Neue Anforderungen an Führungskräfte

Tyrannen und Fachidioten ohne Chance

04.08.2009 von Andreas Schaffry
Mitarbeiter sind mit den Leistungen ihres Top-Managements unzufrieden. Sie bemängeln eine unzureichende Kommunikation sowie in Krisenzeiten eine wenig transparente Informationspolitik. Das erfordert eine neue Führungskultur.

Ob in Politik, in Medien oder am heimischen Stammtisch: Managerschelte ist derzeit groß in Mode. Wie der ideale Manager von morgen aussehen soll, hinterfragte das Beratungsunternehmen Comteam aus Gmund am Tegernsee in einer aktuellen Studie.

Manager als Entscheider und Strategen

Mitarbeiter wollen in der Unternehmensleitung keine Fachidioten oder Tyrannen. Top-Manager sollen vor allem entscheidungsstark sein, strategisch denken und ihre Belegschaft motivieren.

Das Ergebnis: Führungskräfte haben als Fachexperten und Autoritätsfiguren keine Zukunft. Sie rangieren auf einer Skala von eins bis fünf mit jeweils rund drei Punkten auf dem letzten Platz. Gefragt sind Entscheider (4,5 Punkte) sowie Strategen und Motivatoren (je rund vier Punkte), die ein hohes Maß an kommunikativen Fähigkeiten verfügen.

Besonders in Krisenzeiten erwarten Mitarbeiter von ihrem Top-Management künftig mehr Informationen und eine bessere Kommunikation. Fast ebenso wichtig sind Verbesserungen in Bereichen wie Teamführung und Mitarbeiterentwicklung, Marktverständnis und Kundenfokus, der Organisation von Abläufen und Projekten sowie ein lösungsorientierter Verhandlungsstil.

Manager haben zu wenig Respekt vor Mitarbeitern

Doch bisher erfüllt das Top-Management diese Anforderungen nur zum Teil. Vor allem der respektvolle Umgang mit Mitarbeitern und die Anerkennung ihrer Leistungen lassen zu wünschen übrig. Deutlich mehr als ein Drittel der Befragten sind hier mit ihren Führungskräften unzufrieden oder sehr unzufrieden. Nur rund 15 Prozent ringen sich zu einer positiven oder sehr positiven Bewertung durch.

Kein Wunder, dass 30 Prozent den Umgang der Unternehmensleitung mit der aktuellen Situation als wenig souverän beurteilen. 40 Prozent der befragten Mitarbeiter erwarten künftig vom Management bei Problemen ein aktiveres Auftreten und deren frühzeitige Kommunikation.

Mitarbeiter monieren, dass die Unternehmensleitung mit Krisensituationen wenig souverän umgeht. Sie erwarten künftig vom Management ein aktiveres Auftreten und deren frühzeitige Kommunikation.

Ein Viertel wünscht sich zudem mehr Ruhe und Professionalität in schwierigen Situationen. Letzteres legt den Schluss nahe, als seien viele Manager mit Krisensituationen überfordert. Darüber hinaus sollte die Firmenleitung insgesamt mehr Mut zeigen (11 Prozent) und sich mehr für ihre Mitarbeiter einsetzen (7 Prozent).

Interne Krisen-PR ist schlecht

Krisenzeiten stellen auch die Informationspolitik von Unternehmen gegenüber den eigenen Mitarbeitern auf eine harte Probe. Ein Drittel der Befragten ist damit unzufrieden und acht Prozent sogar sehr unzufrieden.

40 Prozent erwarten künftig klare, frühzeitige und transparente Informationen zur aktuellen Lage. 15 Prozent fordern zudem eine klare Krisenstrategie. Die Krisen-PR mit der Öffentlichkeit beherrschen Firmen offenbar besser. Nur ein Viertel der Mitarbeiter beurteilt diese negativ.

Branchenübergreifende Studie

Für die Studie „Führung 2.0“ befragte das Beratungsunternehmen branchenübergreifend rund 4.000 Mitarbeiter in Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum. Die Rücklaufquote lag bei zehn Prozent. 18 Prozent der Unternehmen beschäftigen weniger als 100 Mitarbeiter, 23 Prozent zwischen 100 und 1.000. 59 Prozent der Unternehmen haben mehr als 1.000 Mitarbeiter.