I-MODE-HANDYS

WAP-Konkurrent aus Japan

02.10.2001 von Klaus Manhart
Mit dem Internet-Mobilzugang I-Mode bleiben japanische Handy-Nutzer immer online; die Dienste werden im Paket abgerechnet und sind kommerziell überaus erfolgreich. Zum Jahresende soll I-Mode auch nach Deutschland kommen.

WÄHREND DAS MOBILE Online-Geschäft in Europa nur schleppend in Gang kommt, brechen Internet-Anwendungen auf dem Handy in Japan alle Rekorde. Laut einer Studie von Jupiter Research generierte das europäische Mobile Business im vergangenen Jahr gerade einmal 15 Millionen Dollar Umsatz (in den USA waren es sogar nur zehn Millionen), die Japaner dagegen 400 Millionen Dollar. Kein Wunder, so Jupiter: Über achtzig Prozent aller mobilen Web-Nutzer leben in Japan.

Der Erfolg von M-Commerce im Land der aufgehenden Sonne basiert wesentlich auf der derzeit nur dort verbreiteten Datenübertragungstechnik I-Mode, einem mit dem General Packet Radio System (GPRS) verwandten Mobilfunkstandard. Rund 25 Millionen Teilnehmer nutzen I-Mode inzwischen; täglich kommen 50000 Abonnenten hinzu. Hierzulande können die Anbieter der europäischen I-Mode-Variante dieser Entwicklung nur neidisch zusehen. WAP hat viele Nutzer wegen mangelnder Leistung frustriert und kommt deswegen nicht auf Touren.

I-Mode schlägt WAP

Auf den ersten Blick hat I-Mode mit dem bei uns wenig erfolgreichen WAP einige Gemeinsamkeiten. Hier wie dort lassen sich per Handy E-Mails empfangen und verschicken sowie Websites abrufen. I-Mode-Nutzer haben Zugang zu mehr als 600 Portalen und gut 15000 Websites. Die Serviceleistungen sind ebenfalls ähnlich: Entertainment, Information, Shopping, Banking und Brokerage. Der Dienst arbeitet mit einer paketbasierten Version des Personal-Digital-Cellular-Standards mit einer Bandbreite von 9,6 Kilobit pro Sekunde; dies entspricht der Bandbreite von WAP. Und wie bei WAP benötigen auch I-Mode-Kunden spezielle I-Mode-fähige Telefone.

I-Mode ist nicht schneller als WAP. Der Vorteil liegt im Bedienungskomfort: Die Nutzer können ohne Unterbrechung im Netz bleiben und zahlen dafür nur das tatsächlich empfangene Datenvolumen. Für ein bis drei Dollar im Monat beliefern beispielsweise Nachrichten-Portale die zur Zeit mehr als 100000 Abonnenten. Neben Spielen und SMS-ähnlichen Kurznachrichten sind vor allem mobile Bankgeschäfte sowie Restaurant- und Ticket-Reservierungen bei den japanischen I-Mode-Kunden sehr beliebt. Kein Wunder, dass der durchschlagende Erfolg in Japan bei NTT Docomo Expansionsgelüste auslöst. Im lukrativen US-Markt mischt der Konzern dank einer Beteiligung an AT&T Wireless bereits kräftig mit. In Nordamerika will das japanisch-amerikanische Gemeinschaftsunternehmen I-Mode Anfang kommenden Jahres einführen.

2002 kommt I-Mode nach Europa

Den Aufbau von I-Mode in Europa plant die holländische KPN Mobile zusammen mit ihrer deutschen Tochter E-Plus und der Telecom Italia Mobile zunächst in Belgien, Deutschland, Holland und Italien.

Unterstützung erhält der japanische Standard inzwischen sogar vom WAP-Forum, einer weltweiten Industrievereinigung namhafter Handy-Hersteller wie Motorola oder Nokia. Dort überlegt man, die I-Mode-Technik in eine künftige WAP-Version zu integrieren. Ein kombiniertes WAP/I-Mode-Handy würde dann das Beste aus beiden Welten in sich vereinen.