Aberdeen zu Product Lifecycle Management

Warum PLM CIO-Sache ist

16.06.2010 von Christiane Pütter
Nach Einschätzung des US-Marktforschers Aberdeen müssen sich CIOs künftig stärker um Product Lifecycle Management (PLM) kümmern. Dabei sollten sie neben Produkt- und Design-Daten von vornherein Change-Management-Prozesse einbeziehen.
Welche Bereiche in das PLM-System integriert werden laut Aberdeen-Katetorien "Best in class", Durchschnitt (Average) und Trödler ("Laggard).

Product Lifecycle Management (PLM), also das strategische Management eines Produktes über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg, rückt zumehmend in den Fokus von CIOs. Das berichtet der US-Marktforscher Aberdeen in der Studie "The CIO’s role in PLM". Hintergrund ist der Druck auf Unternehmen, Produkte immer schneller und billiger auf den Markt bringen zu können. Laut Aberdeen rufen CEOs nun immer öfter die IT auf den Plan, um PLM zu unterstützen.

Aberdeen hat mit mehr als 160 PLM-Verantwortlichen gesprochen, darunter CIOs oder IT-Leiter. Resultat: Einführung und Umsetzung von PLM gestalten sich schwierig, weil von Design bis Lieferketten-Management viele Faktoren hineinspielen. Und dann zieht häufig das IT-Team nicht mit. Die Mitarbeiter verstehen nicht, warum PLM ihre Baustelle sein sollte, wie den Analysten berichtet wurde.

Dass es sich trotzdem lohnen kann, zeigen die Ergebnisse. Wie bei Aberdeen üblich, werden die Studienteilnehmer drei verschiedenen Kategorien zugewiesen: Besonders erfolgreiche Unternehmen dürfen sich "Best in class" (Bic) nennen. Dazu zählen 20 Prozent der Unternehmen. Die, die am schlechtesten abgeschnitten haben, tituliert Aberdeen als "Laggards" (dt. etwa Trödler). Das sind 30 Prozent des Feldes. Die Mitte gilt als Durchschnitt.

Während die Bics 86 Prozent der Produkte innerhalb des angestrebten Zeit- und Kostenrahmens auf den Markt bringen, sind es bei den Durchschnittsfirmen nur 54 Prozent. Von den Laggards gelingt es nur 18 Prozent, im Zeitplan zu bleiben. Den Kostenrahmen halten nur elf Prozent ein.

Die größten Schwierigkeiten beim PLM laut Aberdeen

Um den Ursachen für diese Unterschiede auf die Spur zu kommen, hat Aberdeen erfragt, welche Komponenten die Studienteilnehmer in ihren PLM-Systemen berücksichtigen. Dabei haben die Bics die Nase deutlich vorn. Das heißt: 77 Prozent der Klassenbesten beziehen Design Release Support mit ein (Durchschnitt: 42 Prozent) und 75 Prozent Produktdaten-Management (Durchschnitt: 48 Prozent). 66 Prozent der Bics integrieren Change Management-Prozesse (Durchschnitt: 44 Prozent) und 61 Prozent Configuration Management (Durchschnitt: 33 Prozent).

Nicht an der PLM-Lösung herumbasteln

Darüber hinaus zeigt sich, dass die Musterschüler seltener an ihren Lösungen herumbasteln als der Rest des Feldes. Jeder dritte Bic (Durchschnitt: 16 Prozent) arbeitet mit Anwendungen "Out of the box", die nicht verändert werden. Vorteil laut Aberdeen: Upgrades fallen deutlich leichter. Dennoch nimmt auch bei den Erfolgsfirmen eine Mehrheit von 48 Prozent (Durchschnitt: 51 Prozent) Modifikationen vor.

Unabhängig vom Bic- oder Laggard-Status wollte Aberdeen wissen, worin die Unternehmen die größten Schwierigkeiten beim Product Lifecycle Management sehen. Die Antwort ist eindeutig: Für 58 Prozent ist schon die Implementierung das Hauptproblem. 38 Prozent nennen außerdem Interoperabilität mit anderer Software.

Jeder Dritte findet Konfiguration und Anpassung der Software schwierig. Der Umgang mit PLM erfordere "atypische" IT-Skills (32 Prozent). 16 Prozent haben Probleme mit Upgrades.

Größter Treiber für das verstärkte Interesse an PLM ist der Trend zu immer kürzeren Entwicklungszyklen (56 Prozent der Nennungen). Erst mit klarem Abstand wird Kostendruck genannt (34 Prozent). 30 Prozent der Studienteilnehmer führen als weiteren Grund an, dass die am Entwicklungsprozess Beteiligten nicht zentral an einem Ort sitzen.

Aberdeen geht davon aus, dass CIOs angesichts immer schärferen Wettbewerbs um das Thema PLM nicht herumkommen. Einer der Studienteilnehmer berichtete, sein Unternehmen habe sich auf einen aggressiven Preiskampf eingelassen. Die logische Folge: Es muss intern gespart werden, wo es nur geht.

Streit um die Budgets

Wie die Analysten berichten, liegen die Daten, die in das PLM-System eingespeist werden müssen, häufig über verschiedene Abteilungen verteilt. Es ist schwierig, sich einen Überblick zu verschaffen und Visibilität herzustellen. Hinzu kommt nicht selten Streit um das Geld. Nicht jeder CIO sieht ein, warum PLM-Initiativen aus seinem Topf bezahlt werden. Schließlich handele es sich um übergeordnete Business-Projekte, so der Einwand.