Geringere IT-Betriebskosten, mehr Flexibilität

Von Web Services zur Middleware-SOA

15.11.2007 von Andreas Schaffry
Unternehmen, die service-orientierte Prozesse einführen wollen, haben verschiedene Möglichkeiten. Entweder sie verwenden dazu Web Services, bauen mithilfe einer Middleware-Software eine SOA-Infrastruktur auf oder vertrauen auf eine Mischung aus beidem. Am erfolgversprechendsten ist nach einer Studie des Marktforschers Aberdeen der Middleware-Ansatz. Damit lassen sich IT-Betriebskosten senken, neue Anwendungen rasch modellieren sowie in kurzer Zeit innovative Geschäftsabläufe aufbauen.
Mehr als die Hälfte der Best-in-Class-Unternehmen bauen ihre Service-orientierte Architektur mithilfe von Middleware-Infrastrukturen auf.

Bei der Analyse von Anwenderunternehmen gibt es erhebliche Differenzen zwischen Firmen, die lediglich Applikationen, die auf Web Services basieren, einsetzen und solchen, die eine vollständige IT-Infrastruktur auf Basis von Service-orientierten Architekturen (SOA) aufbauen.

Die Marktforscher bezeichnen Ersteres als SOA Lite und Letzteres als Enterprise SOA. Unternehmen mit einer Enterprise SOA überflügeln Firmen, die lediglich eine SOA Lite einsetzen, in mehrfacher Hinsicht. Sie realisieren niedrigere Kosten über den gesamten Lebens-Zyklus einer Anwendung hinweg, setzen neue IT-Projekte schneller um und erreichen eine höhere Anwenderzufriedenheit sowie mehr Flexibilität im Geschäft.

Mit Eifer dabei

Etwa 90 Prozent der 5.000 weltweit führenden Unternehmen führen bereits mit großem Eifer Service-orientierte Technologien ein. Die eine Hälfte verwendet dafür "einfache" Technologien wie XML, SOAP oder ein UDDI-Repository, die auf Web Services basieren. Diese sehen den Vorteil darin, Composite Applications über Web Clients mit Legacy-Systemen zu verbinden und so Geschäftsanforderungen aus den einzelnen Betriebsbereichen rasch zu erfüllen.

Die andere Hälfte der Firmen investiert in Infrastruktur-Middleware sowie einen Enterprise Service Bus (ESB) als Integrations-Schicht, um eine einheitliche SOA-Struktur zu implementieren. Damit lässt sich beispielsweise die Anzahl der Eigenentwicklungen drastisch reduzieren, IT-Betriebskosten können gesenkt und neue Anwendungen schneller entwickelt werden.

Haupttreiber für SOA-Projekte sind niedrigere Betriebskosten, die Möglichkeit neue Anwendungen schnell aufzubauen, eine höhere Anwenderzufriedenheit sowie mehr Flexibilität im Geschäft.

Die Analysten zitieren das Beispiel eines Finanzdienstleisters, der so 12.000 Anwendungen durch mehrere hundert Services ablösen konnte und die Wartungskosten für seine IT-Landschaft deutlich verringerte.

Erfolgreiche Firmen bevorzugen Middleware-Strategie

Die besonders erfolgreichen Unternehmen (Best-in-Class) bevorzugen klar die Strategie, eine SOA mithilfe einer Middleware-Infrastruktur aufzubauen. Das gaben 56 Prozent der Befragten an. Dagegen verfolgen nur ein Viertel der Durchschnittsunternehmen und gar nur elf Prozent der Nachzügler ebenfalls diesen Ansatz. Lediglich 28 Prozent der Klassenbesten führen eine SOA Lite ein, bei den Durchschnittsfirmen sind es 35 Prozent sowie 23 Prozent bei den Nachzüglern. Die Einführung einer SOA auf Basis von Web Services und Middleware verfolgen lediglich 17 Prozent der Besten und ein Fünftel der Nachzügler, jedoch 40 Prozent der durchschnittlich erfolgreichen Firmen.

62 Prozent der Musterschüler bezeichnen mehr Agilität und Flexibilität am Markt als Haupttreiber für SOA-Projekte. Bei 61 Prozent stehen bessere Services für die Endanwender im Vordergrund. Je 39 Prozent wollen mit ihren SOA-Plänen Betriebskosten reduzieren sowie innovative Geschäftsprozesse umsetzen.

Von 100 auf Null

Dass sich SOA-Projekte rechnen, zeigt die Untersuchung eindrucksvoll. 100 Prozent der Klassenbesten berichten, dass sie Entwicklungskosten für neue Anwendungen deutlich reduzieren konnten. Beim Durchschnitt waren es immerhin noch 59 Prozent, während es keinem der Nachzügler gelang, diese Ausgaben zu verringern. Hier steht eine glatte Null.

Wartungskosten konnten 72 Prozent der Musterfirmen verringern, dagegen nur sieben Prozent der Trödler. Auch was die Kostenvorteile beim Lebenszyklus von Anwendungen angeht, hinken die Nachzügler mit sieben Prozent im Vergleich zu den Klassenbesten mit 89 Prozent hinterher.

Weltweite Befragung

Für die Studie "SOA Middleware takes the Lead: Picking Up Where Web Services Leaves Off" werteten die Analysten von Aberdeen Research zwischen April und Mai 2007 die Antworten von mehr als 150 Unternehmen aus. Etwas mehr als die Hälfte kommt aus Nord-Amerika, 28 Prozent aus Europa, dem Mittleren Osten und Afrika (EMEA), 17 Prozent aus dem asiatisch-pazifischen Raum und vier Prozent aus Zentral- und Südamerika.

24 Prozent der Befragten stammen aus Großunternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als einer Milliarde US-Dollar, 35 Prozent aus mittelgroßen Firmen mit einem Umsatz zwischen 50 Millionen und einer Milliarde US-Dollar und 41 Prozent sind Mittelständler mit weniger als 50 Millionen Dollar Umsatz.