Kein effektiver Einsatz der IT-Budgets

Vorstände stellen Nutzen der IT in Frage

02.06.2006 von Stefan Holler
Die Mehrheit der deutschen Führungskräfte bezweifelt, dass der Einsatz der IT die Produktivität steigert und damit zum Erfolg ihres Unternehmens beiträgt. Mehr als die Hälfte der Manager glaubt zudem, dass das IT-Budget in ihrer Firma nicht effektiv verteilt sei. Das besagt eine Umfrage des Dienstleisters Accenture.

Es gibt sowohl grundlegende Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten zwischen den Einstellungen der Geschäftsbereichs-Manager (GBM) und der IT-Verantwortlichen im Hinblick auf Produktivität und Ausgaben. 77 Prozent der IT-Verantwortlichen und 61 Prozent der Geschäftsbereich-Manager sind der Ansicht, dass IT-basierte Produktivität in ihren Unternehmen seit einigen Jahren stagniert oder sogar sinkt. "Die Unternehmen passen ihre IT nur sehr zögerlich den Unternehmenszielen an", sagt Thomas Hofbauer, Geschäftsführer bei Accenture für den Bereich IT-Strategie.

Grundsätzlich gehen GBMs und IT-Verantwortliche davon aus, dass sowohl die Gesamtproduktivität als auch die IT-basierte Produktivität in den vergangenen Jahren zugenommen haben. Allerdings führen GBMs diese Entwicklung in erster Linie auf Einsparungen zurück. Zwar geben auch die IT-Verantwortlichen an, dass Sparmaßnahmen die steigende Produktivität beeinflussen. Sie führen aber zusätzlich an, dass eine bessere IT-Nutzung eine gleichfalls große Rolle für die steigende Produktivität spielt.

Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen der Produktivität, den IT-Investitionen und der IT-Strategie, wie die Studienergebnisse belegen. Bei den Unternehmen, in denen sich die IT-Ausgaben in sehr geringem Maße an den Unternehmenszielen orientieren, sind nur elf Prozent der Führungskräfte der Ansicht die Produktivität habe zugenommen. Dagegen führen fast die Hälfte (47 Prozent) an, die Ausgaben seien in den vergangenen drei Jahren gesunken.

Mehr als die Hälfte der Führungskräfte (57 Prozent), deren Unternehmen die IT-Ausgaben an den Unternehmenszielen ausrichten, meinen jedoch, dass ihre Produktivität zugenommen habe. 37 Prozent rechnen deshalb mit einer weiteren Zunahme der Investitionen in die IT.

Mangelndes Kosten-Nutzen-Verhältnis kritisiert

Im Vergleich zu den Bereichs-Managern denken wesentlich mehr IT-Verantwortliche, dass Investitionen in folgenden Bereichen zu einer steigenden IT-Produktivität beitragen:

1. Software/Datenbank-Systeme
2. Web-Dienste
3. Telefon-Systeme
4. Fernzugriffs-Fähigkeiten
5. Endnutzer-Hardware

Beide befragten Gruppierungen stimmen darin überein, dass ineffiziente Arbeitsprozesse hauptsächlich zu einer sinkenden Produktivität führen.

Ebenso gehen 68 Prozent der IT-Verantwortlichen und 54 Prozent der Geschäftsbereich-Manager davon aus, dass das IT-Budget innerhalb ihres Unternehmens nicht effektiv verteilt sei. Eine Mehrheit kritisiert zudem das Kosten-Nutzen-Verhältnis in Bezug auf die eingesetzte Technologie.

Weit auseinander gehen die Meinungen im Hinblick auf die zu erwartende Produktivitätsentwicklung von Unternehmen durch den Einsatz von IT: Während 47 Prozent der Manager von einer Produktivitätssteigerung überzeugt sind, rechnet ein Viertel der IT-Verantwortlichen sogar mit einem Rückgang.

Die Unternehmens-Beratung Accenture führte zwischen Dezember 2005 und Januar 2006 insgesamt 302 telefonische Interviews, je zur Hälfte mit Geschäftsbereich-Managern und IT-Verantwortlichen. 80 Prozent der Teilnehmer kamen aus deutschen Unternehmen aus dem gehobenen Mittelstand, jeweils zehn Prozent stammen aus Österreich und der Schweiz.