Hardware spielt in Zukunft keine Rolle mehr

Virtuelle Technik wird den Desktop-PC revolutionieren

11.08.2004 von Michael Kallus
In zehn Jahren werden alle PCs in Unternehmen unter virtuellen Umgebungen laufen. Das prophezeit das Marktforschungsunternehmen Gartner. Software-Anbieter müssen dann ein neues Lizenzmodell entwerfen und PCs werden völlig anders aussehen.

Der virtuelle PC wird Unternehmen helfen, beim Support zu sparen und Systemkosten berechenbarer zu machen. Er soll Outsourcing-Verträge stark vereinfachen und damit auch vergünstigen. Zudem bietet die virtuelle Technik den Mitarbeitern zahlreiche Vorteile. Damit, so Gartner, wird der virtuelle PC die Technik sein, die den Desktop-PC in den nächsten zehn Jahren am stärksten verändert.

Wenn sich mehrere Betriebssysteme gleichzeitig auf einem Rechner ausführen lassen, so Gartner, können Mitarbeiter ein System frei nutzen und beliebig Programme installieren. An einem weiteren System würden sie eine festgelegte Konfiguration vorfinden, die geschäftskritische Anwendungen enthält. Dieses System wäre unveränderbar und damit völlig abgesichert.

Das bedeutet, so Gartner, dass die IT-Abteilung hervorragend die Netzwerksicherheit kontrollieren kann. Andererseits kann jeder Nutzer die Programme installieren, die er benötigt, um effizient zu arbeiten – ohne den Support unnötig zu belasten. Daher rechnet Gartner damit, dass Unternehmen mit Hilfe des virtuellen PCs ihren IT-Support deutlich effizienter gestalten können.

Zudem müssten sich Unternehmen nicht mehr mit der PC-Standardisierung herumschlagen. Das verursacht bei der Mehrheit der Firmen fast die Hälfte der Arbeit, so Gartner.

Virtuelle PCs helfen bei Outsourcing-Verträgen

IT-Abteilungen investieren viel Zeit, um festzulegen, wo beim Outsourcing ihre Verantwortung endet. Laut Gartner soll die virtuelle Technik helfen, klare Linen zwischen dem zu ziehen, was der Anbieter verwaltet, und dem, was nicht. Outsourcing-Verträge gewinnen so an Transparenz.

Darüber hinaus unterstützt die virtuelle Technik das Outsourcing, indem es zugehörige Service-Level-Vereinbarungen vereinfacht. Das System, das die geschäftskritischen Anwendungen trägt, erhält einen höheren Level. Wer dieses System managet, trägt dann auch die entsprechende Verantwortung. Die effektive Grenze um die abgeschlossene Business-Zone hilft also, Support-Vereinbarungen und Service-Wünsche klar festzulegen.

Auswirkungen auf die Industrie

"Noch beschränkt sich die virtuelle Technik auf Nischen," so ein Analyst von Gartner. "Doch wenn Unternehmen wie Intel oder Microsoft die Technik voranbringen, wird sie schnell zum Mainstream."

Gartner rechnet damit, dass Software-Anbieter in Zukunft viel flexibler sein müssen. "Der bisherige Weg, eine Lizenz für einen Nutzer auszugeben, verlockt vielleicht manchen Anbieter, in einer Umgebung mit virtuellen PCs mehr Lizenzen zu verkaufen." vermutet ein Berater von Gartner. Doch auf lange Sicht sei das schädlich. "Einige Software-Anbieter sind bereits hellhörig geworden, aber es besteht erst ein kleiner Konsens, wie sie auf den virtuellen PC reagieren könnten."

Auch die PC-Industrie wird sich völlig ändern, so Gartner. Wenn es keine Rolle mehr spielt, auf welcher Hardware ein System läuft, können Hardware-Anbieter nur noch über Service und Preis konkurrieren.

Zudem erwartet Gartner, dass sich die virtuelle Technik weiter entwickelt. "Damit wird es immer weniger relevant, dass Hardware wie ein PC aussieht, es kommt nur noch auf eine Plattform an." erklärt ein Analyst. "Der zukünftige Standard für Client-Computing wird eine virtuelle Plattform sein, die auf Software basiert – nicht auf Hardware."

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