Falsche Vorstellungen

Vorurteile gegenüber Digital Natives

09.11.2012 von Andreas Schaffry
Digital Natives wollen Mobilgeräte vom Arbeitgeber und im Büro digital vernetzt sein, sagt eine Studie. Das sind Vorurteile der HR-Chefs, sagt eine andere.

Was darf es beim Arbeitsantritt sein? Ein Smartphone, ein Tablet-PC oder ein Notebook, jederzeit Zugriff auf soziale Netzwerke und geografische Dienste am Arbeitsplatz. Digital Natives, jene Generation also, die statt mit dem Struwwelpeter mit Handy, PC und Internet aufgewachsen ist, wollen von ihrem künftigen Arbeitgeber am liebsten alles zusammen.

Digital Natives in den USA und Großbritannien wollen mit Kollegen laut einer Studie von Siemens Enterprise Communications hauptsächlich per Facebook und Instant Messaging kommunizieren.
Foto: Siemens Enterprise Communications

Das geht aus einer Umfrage hervor, die Siemens Enterprise Communications in den USA und Großbritannien unter mehr als 310 Jugendlichen zwischen 16 und 18 Jahren durchgeführt hat. 40 Prozent der Befragten erwarten, dass ihr künftiger Arbeitgeber sie mit einem Notebook ausstattet. Ein Viertel gab an, dass sie zum Dienstantritt ein Smartphone wollen, 13 Prozent wünschen sich einen Tablet-PC.

Im Büro nicht auf Facebook verzichten

Dass diese Geräte auch für private Zwecke genutzt werden dürfen, ist für Digital Natives selbstverständlich. Ein Sechstel der Umfrageteilnehmer will auch während der Arbeitszeit nicht darauf verzichten, die in der Freizeit genutzten sozialen Netzwerke wie Facebook und Google+ oder den Microblogging-Dienst Twitter zu verwenden.

Das sei wichtig, um Kontakte aufzubauen und zu pflegen und um sich mit Freunden und Arbeitskollegen auszutauschen, sagen die Teenager. Die Umfrage spricht hier von einem technologischen Spiegelungseffekt, denn die Teenager wollen Tools und Kommunikationskanäle, die sie zuhause verwenden auch am Arbeitsplatz einsetzen. 70 Prozent der befragten Jugendlichen gehen davon aus, dass mobile Geräte die Arbeit erleichtern und 55 Prozent teilten mit, dass sie damit Aufgaben effizienter erledigen können.

Digital Natives in Deutschland bevorzugen persönliche Kontakte zu Kollegen am Arbeitsplatz. Das sagt eine Studie der Stiftung Neue Verantwortung und der Personalberatung Egon Zehnder International.
Foto: Stiftung Neue Verantwortung

Dagegen zeichnet die Studie "Digital Natives: Selbst- und Fremdbild der nachrückenden Generation von Young Professionals" ein etwas anderes Bild. Dafür befragten die Stiftung Neue Verantwortung mit Sitz in Berlin und die Personalberatung Egon Zehnder International aus Düsseldorf 154 Studenten und Alumni sowie mehr als 100 Personalchefs in Deutschland.

HR-Chefs schätzen Digital Natives falsch ein

Nur acht Prozent der Studenten und Alumni wünschen demnach eine digitale Vernetzung. 62 Prozent legen großen Wert auf persönliche Kontakte mit Kollegen und Geschäftspartnern. Gleichermaßen wichtig sind die Aspekte Mobilität und Ortsbindung. Auf hohe Flexibilität legt nur ein Fünftel gesteigerten Wert.

Von den Vorstellungen der High Potentials zu den Arbeitsbedingungen weichen die Angaben der befragten Personalchefs sehr stark ab. Die HR-Manager verbinden mit Digital Natives die üblichen stereotypen Eigenschaften. 48 Prozent glauben, dass diesen Mobilität sehr wichtig ist, die digitale Vernetzung bezeichnen 44 Prozent als bedeutend und 65 Prozent die Flexibilität.

Bescheiden und traditionsbewusst

Zudem dominiert in Personalabteilungen immer noch das Bild vom innovativen, risikobereiten und selbstbewussten High Potential. Das trifft nur für eine Minderheit einen Teil der befragten Studenten zu. Nur 16 Prozent schätzen sich als sehr risikofreudig ein. 64 Prozent bezeichnen sich selbst als sehr diszipliniert, doch nur 27 Prozent der HR-Manager sind ebenfalls dieser Meinung. 38 Prozent halten sich für bescheiden und 17 Prozent für traditionsbewusst. Das tun jeweils nur vier Prozent der Personalverantwortlichen.

Weitgehend Einigkeit herrscht dagegen in beiden Befragungsgruppen darüber, dass in einer Arbeitswelt, die sich laufend verändert, soziale, interdisziplinäre und interkulturelle Kompetenzen künftig immer wichtiger werden.