Kräftiges Wachstum erwartet

VoIP scheitert an Sicherheitsbedenken

13.03.2006 von Christiane Pütter
Jedes dritte deutsche Unternehmen arbeitet bereits mit Voice over IP (VoIP), ein weiteres Drittel plant den Einsatz. Als größtes Hemmnis dabei erweisen sich Sicherheitsbedenken. Dieses wird durch das Implementieren von Consumer-Lösungen verstärkt, weil die sich schlechter in unternehmensweite Security-Konzepte eingliedern lassen. Das geht aus einer Studie des Marktforschers Berlecon hervor.

Die treibende Kraft hinter der Entscheidung über den Einsatz neuer Technologien ist in knapp zwei Drittel (63 Prozent) der Unternehmen die Geschäftsführung. Nur in 31 Prozent liegt diese Kompetenz hauptsächlich bei der IT-Abteilung. Damit rangieren die IT-Ressorts noch hinter der Belegschaft, wenn die sich für neue Technologien stark macht: 44 Prozent der Befragten geben an, "Mitarbeiter, die diese Lösungen nutzen wollen", bildeten die wichtigste treibende Kraft für den Einsatz.

Die Analysten interpretieren den Fokus auf die Firmenführung dahingehend, dass der Punkt moderne Technologien als strategische Entscheidung gilt.

Mobility-Lösungen nutzen zum jetzigen Stand 64 Prozent der Unternehmen, weitere dreizehn Prozent planen den Einsatz. Mit Mobile-Mail-Lösungen wird in 56 Prozent der Firmen gearbeitet, 17 Prozent haben sie auf der Agenda. Dagegen sind mobile Lösungen zur Unterstützung des Vertriebs mit 23 Prozent noch nicht einmal in jedem vierten Unternehmen vertreten, geplant sind sie in weiteren zwölf Prozent.

VoIP - nicht jeder meint, er muss es haben

Die Analysten wollten wissen, woran es beim Thema VoIP hapert. 46 Prozent zögern aus Sicherheitsgründen: 36 Prozent nennen das als "sehr wichtigen" Grund für den Nichteinsatz, weitere zehn Prozent als "wichtigen" Grund. Mehr als jedes zweite Unternehmen allerdings kann schlicht keinen ausreichenden Nutzen für sich erkennen: 27 Prozent geben das als "sehr wichtige" Ursache für den Nichteinsatz von VoIP an, weitere 25 als "wichtigen" Punkt.

Die Kostenfrage dagegen steht eher im Hintergrund. 31 Prozent begründen den Nichteinsatz von VoIP mit zu hohen Kosten, davon bezeichnen 14 Prozent den finanziellen Aufwand als "sehr wichtig" und 17 als "wichtig".

Die Kosten kommen aber positiv ins Spiel, wenn es um die Gründe für das Nutzen von VoIP geht: Die Einsparungen gegenüber traditioneller Telefonie werden von 47 Prozent der Befragten als "sehr wichtig" angesehen und von weiteren 18 Prozent als "wichtig". Für 26 Prozent gilt das Ablösen von Altanlagen als "sehr wichtig", für weitere 28 Prozent als "wichtig".

In Fragen der Mobility geht es ums Geld

Um Geld geht es auch bei 83 Prozent der befragten Unternehmen, die Mobility-Lösungen ablehnen: 32 Prozent beurteilten die zu hohen Kosten als "sehr wichtig" für ihre negative Haltung, weitere 51 Prozent als "wichtig". Der zu geringe Nutzen gilt bei 68 Prozent als Ursache.

Die Analysten haben sich näher angesehen, wie groß die Lücke ist zwischen den Erwartungen an Mobility-Lösungen und ihren tatsächlichen Auswirkungen. 90 Prozent der Befragten wollen mit dem Einsatz eine Beschleunigung verschiedener Abläufe erreichen. 76 Prozent können das auch bestätigen. Größer ist die Übereinstimmung beim zweitwichtigsten Kriterium: 84 Prozent erwarten von Mobility-Lösungen einen besseren Zugang zu Informationen. 83 Prozent bescheinigen der Technologie, das auch zu erfüllen.

Unabhängig von der Kostenfrage liegt für 60 Prozent der Studienteilnehmer das größte Hindernis für Mobility-Lösungen wiederum in Sicherheitsbedenken begründet. 34 Prozent nennen diesen Punkt "sehr wichtig", weitere 26 Prozent "wichtig". An der Ablehnung durch Entscheider liegt es in 43 Prozent der Unternehmen: 15 Prozent beurteilen diesen Punkt als "sehr wichtig", 28 als "wichtig".

Das Sicherheitsbewusstsein ist hoch: 94 Prozent der Befragten erklären ganz allgemein, dass neue Kommunikationstechnologien erhöhte Anforderungen an die Sicherheit stellen. 63 Prozent stimmen dieser Aussage "voll und ganz zu", die anderen 31 Prozent "überwiegend". Eine Haltung, die bisher jedoch noch wenig in die Praxis umgesetzt zu werden scheint: Nur dreizehn Prozent erklären, sicherheitstechnisch "voll und ganz" gerüstet zu sein, weitere 29 Prozent sind es "überwiegend".

Die Analysten erwarten, dass sich das Problem noch verschärft. Denn mit 23 Prozent setzt fast jedes vierte Unternehmen neben Enterprise- auch Consumer-Lösungen ein. Wegen der zunehmenden Ausstattung privater Haushalte mit PCs und Breitbandverbindungen wird hier unter dem Stichwort "Consumerization of IT" mit steigenden Raten gerechnet, was die CIOs vor das Problem unbekannter Sicherheitslücken stellt. Consumer-Lösungen im Unternehmen erfüllen häufig nicht die nötigen Sicherheitsanforderungen.

Berlecon hat für die Untersuchung mit 107 IT-Entscheidern aus Unternehmen mit mehr als 500 Unternehmen gesprochen.