Entwickler gesucht

Vor allem deutschen CIOs fehlen Fachkräfte

24.04.2012 von Werner Kurzlechner
Eine Umfrage von Robert Half unter IT-Chefs zeigt, dass der Fachkräftemangel Deutschland besonders heftig trifft. Ein Grund ist die gute Wirtschaftslage.
In Deutschland verschärft die gute Konjunktur den Engpass an Spezialisten. Das zeigt diese Übersicht der Gründe, die CIOs für das Problem verantwortlich machen.
Foto: Robert Half International

Einen „leergefegten“ Arbeitsmarkt für IT-Profis beobachtet der Personaldienstleister Robert Half International. Mehr als 84 Prozent der deutschen Unternehmen hätten teilweise massive Schwierigkeiten, qualifizierte Fachkräfte zu finden. Die ist eine Ergebnis einer Studie, für die Robert Half 700 CIOs in neun Ländern befragt hat.

Der oft beklagte Fachkräftemangel wird durch die Studie also bestätigt. Durchaus aufschlussreich ist dabei der internationale Vergleich, da das Problem ja zumeist rein durch die deutsche Brille betrachtet wird. Es zeigt sich, dass der Mangel in der Bundesrepublik alles in allem durchaus überdurchschnittlich ausfällt. Allerdings ist es keineswegs so, dass andere Länder von Schwierigkeiten bei der Personalsuche verschont bleiben. Und zu einem guten Teil scheint der derzeitige Fachkräftemangel – ungeachtet der nicht zu verkennenden strukturellen Ursachen – zu einem guten Teil die Kehrseite der hierzulande nach wie vor günstigen Wirtschaftslage zu sein.

Suche nach Fachkräften für Firmen schwierig

42 Prozent der CIOs in Deutschland planen in den nächsten sechs Monaten, ihre IT-Abteilungen personell aufzustocken. Damit liegt Deutschland deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 32 Prozent. Für 85 Prozent der kleinen Unternehmen und 78 der mittelständischen Unternehmen ist die Suche nach Fachkräften eine Herausforderung.

Einen Personalabbau haben hierzulande nur sechs Prozent der IT-Chefs auf der Agenda. Vor allen Dingen dieses Gesamtpaket aus Ausbau in vielen Firmen und wenig Neigung zum personellen Schrumpfen kennzeichnet die hiesige Situation. Ähnlich ist die Gemengelage lediglich in Australien. In Frankreich ist der Anteil der Firmen mit expandierender IT-Abteilung noch größer, allerdings setzen dort auch mehr Firmen parallel Mitarbeiter auf die Straße.

In Großbritannien erscheint die Situation im Vergleich noch einen Tick entspannter. Allerdings lassen die von Robert Half ermittelten Zahlen es zu, auch im Vereinigten Königreich einen Fachkräftemangel zu konstatieren. Für Japan, Hongkong, Singapur und Neuseeland hält sich das Problem noch sehr in Grenzen. In Tschechien gibt es überhaupt keine Knappheit an IT-Spezialisten.

73 Prozent fürchten Brain Drain

Insgesamt beschreiben 84 Prozent der deutschen Firmen die Suche nach qualifiziertem IT-Personal als herausfordernd oder sogar sehr herausfordernd. Bei dieser im Vergleich zur tatsächlichen Personalpolitik subjektiver gefärbten Frage ist das im internationalen Vergleich der Spitzenwert – gemeinsam mit Großbritannien, wo die Firmen offenbar etwas nervöser auf das Problem reagieren. Der internationale Durchschnitt liegt bei 68 Prozent. Massiv gedrückt wird er durch das Resultat aus Japan. Dort berichten nur 36 Prozent von Schwierigkeiten.

Die Sorge, in den kommenden Jahren IT-Talente zu verlieren, ist hierzulande mit 73 Prozent gegenüber einem internationalen Mittelwert von 64 Prozent abermals überdurchschnittlich ausgeprägt. Noch stärker ausgeprägt ist die Sorge allerdings in wiederum in Großbritannien und vor allem in Frankreich, wo 88 Prozent einen Brain Drain fürchten.

Die unübertroffen gute Wirtschaftslage in Deutschland – 88 Prozent gehen von einer Verbesserung gegenüber 2011 aus – spiegelt sich wider in der Beurteilung der Ursachen für den Fachkräftemangel. Die drei meistgenannten Gründe für die große Nachfrage an IT-Spezialisten sind das Unternehmenswachstum mit 48 Prozent, die hohe Arbeitsbelastung mit 31 Prozent und der Ausbau der internen IT-Infrastruktur mit zwölf Prozent. Sieben Prozent nennen Fusionen und Übernahmen, neue regulatorische Anforderungen spielen hierzulande hingegen überhaupt keine Rolle.

Expansion und Workload sind im Vergleich mit dem internationalen Durchschnitt etwas ausgeprägter, während der Infrastrukturausbau weniger stark verantwortlich gemacht wird als in anderen Ländern. Diese von den befragten CIOs aus Deutschland getroffene Verteilung erscheint nicht unbedingt spektakulär.

Das gilt nicht für die japanischen Kollegen, die zu 88 Prozent geschäftliches Wachstum als Grund für Personalsuche nennen. So wenig ausgeprägt der Fachkräftemangel in Japan also in der Breite ist, so virulent scheint das Problem doch einige besonders stark expandierende Firmen zu treffen.

Knappheit bei Security-Spezialisten

„Das starke Unternehmenswachstum führt dazu, dass CIOs nicht nur ihre bestehende Abteilung verstärken müssen, sondern auch besondere Know-How-Träger suchen, um die immer größer werdenden Anforderungen an die technologische Infrastruktur zu stemmen“, kommentiert das Umfrageergebnis Christian Umbs, Director bei Robert Half.

Dies führe zu einer starken Diskrepanz zwischen Nachfrage und Angebot. „In der aktuellen Situation gilt es zudem, gute Mitarbeiter durch attraktive Leistungen an das eigene Unternehmen zu binden, um wichtige Kompetenzen nicht an die Konkurrenz zu verlieren.“

16 Prozent der deutschen Firmen berichten, dass die Personaldecke in der Softwareentwicklung besonders dünn sei. Mehr als zehn Prozent nennen außerdem Netzwerkbetrieb und Anwendungsentwicklung. Etwa jedes zehnte Unternehmen sieht eine Knappheit auch bei Spezialisten für Help Desk und Support, Datenbankmanagement, IT-Sicherheit und Systemadministration.

Die Studie „IT Hiring Index“ ist bei Robert Half erhältlich.