Funketiketten im Krankenhaus

Tracking-Test im OP

25.04.2007 von Michael Reiter
Das Klinikum Rechts der Isar testet zusammen mit Siemens derzeit die Potenziale von Funketiketten (RFID) im OP-Bereich. Ziel ist es, die Vorausplanung der Ressourcen und Arbeitsabläufe zu verbessern sowie die Sicherheit für die Patienten zu erhöhen.
Auf einer Informationsveranstaltung diskutieren unter anderem Hubertus Feußner aus dem Klinikum Rechts der Isar und Thomas Jell, Director RFID bei Siemens IT Solutions and Services den RFID-Test im Klinikum Rechts der Isar.

Im OP geht es oft hektisch zu: Viele Ärzte und Schwestern arbeiten auf engstem Raum unter Zeitdruck zusammen und sind darauf angewiesen, dass sämtliche Geräte, Textilien und Instrumente schnell verfügbar, desinfiziert und in ausreichender Menge vorhanden sind. In der Notfallaufnahme beispielsweise verwendet das Pflegepersonal im Schnitt 30–40% seiner Arbeitszeit darauf, Ärzte oder Ausstattung auf die Schnelle zu lokalisieren.

Gegenstand des dreiteiligen Pilotprojekts im Klinikum Rechts der Isar ist die Entwicklung eines RFID-gestützten Verfahrens, um alle Schlüsselobjekte und -abläufe während minimal-invasiver chirurgischer Eingriffe in Echtzeit detailliert und objektiv zu erfassen und nachzuverfolgen. Durch diese umfassende Online-Ist-Analyse soll es künftig zu jedem Zeitpunkt möglich sein, den Überblick über alle beteiligten Personen und eingesetzten Hilfsmittel zu haben. Indikatoren zur Wirtschaftlichkeit wie etwa eine effizientere Auslastung der OP-Kapazitäten sollen ebenfalls erarbeitet werden.

Ziel der eingesetzten RFID-Methodik ist, mit der post-operativen Analyse aller Prozessdaten eine möglichst genaue Vorausplanbarkeit für den Ressourceneinsatz und die OP-Abläufe, eine optimierte Logistik sowie eine Erhöhung des Sicherheitsniveaus zu erreichen. Und das alles, ohne den klinischen Ablauf zu beeinträchtigen oder Patienten zu gefährden.

Sicherheit erhöhen, OP-Ablaufzeiten verringern

Trotz einer weitestgehenden Standardisierung aller Handlungsabläufe während der präoperativen Vorbereitung, der eigentlichen Operation und der Nachbereitung ist der konkrete Verlauf im individuellen Fall nach wie vor nicht vorhersehbar. Selbst bei häufig durchgeführten Routineeingriffen variieren einfache Kenngrößen wie Dauer, Personal- und Materialeinsatz erheblich.

Darüber hinaus ist die Erfassung des dynamischen Ablaufs eines Eingriffs von großer Bedeutung. Der Grund: Auch bei OPs unter Idealbedingungen können Sondersituationen wie etwa Blutungskomplikationen auftreten, die den weiteren Verlauf massiv beeinflussen. Je schneller solche Vorkommnisse wahrgenommen werden, können die erforderlichen Korrekturmaßnahmen getroffen werden, desto eher kann das Personal negative Auswirkungen auf die Patienten verhindern.

Stets im Blick haben die Projektverantwortlichen die spezifischen Anforderungen der OP-Umgebung an die Technik. So darf das RFID-System durch Einflüsse wie Metall, Feuchtigkeit, Störfrequenzen und anderer Medizingerätesysteme in seiner Funktionsweise nicht negativ beeinflusst werden. Auch die medizinischen Geräte selbst dürfen durch den RFID-Einsatz nicht beeinträchtigt werden. Zudem muss der simultane Betrieb mehrerer RFID-Systeme (LF – Low Frequency, HF – High Frequency) für die unterschiedlichen Einsatzgebiete gewährleistet sein.

Zutrittskontrolle und Abbildung des OP-Teams

Das erste RFID-Pilotprojekt beinhaltet die Erfassung jedes einzelnen Akteurs beim Zutritt in den OP-Saal. Ist doch das zeitliche Eintreffen und Verlassen des Mitglieds des OP-Teams im OP-Saal ein wichtiger Indikator für die einzelnen Ablaufphasen des Eingriffs und zeigt, welche Person zu welchem Zeitpunkt wofür benötigt wird.

Jedes Mitglied des OP-Teams legt den Ausweis mit dem RFID-Transponder vor der chirurgischen Händedesinfektion an. Auf der Karte sind keine personenbezogene, sondern nur rollenbezogene Informationen wie „Operateur“ oder „Anästhesist“ erfasst. Erst nach dem Verlassen des OP-Saals werden die speziellen Karten wieder abgegeben.

OP-Ausstattung vollständig identifiziert, erfasst und dokumentiert

Im zweiten Projektbereich werden OP-Tücher und Tupfer mit RFID-Tags ausgestattet. Das stationäre RFID-Lesegerät befindet sich direkt im OP-Saal und liest die RFID-Tags der im OP ausgelegten Utensilien – vom Zeitpunkt der Entnahme der Tücher und Tupfer aus dem Lager bis hin zu deren Entsorgung im Abfall. Das Ergebnis: ein kontinuierliches Ablaufmonitoring, das eine durchgängige Kontrolle des Einsatzes und des Verbleibs aller während des Eingriffs vorgehaltenen und verwendeten Instrumente und Materialien ermöglicht.