Client-Management

Umstritten: Privat-Laptop wird zum Arbeits-PC

26.01.2010 von Werner Kurzlechner
Deutsche Firmen sind im internationalen Vergleich recht großzügig gegenüber Mitarbeitern, die mit eigenen Laptops arbeiten wollen. Mit dieser toleranten Haltung scheinen sie dem Puls der Zeit näher als die strengere anglo-amerikanische Konkurrenz, wie eine aktuelle Studie von Gartner nahe legt.
Immer mobil und vernetzt: Die Grenze zwischen privaten und dienstlichen Geräten verschwimmt immer mehr.
Foto: Vodafone D2 GmbH

Der Trend ist eindeutig. Schon Mitte des kommenden Jahres werden laut Gartner 14 Prozent der Belegschaft großer Firmen ihr eigenes Notebook als hauptsächlichen Arbeits-PC verwenden. Zum Zeitpunkt der Umfrage im zweiten Quartal 2009 lag der Anteil aktuell bei lediglich zehn Prozent.

Offensichtlich veranlassen finanzielle Erwägungen viele Unternehmen momentan zu einem Umdenken. Bislang beäugte die Mehrheit den Wunsch von Mitarbeitern höchst skeptisch, mit eigenen Geräten zu arbeiten. "Im gegenwärtigen Klima der Kostendämpfung denken große Firmen über alle Möglichkeiten ernsthaft nach, die ihnen alternative Client-Computing-Architekturen und Geräte-Lösungen bieten – und das schließt mitarbeitereigene PCs ein", sagt Anette Jump, Forschungsleiterin bei Gartner.

In der aus Anwendersicht entscheidenden Frage, ob sich eine großzügige Firmenpolitik hier tatsächlich lohnt, lässt Gartner eine klare Tendenz erkennen. Ja, in der Regel schon. Dahinter steckt ein allerdings etwas verzwicktes Kalkül.

Betrachtet man nämlich alleine die unmittelbaren Kosten, kommt die Anschaffung eines firmeneigenen mobilen Rechners meist günstiger als die Installation einer virtuellen Maschine auf dem Computer eines Mitarbeiters. Nach Einschätzung von Gartner wird das jedoch mehr als aufgewogen durch die indirekten Management-Kosten. Das heißt, dass Mitarbeiter mit eigenem Laptop zufriedener arbeiten und vor allem produktiver sind.

Die Gründe dafür dürften irgendwo in den Untiefen der menschlichen Psyche liegen. Jedenfalls erahnten sie die meisten Unternehmen nicht, als der Wunsch der Angestellten nach Arbeit mit eigenen Notebooks immer nachdrücklicher wurde und eine Reaktion erzwang.

Deutsche CIOs rechnen mit Zuwachs von 40 Prozent

Innerhalb der vergangenen zwei Jahre, so Gartner, haben neun von zehn eine Antwort auf die drängende Frage gegeben. 48 Prozent entschieden sich restriktiv und untersagten die Nutzung von Privat-PCs zu Firmenzwecken komplett. Die Minderheit der völlig gleichgültigen Unternehmen ist äußerst klein. 43 Prozent indes wählten einen pragmatischen Ansatz. Sie entwickelten firmeneigene Regelwerke für den Gebrauch der eigenen Rechner.

Dieses Gesamtergebnis verwischt jedoch die Kluft, die sich zwischen Deutschland auf der einen Seite sowie Großbritannien und den USA auf der anderen auftut. Gartner befragte insgesamt 528 IT-Manager aus Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern – und zwar ausschließlich aus den genannten drei Ländern.

Neben erwartbaren Unterschieden zwischen einzelnen Branchen – Versicherungen und Telekommunikationsunternehmen sind aufgeschlossener als Fertigungsfirmen, Handelshäuser oder Behörden – erweisen sich die regionalen Unterschiede als beträchtlich. 60 Prozent der befragten Firmen aus Deutschland erlauben den Einsatz von Privatrechnern, im Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten sind es jeweils nur 30 Prozent.

Nicht verwunderlich, dass die von den CIOs erwartete Zuwachsrate hierzulande mit 40 Prozent in den kommenden zwölf bis 18 Monaten niedriger ausfällt als die in den USA ermittelten 60 Prozent. Während in den USA offenbar ein Umdenken eingesetzt hat, zeigen sich die Briten als wahre Skeptiker in dieser Frage. Sie gehen von lediglich 15 Prozent Zuwachs aus.

Gartner rechnet damit, dass eine wachsende Zahl von Firmen dem Willen der Mitarbeiter allmählich nachgeben wird – im Idealfall mit definierten Regeln für Einsatz, technische Anforderungen sowie Wartungs- und Support-Abläufe.

Wer Wildwuchs zulässt, zahlt bis zu 40 Prozent drauf

Wie gesagt erkennt Gartner darin eine für die Unternehmen positive Entwicklung – allerdings nur, wenn wirklich klare Regeln ausgegeben und kein Wildwuchs zugelassen wird. Der sorge für Total Costs of Ownership, die um neun bis 40 Prozent höher liegen als mit einer intelligenten Policy möglich.

Die Analysten sehen nun auch die Anbieter in der Pflicht, auf die Entwicklung auf Nachfragerseite zu reagieren. "PC-Anbieter können es sich nicht leisten, diese Phänomen zu verschlafen", so Resarch Director Jump. Sie rät dazu, Pakete für Angestellte zu entwickeln, die neben der Hardware auch Service- und Support-Optionen enthalten.

Letztlich sei die Entwicklung von Produkten nötig, die Elemente von Business- und Privatkunden-PCs kombinieren. Konkret enthalten sein sollten Virtualisierungs-Software, Productivity Applications und bei Privatkunden besonders beliebte Anwendungen.

Weitere Informationen enthält die Gartner-Studie "Employee-Owned Notebooks Gaining Popularity in Mature Markets".