Quality of Service vs. Sicherheit

VoIP nur mit Vorsicht zu genießen

10.02.2005 von Ingo Butters
Von einem wahren Goldrausch wird beim Thema Internettelefonie gesprochen. Dabei birgt die neue Technik ernste Probleme. Vor allem die Sicherheit von VoIP-Lösungen bereitet Experten Kopfzerbrechen. Eine amerikanische Regierungsbehörde warnt Unternehmen davor, die Technologie vorschnell einzusetzen. Auch auf Anbieterseite nimmt man das Thema ernst: Verschiedene Firmen haben eine Sicherheitsallianz gegründet.

Offenbar haben einige CIOs den Gartner-Analysten ihr Herz ausgeschüttet: Denn die stellen in einer aktuellen Analyse fest, dass IT- und TK-Verantwortliche zurzeit von allen Seiten unter Druck gesetzt werden, die Telefonanlagen so schnell wie möglich auf Voice over IP (VoIP) umzustellen.

Die Vorteile der neuen Technik liegen auf den ersten Blick auf der Hand: niedrigere laufende Kosten, verbesserte Kommunikationsmöglichkeiten und – eventuell – positive Auswirkungen auf die Geschäftsprozesse.

Doch die Hürden bei der Einführung von VoIP-Lösungen sind hoch: Nur wenigen Unternehmen ist es bisher gelungen, komplett auf Internettelefonie umzustellen. Die Gartner-Analysten erwarten deshalb, dass sich VoIP eher langsam denn schlagartig durchsetzen wird.

Die neue Technik kann nämlich nicht einfach in die bestehende IT-Infrastruktur integriert werden. Außerdem gibt es nach wie vor erhebliche Sicherheitsprobleme.

Schmaler Grat zwischen QoS und Sicherheit

"Administratoren denken vielleicht, dass sie VoIP-Komponenten in bestehende, sichere Netzwerke einstöpseln können und das Ganze dann weiterhin sicher ist", heißt es in einem Bericht des amerikanischen National Institute of Standards and Technology (NIST). "Der Prozess ist aber keinesfalls so einfach."

Prinzipiell muss die IT einen Weg finden sowohl die Sicherheit als auch die Quality of Service (QoS) optimal zu gestalten. Sicherheitstechnologien wie Firewalls oder Verschlüsselung können die Sprachqualität der Internettelefonie allerdings von glasklar zu unverständlich herunterbremsen.

Auf der anderen Seite wachsen durch die zunehmende Konvergenz von Daten- und Sprachnetzen die Sicherheitsrisiken: Würgt ein erfolgreicher Hackerangriff die komplette Kommunikationsstruktur eines Unternehmens ab, kann das katastrophale Auswirkungen haben, die die positiven Effekte einer Umstellung auf VoIP auffressen.

Daten- und Sprachnetzwerke trennen

Das NIST hat in einem umfangreichen Report zu dem Thema einige Empfehlungen für Unternehmen zusammengestellt, die diese bei der Umstellung auf Internettelefonie berücksichtigen sollten:

Mittlerweile haben auch Anbieter von VoIP-Lösungen erkannt, dass die Sicherheitsprobleme bei VoIP die erfolgreiche Verbreitung der Technologie vereiteln könnten. In Austin, Texas, gaben Unternehmen wie 3Com, Alcatel, Siemens oder Netcentrex die Gründung einer Allianz zur Erforschung und Erprobung von VoIP-Sicherheitslösungen, die VoIP Security Alliance (VOIPSA), bekannt.

Die beteiligten Firmen wollen sich regelmäßig über Sicherheitsrisiken und deren Bekämpfung austauschen sowie Forschungsprojekte anstoßen.

Joseph Curcio vom VoIP-Anbieter Avaya gab Unternehmen, die sich für die Technik interessieren, gleich noch einen Rat mit auf den Weg: "Wenn sich eine Firma dazu entschieden hat, VoIP ins Zentrum des Unternehmens zu rücken, sollte sie das Thema Sicherheit ganzheitlich angehen: bei den Anwendungen, den Systemen und allen Service-Bereichen."

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