Immer mehr heterogene Umgebungen

Vielfalt der IT-Anwendungen schafft Probleme

09.12.2004 von Detlef Scholz
CIOs geraten immer stärker unter Druck: Während die IT-Umgebungen komplexer werden, sollen sie einen besseren Service liefern. Die gestiegenen Anforderungen in heterogenen IT-Landschaften erfordern effiziente Governance-Lösungen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Economist Intelligence Unit (EIU).

Den meisten befragten CIOs und IT-Managern ist bewusst, dass robuste IT-Governance-Lösungen nötig sind. Dennoch wollen laut der Studie im kommenden Jahr weltweit nur 28 Prozent in eine entsprechende Lösung investieren. In Deutschland ist es nur jede fünfte Firma. Dagegen wollen in Österreich und der Schweiz 40 Prozent der IT-Verantwortlichen Geld für IT-Governance ausgeben. Das Thema ist damit auf Rang zwei ihrer Prioritätenliste für anstehende Investitionen. Dieses Ergebnis wird nur von den asiatischen Ländern übertroffen. In China sprechen sich mehr als die Hälfte, in Korea sogar zwei Drittel der CIOs für IT-Governance-Ausgaben aus. Für sie ist es das wichtigste IT-Vorhaben im kommenden Jahr.

Eine ähnlich widersprüchliche Situation zeigt sich auch im Bereich des "Application-Testing". Die IT-Entscheider halten entsprechende Anwendungen für die treibende Kraft hinter dem Geschäftswert ("business value"). Weltweit stufen die CIOs das Application-Testing als Nummer eins in der Prioritätenliste ein. Geht es jedoch um konkrete Ausgaben, steht dieses Thema hinter Anwendungs-Management (50 Prozent), Sicherheit (47 Prozent) und Aufzeichnung von Geschäftsvorfällen ("Monitoring", 34 Prozent) auf Platz vier. In Deutschland wird dem "Application-Testing" ohnehin relativ wenig Aufmerksamkeit geschenkt: Hier gehen die IT-Entscheider davon aus, dass vor allem das Monitoring und das Anwendungs-Management für den Geschäftswert bedeutsam sind.

IT-Misch-Umgebungen bereiten Kopfzerbrechen

CIOs müssen sich darauf einstellen, dass sich die Vielfalt in der IT-Landschaft eher noch verstärkt. Zurzeit gibt es weltweit in vier von fünf IT-Abteilungen drei völlig verschiedene Applikationsumgebungen. Besonders kompliziert wird es bei Mischformen, in denen übernommene ("Legacy"), Standard- und maßgeschneiderte Anwendungen kombiniert sind. 40 Prozent der Konzerne mit über acht Milliarden Dollar Umsatz gaben an, dass ihnen das Management solcher Umgebungen sehr schwer falle. In Europa bestätigen das fast 40 Prozent aller Firmen. In den deutschsprachigen Ländern bereiten fast zwei Dritteln der Unternehmen Anwendungs-Konglomerate Kopfzerbrechen.

Mittlerweile müssen sich mehr als vier Fünftel aller Firmen mit gemischten IT-Umgebungen auseinander setzen. Durch neue Web-Services und kundenspezifische Applikationen sind heterogene Landschaften entstanden Die IT-Verantwortlichen benötigen Zugriff auf ein breit gefächertes Know-how. Sie sehen sich daher verstärkt nach externen Partnern um. Eine weitere Möglichkeit, der komplexeren IT-Umgebung Herr zu werden, ist das Konzept der Business Technology Optimization (BTO). Die Marktforscher der Yankee-Group schätzen, dass der BTO-Markt bis Ende 2004 um 18 Prozent auf 3,3 Milliarden US-Dollar wachsen wird. Im Vorjahr betrug der entsprechende Umsatz 2,8 Milliarden Dollar.

Wichtiger Bestandteil des BTO ist die Automatisierung des "Application-Testing". Die Studie ergab, dass der Automatisierungsgrad in manchen Ländern sehr gering ist. Ein gutes Drittel der Unternehmen setzt automatisierte Testverfahren ein. Der Rest testet entweder nur in geringem Maße automatisiert, auf herkömmlichen Wege ("von Hand") oder gleich gar nicht. Es gibt Länder, in denen drei Viertel der Firmen überhaupt keine Tests neuer Applikationen durchführen (zum Beispiel Korea).

Italien Weltmeister im automatisierten Testen

Weltweit testen nur sechs Prozent aller Unternehmen neue Applikationen vollautomatisiert. In Europa erfolgt die Testphase bei rund einem Drittel der Befragten "von Hand" oder gar nicht. Schlusslicht ist Großbritannien, wo fast zwei Drittel der CIOs neue Anwendungen überhaupt nicht testen. In Deutschland ist bei rund 30 Prozent der Firmen keinerlei Test-Automatisierung anzutreffen. Nicht mal jede zehnte Firma verfügt hierzulande über eine vollautomatisierte Test-Abteilung. Weltmeister im automatisierten Testen ist Italien. Knapp jede vierte Firma des Landes testet vollautomatisiert neue Applikationen zu 100 Prozent. Der europäische Mittelwert liegt bei sieben Prozent.

EIU führte die Studie "Driving Business Value from IT-Top-Challenges and -Drivers for 2005" im Auftrag der Softwarefirma Mercury durch. Befragt wurden CIOs und IT-Manager aus 21 Ländern in Europa, dem Mittleren Osten und Asien. Die Unternehmen bieten von der Größe und der Branchenzugehörigkeit her einen repräsentativen Querschnitt.

Weitere Meldungen:

Fast alle deutschen Fertigungsbetriebe lagern IT aus
IT-Manager mit Problemen bei Corporate Governance
Große Lücken im IT-Governance

Bücher zum Thema:

Auftragsklärung in IT-Projekten
IT-Projekte strukturiert realisieren

Studie zum Thema:

Führende Standard-Software-Unternehmen in Deutschland