Analysten-Kolumne

Warum Schnelligkeit über den Erfolg von Fujitsu entscheidet

22.04.2009 von Thomas Meyer
Timing und Exekution entscheiden. Schon bald wird sich zeigen, ob Fujitsu erfolgreich seinen neuen Weg gehen wird: nicht nur Produktlinien integrieren, sondern eine ganz neue Art von Geschäft aufzubauen. Wie sich Fujitsu aufstellen will und wie sich das auf die deutsche Einheit auswirkt.

Im November 2008 haben Fujitsu und Siemens das Ende ihrer zehnjährigen Partnerschaft in Form einer jeweils 50-prozentigen Beteiligung an Fujitsu Siemens Computers zum 31. März 2009 angekündigt. Fujitsu hat den Siemens-Anteil für etwa 450 Millionen Euro übernommen. Fujitsu Siemens Computers wird voll in die Fujitsu Gruppe integriert und unter dem Namen Fujitsu weiter am Markt tätig sein.

Fujitsu Siemens Computers wird damit Fujitsu Technology Solutions (FTS). So heißt in Zukunft der weltweite Technologie-Geschäftsbereich bei Fujitsu. Im Zuge dieser Integration kann Fujitsu Siemens Computers noch stärker von der sehr guten finanziellen Ausstattung von Fujitsu und den stärkeren Verbindungen zwischen den europäischen und japanischen Entwicklungsaktivitäten des Konzerns profitieren. Fujitsu erhält im Gegenzug besseren Zugang zu außerjapanischen Märkten und kommt damit seinem Ziel einen sehr großen Schritt näher: Sich als echter global agierender IT-Anbieter mit Produkt- und Service-Angeboten etablieren.

Bei dieser Gelegenheit will die Fujitsu Gruppe nicht nur weltweit die regionale Integration in die Wege leiten, sondern weitergehend auch die Organisation im Hinblick auf die Produktbereiche verbessern.

Als wesentliche Punkte listet Fujitsu auf:

Die technologischen Geschäftsbereiche werden global aufgestellt; die Geschäftseinheiten PC, Mainframe, SPARC und Software steuert Japan. Jens-Peter Seick wird von Deutschland aus das weltweite x86-Geschäft verantworten, also alles von Forschung & Entwicklung bis hin zur weltweiten Markteinführung und für EMEA zusätzlich den Vertrieb. Helmut Beck kümmert sich von Deutschland aus um das globale Storage-Produktportfolio und den Vertrieb in EMEA.

Verschärfter Wettbewerb im PC-Privatkundenmarkt

Aus EMEA-Sicht ist das starke Engagement im Hinblick auf die Produktion sowie Forschung & Entwicklung in Augsburg sicherlich sehr positiv zu werten. Von anderen Standorten war nicht viel die Rede, was vermuten lässt, dass sich der stärker zentralisierte Ansatz auf sie eher nachteilig auswirken wird. Auch das Markenimage könnte ein größeres Problem werden. Dabei hängt viel davon ab, ob Fujitsu es schafft, weiterhin die Kundennähe zu seinen Großkunden zu gewährleisten. Das gilt insbesondere für die Öffentliche Hand, Telekommunikation und den Kanalpartnern in EMEA. Und hier ganz besonders in Deutschland.

Interessant ist die aggressive Vorgehensweise im x86-Markt. Ziel ist es, die ausgelieferten Stückzahlen im Laufe der nächsten zwei Jahre zu verdoppeln, und das in einem weltweiten Wirtschaftsklima, in dem es ums Überleben geht. Das soll nicht heißen, dass das angestrebte Potenzial - unter Berücksichtigung von Fujitsus Marktanteilen in manchen Regionen und Ländern - nicht vorhanden ist; in den USA liegt der Anteil beispielsweise bei unter ein Prozent. Im Hinblick auf die Produktentwicklung könnte Fujitsu einen Beitrag leisten, der sich günstig auf das x86-Geschäft auswirkt. Angesichts des starken Fokus auf Prozesse und F&E steht allerdings auch das zentralisierte Brand Marketing und das dezentrale Marketing vor erheblichen Herausforderungen.

Damit diese Anstrengungen von Erfolg gekrönt werden, muss Fujitsu die globale Systemlandschaft (Angebote, Beschaffung etc.) vereinheitlichen und sich relativ schnell von überflüssigen Altlasten befreien. Wie in der letzten Ankündigung bekannt gegeben wurde, sollen die Fujitsu Services in das neu aufzubauende Technologielösungs-Portfolio integriert werden, um Produkte und Services besser aufeinander abzustimmen und die Vertriebseffizienz zu erhöhen. Falls dies gelingt, hat das Unternehmen gegenüber den Mitbewerbern HP und IBM einen besseren Stand.

Fujitsu hat anscheinend erkannt, dass wesentliche Impulse für Technologie- und Design-Innovationen aus dem PC-Privatkundensegment kommen; aus diesem Grund werden bereits vorhandene Geschäftsmöglichkeiten in diesem Bereich als wichtig erachtet und sollen weitergeführt werden. Gleichzeitig hat sich der Wettbewerb im PC-Privatkundenmarkt sehr verschärft; der daraus resultierende Preisdruck hatte Gewinneinbrüche zur Folge. Im Moment sieht es so aus, als ob der Ausstieg aus dem Consumer-Geschäft nicht geplant ist. Allerdings will Fujitsu keine weiteren Anstrengungen unternehmen, sich hier stärker zu etablieren. Letztlich soll das Privat- und Geschäftskundengeschäft miteinander verschmolzen werden.

Kostensenkungen, kürzere Markteintrittsspannen, einheitliche Marken- und Marketing-Initiativen, Investitionen in den Vertrieb sowie der Ausbau der Partnerschaften sind Pflicht.

Das Timing und die Exekution sind erfolgsentscheidend, und im Laufe der nächsten Wochen wird sich zeigen, ob Fujitsu wirklich in der Lage ist, den von Richard Christou, Corporate First Senior Vice President, beschriebenen Weg zu gehen: einen Weg, der nicht einfach nur Produktlinien integriert, sondern Fujitsu den Weg zu einer ganz neuen Art von Geschäft ebnet - unter Nutzung der weiter auszubauenden globalen Struktur, bei gleichzeitiger Stärkung der Länder und des Vertriebs vor Ort.

Thomas Meyer ist Vice President EMEA Systems and Infrastructure Solutions bei IDC.