IT-Schwachstellen im Supply Chain Management

Unternehmen unterschätzen IT-Risiken

15.05.2006 von Andreas Schaffry
Viele CIOs in Europa haben für das Management von IT-Geschäftsrisiken keine klare Strategie. Nach wie vor unterschätzt werden auch betriebswirtschaftliche Schäden, welche gescheiterte IT-Projekte sowie Ausfälle der IT in Unternehmen verursachen. Das sind Ergebnisse einer internationalen Studie, die das Wirtschaftsforschungsinstitut Economist Intelligence Unit (EIU) im Auftrag des BTO-Anbieters Mercury durchgeführt hat.

In Unternehmen basieren heute 80 bis 90 Prozent der Kernprozesse auf IT-Anwendungen. IT-Verantwortliche unterschätzen jedoch häufig IT-Geschäftsrisiken, die sich aus einer umfassenden betriebswirtschaftlichen Betrachtungsweise auf gescheiterte IT-Projekte und Vorfälle (z.B. Ausfall) ergeben. Laut Mercury liegt eine potenzielle Gefährdung durch IT-Fehler auf der Hand.

Hauptrisiko Umsatzeinbuße

IT-Manager schätzen die Folgen missglückter IT-Initiativen jedoch unterschiedlich ein. So erachten 46 Prozent der befragten CIOs in Deutschland Umsatzeinbußen als Hauptrisiko (Europa: 48 Prozent), dicht gefolgt von der Sorge, geplante Kosteneinsparungen nicht realisieren zu können. Letzteres ist im europäischen Vergleich mit einem Anteil von 42 Prozent (Europa: 26 Prozent) vor allem für deutsche CIOs relevant. Die Befragten zählen darüber hinaus Image-Einbußen aufgrund publik gewordener Servicefehler, Verlust von Kunden, juristische Folgen sowie unvorhergesehene Zusatzausgaben zu den weiteren negativen Folgen einer missglückten IT-Initiative.

Kritische Supply Chain

Am verwundbarsten ist die Unternehmens-IT in den Bereichen Supply-Chain/Logistik. Das gaben 43 Prozent der teilnehmenden deutschen IT-Verantwortlichen und im europäischen Durchschnitt 36 Prozent zu Protokoll. Mit Abstand folgen Finanzbuchhaltung (Deutschland: 31 Prozent; Europa: 23 Prozent) sowie die Produkt- und Service-Entwicklung (Deutschland: 29 Prozent; Europa: 23 Prozent).

Negativ bewerteten die Teilnehmer der Studie auch den betriebswirtschaftlichen Erfolg ihrer IT-Initiativen in den zurückliegenden beiden Jahren. Nur 49 Prozent aller Technologie-Projekte in diesem Zeitraum lieferten einen messbaren geschäftlichen Erfolg. Deutschland ist hier Schlusslicht im europäischen Vergleich: 42 Prozent der hiesigen CIOs gaben eine IT-Erfolgsquote von bis zu 50 Prozent an, 22 Prozent schätzten den Anteil rentabler IT-Projekte sogar auf lediglich 10 bis 25 Prozent.

Was die Ursachen fehlgeleiteter IT-Projekte angeht, fällen die deutschen Umfrageteilnehmer ein klares Urteil: 41 Prozent identifizierten den Faktor "Deployment/Rollout" (Europa: 28 Prozent) als Ursache, gefolgt von mangelhafter Software-Qualität (24 Prozent; Europa 19 Prozent).

Tote Winkel

Umso überraschender ist, dass es in vielen Unternehmen beim Management des IT-Geschäftsrisikos keine aufeinander abgestimmte Strategie gibt. Das teilten laut Untersuchung 40 Prozent der in Europa Befragten mit. Denis McCauley, Direktor Global Technology Research beim EIU, schlussfolgert daraus, dass es bei der geschäftlichen Betrachtung auf die IT nach wie vor tote Winkel gibt. "Offenbar unterschätzt man die betriebswirtschaftlichen Risiken aufgrund gescheiterter IT-Initiativen", verdeutlicht McCauley. Im Rahmen der Untersuchung hatte das EIU weltweit mehr als 1.000 IT-Entscheidungsträger in 22 Ländern befragt.