Probleme mit Legacy-Systemen

TK-Branche setzt auf IP-Projekte

06.07.2006 von Tanja Wolff
Telekom-Anbieter müssen in den kommenden Jahren verstärkt in ihre IT-Systeme investieren. Der Grund: Nur wer der Konkurrenz mit neuen Services einen Schritt voraus ist, kann sich in dem hart umkämpften Markt behaupten. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Beratungsunternehmens Pierre Audoin Consultants (PAC).

Telekommunikations (TK) -Unternehmen, Kabelnetzbetreiber und Internet-Service-Provider bringen immer mehr Angebote auf den Markt, die Festnetz, Mobilfunk, Internet und Fernsehen miteinander koppeln. So hatten beispielsweise T-Mobile, Vodafone, O2 und E-Plus zur Fußball-WM ein Pilotprojekt für Handy-TV gestartet.

Laut der Untersuchung liegt die Herausforderung für TK-Firmen allerdings nicht allein in der technologischen Entwicklung. Egal, ob sie die neuen Produkte und Services alleine oder mit einem Partner anbieten. Sie bringen einen enormen zusätzlichen Verwaltungsaufwand mit sich. Bei der Rechnungsstellung müssen beispielsweise die unterschiedlichen Kanäle wieder zusammengeführt werden.

Zusätzlich wächst auch die Zahl von verschiedenen Kundendaten für das Customer Relationship Management. Problematisch ist dabei, dass die Daten meist aus unterschiedlichen Quellen kommen.

Aus diesen Gründen erfordert "all IP" die Konvergenz der zugrunde liegenden IT-Lösungen. Das bringt nicht nur Projekten einen enormen Aufwind. Wegen der höheren Standardisierung profitiert auch der Software-Markt.

Der Analyse zufolge, führt die mit IP einhergehende Standardisierung in den Firmen zu sinkenden Kosten und zu einer höheren Flexibilität. Das bedeutet, Dienste können schneller implementiert werden.

Euphorie bei den TK-Firmen

In ganz Westeuropa kann der Trend "all IP" zurzeit beobachtet werden. So arbeitet zum Beispiel die BT in Großbritannien mit Hochdruck daran, ihr gesamtes Festnetz auf IP-Technologie umzurüsten und auch darauf aufsetzende Mobiltelefonie und Datendienste anzubieten. In Frankreich wächst unter der Orange-Marke die gesamte Produktpalette von Mobil- über Festnetz und Internet bis hin zu IPTV zusammen. Folglich kommt es zu umfangreichen IT-Projekten, vor allem in den Bereichen Operational Support Systems und Business Support Systems.

Für die Anbieter von Software und IT-Services bedeutet das, dass sie auf der Euphorie-Welle der TK-Unternehmen mitgetragen werden. Doch die Untersuchung macht auch auf Gefahren aufmerksam. Die TK-Firmen arbeiten immer noch mit einer Vielzahl von komplexen Legacy-Anwendungen, dabei werden neue Strukturen nur schrittweise eingeführt. IT-Anbieter können sich zwar auf Investitionen der Branche freuen, sollten sich aber auch auf das vorsichtige und durchplante Vorgehen der Kunden einstellen.