Anwender setzen auf sanfte Migration - Markt wächst überdurchschnittlich

Unified Communications erfordert Kulturwandel bei Mitarbeitern

07.07.2008 von Werner Kurzlechner
Lösungen für Unified Communications erhöhen zwar Motivation und Teamfähigkeit. Davon geht die Mehrheit der Teilnehmer einer Studie aus. Doch Mitarbeiter fürchten beispielsweise durch Präsenzanzeigen, zu stark überwacht zu werden. Schulungen und Training müssen die Migration begleiten.
"Drei Viertel der Befragten sehen mit der Einführung einer UC-Lösung auch einen Kulturwandel auf sich zukommen, der Zeit braucht", sagt MSM Research-Geschäftsführer Philipp A. Ziegler.

Über die technologischen Vorzüge von UC-Lösungen gibt es nicht mehr viel zu streiten. "Die Vorteile werden knapp mehrheitlich erkannt", heißt es in der Studie des Schweizer ICT-Marktforschungs- und Beratungsunternehmens MSM Research. Allerdings: "Drei Viertel der Befragten sehen mit der Einführung einer UC-Lösung auch einen Kulturwandel auf sich zukommen, der Zeit braucht", sagt MSM Research-Geschäftsführer Philipp A. Ziegler.

Die Firmen hegen also Bedenken, weil UC offenkundig eine gezielt Schulung und Trainings-Maßnahmen für die Mitarbeiter erfordert. Entsprechende Ansprüche stellen die Anwender auch an die Anbieter: 36 Prozent wünschen sich begleitende Maßnahmen von Seiten der UC-Anbieter, um die interne Akzeptanz in ihrem Haus zu erhöhen.

Dies spiegelt wider, dass sich der Blick immer mehr in Richtung Services verschiebt. Nimmt man die Gesamtentwicklung auf dem UC-Markt näher unter die Lupe, fallen die rückläufigen Wachstumsraten von 16,3 auf 12,9 Prozent bei der IP-Telefonie auf. Die Unternehmen schrauben ihre Investitionen in die Hardware zumindest relativ zurück. Das gilt für die Hosted Telefonie ebenso wie für Full IP PBX und Hybrid PBX.

Demgegenüber zieht der Bereich der Anwendungen und Dienstleistung stärker an und wächst inzwischen mit knapp zehn Prozent. Stärkster Treiber ist hier UC Software. Hier steigt die Nachfrage inzwischen um 24 Prozent. Vor einem Jahr waren es gerade einmal knapp 16 Prozent. Das Service-Segment stagniert im Vergleich dazu. Doch zweifellos gibt es hier im Markt noch viel Luft nach oben.

So verteilt sich der Schweizwer Markt für UC-Lösungen.

Die Anbieter können hier durch ein verstärktes Engagement den CIOs ihre interne Überzeugungsarbeit erleichtern. Denn in mehr als drei Viertel der Firmen forcieren die IT-Verantwortlichen das Thema UC. In den Vorständen mühen sich viele noch damit ab, den Business-Entscheidern die Vor- und Nachteile einer Implementierung transparent zu machen.

Mehr als die Hälfte der von MSM Befragten gehen davon aus, dass eine UC-Lösung die Motivation und Teamfähigkeit ihrer Mitarbeiter fördert. Hier schlägt das Pendel merklich in die Richtung einer Einführung. Allerdings gibt es auch grundsätzliche Ablehnung zumindest einer Minderheit zu konstatieren, bei der unternehmenskulturelle Überlegungen den Ausschlag geben. 15 Prozent der Firmen sind zu dem Schluss gekommen, dass sich UC-Funktionalitäten nicht mit ihrer Philosophie decken. Dabei geht es beispielsweise um Präsenz-Anzeigen, über die sich die Anwesenheit von Mitarbeitern an ihrem Arbeitsplatz überprüfen lässt.

Es gilt offenbar, noch einiges an Vertrauen in die Vorzüge von UC aufzubauen. Das braucht in jedem Fall Zeit. Deshalb verwundert es nicht, dass 84 Prozent der einführungswilligen Unternehmen eine sanfte, also langsame und schrittweise Migration planen. Nur 14 Prozent wollen UC mit einem Schlag einführen. Dass zu plötzliche Umstiege Schaden anrichten können, haben viele Anwender aus anderen schief gelaufenen Technologie-Projekten gelernt.

UC-Markt wächst überdurchschnittlich

Eidgenössische Firmen geben laut des Schweizer ICT-Marktforschungs- und Beratungsunternehmens MSM Research in diesem Jahr 640 Millionen Schweizer Franken für UC aus. Das entspricht knapp 400 Millionen Euro. Etwas mehr als die Hälfte davon entfällt auf die Telefonie, insbesondere Hosted Telefonie. Fast ebenso groß ist inzwischen der Anteil der UC-Applikationen und der UC-Services.

Obwohl die Wachstumsrate des Marktes leicht rückläufig ist und von knapp 13 Prozent im Geschäftsjahr 2007/08 auf 11,4 Prozent im Jahr 2008/09 sinkt, sind einheitliche Kommunikationslösungen ohne Frage ein vorherrschendes Thema in den Unternehmen. Diese Raten liegen immer noch deutlich über dem Wachstum der IT-Branche insgesamt, die in diesem Jahr lediglich um gut vier Prozent zulegen soll.

Wie das Büro der Zukunft aussehen soll.

Das bedeutet nicht, dass der Durchbruch bereits geschafft ist. Zwar lehnen lediglich 14 Prozent der Schweizer Firmen UC kategorisch ab. Doch ebenso gering ist der Anteil der Unternehmen, die bereits mit einem integrierten Paket für alle Kommunikationsabläufe auf Basis von Internet Protocol (IP) arbeiten. Knapp zwölf Prozent planen eine Implementierung noch in diesem Jahr, 10,5 Prozent für 2009 und sieben Prozent für 2010. Bleiben 57 Prozent übrig, die über UC derzeit intern diskutieren.

Die MSM Research AG aus Schaffhausen befragte für die Studie "Der Schweizer Markt für Unified Communications 2008 bis 2009" 300 kleine sowie 500 mittlere und große Unternehmen.