Veränderte Kundenansprüche und massiver Wettbewerb

Wandel im Handel

07.08.2006 von Tanja Wolff
Der westeuropäische Handelssektor gibt neun Prozent seiner Gesamtausgaben für Anwendungs-Software, Projektgeschäft und Outsourcing aus (Core SITS). Laut einer Untersuchung des Beratungsunternehmens Pierre Audoin Consultants (PAC) wird dieser Markt bis 2009 um durchschnittlich 6,8 Prozent wachsen.

Der Trend zu Multi-Channeling im Einzelhandel treibt das IT-Projektgeschäft an. Der Grund: Die verschiedenen Kanäle müssen als integriertes System funktionieren. Außerdem wird sich der Wandel auch auf Hardware, Datenspeicherung und besondere Analyse-Tools auswirken. Einzelhändler brauchen Business-Intelligence-Lösungen, um die Verkaufsleistungen der einzelnen Kanäle zu überwachen. Nur so können sie ihr Sortiment optimieren und den Gewinn steigern.

Der Untersuchung zufolge sind die bisher eingesetzten BI-Lösungen über Jahre gewachsen und geben den Händlern häufig keinen kohärenten Überblick über die Profitabilität ihrer Produkte, geschweige denn die nötigen Kundeninformationen. Das eröffnet ein beträchtliches Potenzial für IT-Projekte.

Das Kundenverhalten hat sich in den vergangenen Jahren sehr verändert und deshalb muss der Einzelhandel mehr für seine IT ausgeben. So kann beispielsweise eine ausgeprägte Kundenloyalität nicht mehr vorausgesetzt werden. Der Handel wird verstärkt in Kundenbindung und in CRM-Lösungen investieren.

Parallel zu der Entwicklung sind die Kunden preisbewusster und anspruchsvoller geworden, so die Studie. Per Internet können nicht nur schnell Preise verglichen werden, sondern es ist selbst auch ein immer beliebteres Einkaufsmedium. Viele Einzelhändler nehmen daher neuere Verkaufskanäle wie PDAs, Handys oder das Internet in ihr Geschäftsmodell auf.

Discounter kommen der Möglichst-Billig-Mentalität sehr entgegen. Viele Einzelhändler sehen sich in Deutschland von Ketten wie Aldi und Lidl bedroht. Um im Preiskampf mitbieten zu können, ergreifen sie Maßnahmen zur Kostenreduzierung, darunter auch die Rationalisierung ihrer IT-Infrastrukturen. Deren Auslagerung ist für sie auch kein Tabu mehr. Das ist eine bedeutende Wende, denn der Handelssektor stand dem Outsourcing bisher sehr zurückhaltend gegenüber.

Kosten sparen mit RFID

Laut der Analyse gilt ein effektives Inventar-Management als Schlüsselfaktor für eine erfolgreiche Senkung von Kosten. Aus diesem Grund investieren Einzelhändler mehr in Maßnahmen wie automatische Lagerauffüllung und Nachfrage-Prognosen. Mittelfristig verspricht auch RFID geringere Kosten, da Prozesse reibungsloser ablaufen und zugleich transparenter werden. Größere Firmen haben bereits damit begonnen ihre Beschaffung und Logistik umzugestalten.

Das Ergebnis zeigt allerdings auch, dass nicht alle Einzelhändler dem aggressiven Wettbewerb standhalten können. Als Folge kann mit mehr Übernahmen gerechnet werden. In Großbritannien springen häufig Risikokapitalgeber ein. Weil sie Outsourcing viel offener gegenüberstehen als der klassische Händler, können vor allem IT-Dienstleister profitieren. Übernahmen schaffen auch Potenzial für IT-Projekte, da die IT-Systeme der fusionierten Firmen integriert und harmonisiert werden müssen.

Der neue Branchenreport "Retail & Distribution Sector - Western Europe" von PAC analysiert die aktuelle Lage des Software- und IT-Service-Marktes im Handelssektor.