-Gateway

Telekom verschlüsselt Office-365-Daten unterwegs und in der Cloud

11.03.2015 von Thomas Cloer
Im Vorfeld der CeBIT 2015 kündigt die Deutsche Telekom eine verschlüsselte Nutzung von Microsofts Cloud-Angebot Office 365 als Service an.

Nutzer von Office 365 können laut Telekom-Mitteilung ihre Daten zukünftig auf dem Weg in als auch in der Cloud selbst verschlüsseln. Das neue Verschlüsselungsangebot von T-Systems Multimedia Solutions basiert auf Technologie des von der Telekom unterstützten Startups Ciphercloud. 2014 hatten die Partner bereits eine Lösung vorgestellt, mit der sich das Cloud-CRM von Salesforce verschlüsselt nutzen lässt.

Das Gateway von Ciphercloud wird einmalig in die Netzinfrastruktur des Kunden integriert und verschlüsselt anschließend Daten von Office 365 sowohl beim Transport als auch in der Cloud selbst. Alle Daten werden mit AES-256 kodiert, bevor sie das Firmennetz in Richtung Microsoft Office 365 (oder Salesforce) verlassen. Datenstruktur oder Betrieb werden nicht beeinflusst. Das ermöglicht aus Sicht der Anbieter die sichere Nutzung und volle Kontrolle von Daten in privaten, hybriden und öffentlichen Cloud-Applikationen und löse Datenschutz- und Regulierungsbedenken.

Die Endnutzer der mit Ciphercloud abgesicherten Cloud-Software müssen keine zusätzlichen Funktionen aktivieren, die Verschlüsselung läuft transparent und automatisch im Hintergrund (PDF-Link). Die User können selbst entscheiden, welche Daten sie für welche Anwendung verschlüsseln wollen. Das können etwa nur einzelne Felder sein (zum Beispiel mit personenbezogenen Daten), einzelne Dokumente oder auch der gesamte E-Mail-Verkehr über Outlook.

Entschlüsselt werden Daten erst wieder, wenn ein berechtigter Mitarbeiter die Daten aus der Cloud abruft. Sie bleiben so unabhängig vom Standort des Cloud-Rechenzentrums vor fremdem Zugriff geschützt und selbst vor Administratoren des Cloud-Anbieters verborgen. In einem deutschen Rechenzentrum abgelegt unterliegen sie überdies den vergleichsweise strengen hiesigen Datenschutzbestimmungen. Die Ciphercloud-Kosten sind laut T-Systems MMS abhängig von der Anzahl und der Kosten pro Nutzer und Monat für Office 365 und werden mit jedem Kunden individuell verhandelt. Pauschalpreise seien aufgrund des Lizenzmodells von Ciphercloud aktuell nicht möglich, hieß es auf Nachfrage.

Die Geschichte der T-Systems
T-Systems – so fing alles an
Im Jahr 1995 wurde die Deutsche Bundespost privatisiert und die Deutsche Telekom AG entstand. Fünf Jahre später, im Jahr 2000 gründete die Telekom T-Systems als Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH). Zum Kerngeschäft des international agierenden Dienstleisters zählt die Informations- und Kommunikationstechnologie. Die Telekom-Tochter T-Systems bietet ihre Dienstleistungen sowohl mittelständischen Unternehmen als auch global agierenden Konzernen an.
Debis kommt dazu
Die Deutsche Telekom AG hatte im Oktober 2000 einen Anteil von 50,1 Prozent am IT-Dienstleister Debis Systemhaus erworben. Der herstellerunabhängige IT-Dienstleiser gehörte vollständig der Debis AG und damit der DaimlerChrysler AG. Mit dem Kauf hatte das neue IT-Dienstleistungsunternehmen T-Systems rund 37.000 Mitarbeiter.
Weitere Töchter kommen dazu
Im Jahr 2001 gliederte die Telekom zahlreiche weitere Unternehmen in die T-Systems aus. Unter deren Dach schlüpften beispielsweise DeTeCSM, Berkom, Multimedia Software GmbH Dresden, DeTeSystem, Infonet oder Telecash. Alle T-Systems Einzelfirmen beschäftigten rund 40.000 Mitarbeiter.
Noch mal Debis
Im Januar 2002 übernahm T-Systems die restlichen 49,9 Prozent des Debis Systemhauses. Allerdings gestaltete sich die Integration alles andere als einfach. Die Debis-Mitarbeiter waren eine dezentrale und projektorientierte Arbeitsweise mit vielen Freiheiten gewohnt. Sie trafen auf Kollegen und Vorgesetzte, die aus der zentralistischen Welt eines ehemaligen Staatsunternehmens kamen, darunter auch Beamte. Kaum verwunderlich, wer sich am Ende durchsetzte. Viele Debis-Führungskräfte verließen daraufhin das Unternehmen.
Fluktuation auf Chefsessel
Karl Heinz Achinger, langjähriger Chef des Debis-Systemhauses (im Bild), wurde zum Vorstandsvorsitzenden von T-Systems berufen. Der 1942 in Garmisch-Partenkirchen geborene Achinger hatte in München Betriebswirtschaft studiert und seine Berufslaufbahn bei den Motoren- und Turbinenunion (MTU) in München begonnen. 1989 war er zu Daimler-Benz gewechselt. Doch er hatte nur kurz den T-Systems Chefsessel inne. Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten über die strategische Ausrichtung musste er bald wieder seinen Stuhl räumen.
Christian A. Hufnagl
Es übernahm Christian A. Hufnagl. Doch auch der drei Jahre jüngere Hufnagl hielt es nicht besonders lange an der Spitze von T-Systems aus. Zwar war er als ehemaliger DeTeSystem-Chef mit der Telekom-Welt bestens vertraut, doch im Januar 2003 war für ihn Schuss und auch er musste abdanken.
Die Ära Konrad F. Reiss
Anfang Januar 2003 übernahm Konrad F. Reiss das Ruder. Der studierte Betriebswirt war nach Stationen bei Cap Gemini und Debis Systemhaus im Januar 2003 in den Vorstand der Deutschen Telekom berufen worden und übernahm gleichzeitig als Vorsitzender der Geschäftsführung von T-Systems International die Geschicke der IT-Tochter. Reiss richtete das Unternehmen neu aus. Unter seiner Leitung erhielt der IT-Dienstleister eine neue, moderne Unternehmensstruktur und ein klares Profil im Outsourcing- und IT-Servicemarkt.
Dynamic Services
Früh, ab dem Jahr 2004, investiert T-Systems unter Reiss in die Virtualisierung der Serverinfrastruktur in den Rechenzentren, noch bevor sich dafür der Begriff "Cloud Computing" etabliert.
Meisterstück Toll Collect
Neben der gelungenen Neuausrichtung von T-Systems rettete der Manager auch ein anderes Prestige-Projekt vor einem Fiasko. Als sein Meisterstück gilt das Toll-Collect-Projekt. Als ihm die Verantwortung für die Entwicklung des stark gefährdeten Mautsystems Toll-Collect übertragen wurde, stutzte er es Projekt auf ein Maß, das sich innerhalb der geforderten Zeit umsetzen ließ, holte die richtigen Projekt-Manager an Bord und schaffte es im Januar 2005, termingerecht ein lauffähiges System zu übergeben.
T-Systems verlässt Herkules-Konsortium
Der Erfolg des Toll-Collect-Projekts hatte die Position von Reiss im Unternehmen gestärkt. Kurze Zeit später kündigte er den Ausstieg aus dem mit IBM und SBS gegründeten Konsortium an, das mit der deutschen Bundeswehr über das Outsourcing-Projekt Herkules verhandelte. Marktbeobachter begrüßten diesen Schritt, denn das Prestigevorhaben des Verteidigungsministeriums galt als sehr schwierig und riskant.
Der plötzliche Tod des Managers
Die Todesnachricht des erfolgreichen Managers schockierte die IT-Welt. Konrad F. Reiss, CEO der T-Systems International GmbH, verstarb am 7. April 2005 überraschend im Alter von 47 Jahren an Herzversagen während eines Osterurlaubs in Südafrika. Reiss hatte sich um T-Systems enorme Verdienste erworben. Er hinterließ eine Ehefrau und drei Kinder. Die Leitung von T-Systems übernahm interimsweise Wilfried Peters, bislang verantwortlich für den Bereich Finance & Controlling.Für T-Systems sollte eine lange Phase der Unruhe folgen.
Lothar Pauly als Nachfolger
Der im Oktober 2005 berufene Nachfolger Lothar Pauly war in der IT-Branche kein Unbekannter. Er übernahm als Chief Executive Officer (CEO) die Telekom-Tochter T-Systems, im Vorstand der Telekom war er für Systemgeschäft, Produktion, IT und Einkauf verantwortlich. Pauly trat im Mai 2007 von seinem Posten als CEO zurück, „um Schaden vom Telekom-Konzern fernzuhalten“, wie es hieß. Richtig miteinander warm geworden sind T-Systems und Pauly allerdings nie.
Pauly und Siemens
Pauly trat im Mai 2007 von seinem Posten als CEO zurück, „um Schaden vom Telekom-Konzern fernzuhalten“, wie es hieß. <br/><br/> Übersetzt hieß das: Lothar Pauly holte seine Siemens-Vergangenheit ein. Nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann und BWL-Studium heuerte Pauly 1987 bei Siemens an und verbrachte dort in verschiedenen Positionen viele Berufsjahre, zuletzt als Leiter des Geschäftsbereichs Communications (Com). Vermutlich waren die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München gegen Pauly im Zuge der Siemens-Schmiergeldaffäre sowie die schlechte wirtschaftliche Lage von T-Systems so schwerwiegend, dass ihn der damalige Telekom-Chef René Obermann am 31. Mai 2007 entließ. Richtig miteinander warm geworden sind T-Systems und Pauly allerdings nie.
Verkaufsgerüchte
Für eine geregelte Stabsübergabe fehlte schlichtweg die Zeit. Nachdem Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick kommissarisch den Posten von Pauly für wenige Wochen übernahm, leitete Wilfried Peters abermals als kommissarischer Vorsitzender der Geschäftsführung von T-Systems von Mitte Juni bis Dezember 2007 T-Systems. Dann hatte die Telekom endlich einen neuen Mann für die Unternehmensspitze gefunden.<br/><br/> Infolge der Unruhen bei T-Systems machten Spekulationen die Runde, die Telekom wolle die IT-Tochter am liebsten verkaufen.
Reinhard Clemens wechselt zu T-Systems
Ende 2007 wechselte Reinhard Clemens schließlich zum Telekom-Konzern, wo er am 1. Dezember die Rolle des Geschäftsführers von T-Systems übernahm. Gleichzeitig sitzt Clemens – wie seine Vorgänger – auch im Vorstand der Deutschen Telekom. Dort verantwortet er die Geschäftskunden-Sparte des Konzerns. <br/><br/> Der 1960 geborene Clemens kam von der EDS Holding GmbH, wo er als Deutschland-Geschäftsführer das hiesige Outsourcing-Geschäft des amerikanischen IT-Dienstleisters angekurbelt hatte.
Neuausrichtung von T-Systems
Ziemlich bald machte sich Clemens daran, T-Systems neu auszurichten. Ein Teil dieser Strategie war es, die bislang rechtlich getrennten Untergesellschaften zu einer einheitlichen Organisation zusammenzuführen. Reinhard Clemens leitet seit Ende 2007 die Geschicke von T-Systems und hat damit so lange wie kein CEO vor ihm dieses Amt inne.
Großauftrag von Shell
Im Jahr 2008 sicherte sich der IT-Dienstleister einen Großauftrag von Shell. Der Vertrag hatte ein Volumen von eine Milliarde Euro (rund 1,58 Milliarden Dollar) bei einer Laufzeit von fünf Jahren. Rund 900 IT-Spezialisten von Shell wechselten zur Telekom-Tochter. Der Shell-Deal wurde zum Auslöser für eine Auftragswelle bei T-Systems.
Probleme mit Outsourcing-Deals
Das schnelle Wachstum offenbarte auch Schattenseiten. Anfang 2011 stoppte etwa die WestLB ein Outsourcing-Deal mit T-Systems. Zudem gab es Berichte über unzufriedene Kunden, darunter angeblich auch Shell.
Ständiger Wandel
Über die Jahre passte T-Systems seine Strategie immer wieder den sich rasch veränderten Strömungen des IT-Dienstleistungsgeschäfts an, doch die im Frühjahr 2014 angekündigte Neuausrichtung hat eine besondere Dimension. <br/><br/> T-Systems richtet sich ganz klar auf neue Wachstumsfelder wie die anstehende Digitalisierung der Wirtschaft, Anwendungen im Machine-to-Machine-Umfeld (M2M), Cloud, Sicherheit, intelligente Netze und Big Data aus. Dafür strebt man im klassischen Geschäft mit Betriebsdienstleistungen keine hohen Ziele mehr an, sondern möchte das aktuelle Niveau halten. Outsourcing-Leistungen, mit denen das Unternehmen groß geworden ist, drücken aufgrund des hohen Preisdrucks im Markt auf die Marge und rücken nach und nach aus dem Fokus von T-Systems.

Ciphercloud selbst bietet seine Technologie neben Office 365 und Salesforce unter anderem auch dediziert für AWS, Box, Google Mail, Datenbanken allgemein sowie generisch "für Cloud-Anwendungen aller Art" an.