5 Tipps von Accenture

Warum Tools zum Performance Management nichts taugen

03.06.2016 von Christiane Pütter
Mitarbeiter splitten sich in immer mehr Gruppen auf. Doch Performance-Management-Tools laufen weiter nach dem Motto "One size fits all". Das funktioniert nicht.
  • Rund jeder zweite Manager spricht von einer immer heterogeneren Belegschaft
  • Rund jeder dritte sagt, Performance Management Tools bilden Prämien und Boni nicht gerecht ab
  • Die Biosupermarkt-Kette Whole Food legt sämtliche Vergütungen offen
Performance-Management läuft zu starkt nach Schema X, wie viele Manager beklagen.
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Die Leistung der Mitarbeiter zu messen wird schwieriger. Zum einen, weil Wissensarbeit mit ihren kreativen Anforderungen ohnehin schwerer zu messen ist als Routine-Tätigkeiten, zum anderen, weil die Tools für das Performance Management der Entwicklung hinterher hinken. Zu diesem Fazit kommt die Studie "Is performance management performing?" von Accenture.

Rund 2100 Führungskräfte und Mitarbeiter weltweit haben sich daran beteiligt. Nur gut einer von Dreien (34 Prozent) traut den eingesetzten Werkzeugen zu, die Geschäftsziele zu unterstützen.

Mitarbeiter fordern Transparenz und Teilhabe

Ihre zumindest skeptische Haltung gegenüber Performance Management erklären 92 Prozent der Befragten mit dem Wandel der Arbeitswelt. Arbeiten werde schneller, es habe immer mehr mit Netzwerken und Collaboration zu tun. Zunehmend seien Skills gefragt, die sich gerade erst entwickeln. Die Auswirkungen auf die Belegschaft äußerten sich etwa in höheren Forderungen nach Transparenz und Teilhabe. Mitarbeiter wollten immer mehr mitbestimmen und verlangten nach Trainings, Schulungen und Entwicklungsmöglichkeiten, die ihre Karriere voranbringen.

Ein weiterer Punkt sind die wachsenden Unterschiede innerhalb der Teams. Mögen Mitarbeiterstäbe früher aus festangestellten Vollzeitkräften bestanden haben, so löst sich das auf. Führungskräfte haben heute mit mobile Workern und Teilzeitkräften zu tun. Freiberufler und externe Partner ergänzen ihre Teams. Jede dieser Gruppen hat ihre spezifischen Interessen und Motivationen.

Wenig Gerechtigkeit bei Bonus, Prämie und Beförderung

Doch nach den derzeitigen Erfahrungen der Studienteilnehmer bilden Performance Management-Tools diese Entwicklungen nicht ab. Sie folgten noch immer einem "One Size fits all"-Ansatz. Nur gut jeder Dritte (36 Prozent) erklärt, die Tools stellten Gerechtigkeit hinsichtlich Bonuszahlungen, Prämien und Beförderungen her. Noch weniger (28 Prozent) sehen sich in Sachen Mitarbeiterbindung unterstützt.

Zehn Motivationsmärchen, die sie besser nicht glauben
Alles ist möglich – Inklusive Bankrott, Burn-out und Betrug
Der faule Zauber: „Du kannst alles erreichen, wenn du nur wirklich willst“. Das ist Bullshit. Jeder von uns hat Grenzen, körperliche, mentale, intellektuelle, finanzielle... Es kann definitiv nicht jeder Astronaut, Millionär oder auch nur Frauenschwarm werden. <br> Der wahre Kern: In den meisten von uns steckt mehr, als wir denken und uns zutrauen. Vielen Menschen täten eine optimistischere Grundhaltung und mehr Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten gut. Wer die Messlatte etwas höher legt und mutig handelt, erreicht mehr als jemand, der zu früh aufgibt. Insofern ist „Alles ist möglich!“ eine positive Provokation, die (typisch deutsches?) Miesmachertum und „Das haben wir noch nie so gemacht“-Lethargie infrage stellt.
Tsjakkaa! Urschrei-Therapie für Versager
Der faule Zauber: Wer Tsjakkaa schreit, wird unbesiegbar. Er spornt Sie zu großen Leistungen an, so das „Du schaffst es!“-Versprechen. Das stimmt so nicht, denn Schreien gibt allenfalls einen kurzen Kraftimpuls. Möglicherweise ist der Tsjakkaa-Schrei deswegen so beliebt, weil er als euphorisches Erlebnis, als Überlegenheitsgeste, als Aufbegehren gegen eigene Ängste empfunden werden kann. Ein solcher Schrei gibt einen kurzen Schub, man fühlt sich eine Sekunde lang unbesiegbar. Doch der Effekt verpufft, er hat keine Nachhaltigkeit. <br> Der wahre Kern: Ein Ritual vor großen Herausforderungen kann die Angst dämpfen und die Konzentration fördern.
Positiv Denken! Selbstbetrug statt Aufbruchstimmung
Der faule Zauber: "Erfolg entsteht im Kopf", so die These. Doch bei den meisten Menschen bleibt er auch dort. Wer positiv denkt, programmiert sein "Unterbewusstsein" angeblich auf Erfolg und lebt allein durch die Kraft seiner Gedanken glücklicher, erfolgreicher und gesünder. Der wahre Kern: Eine optimistische Grundhaltung hilft, Herausforderungen zu meistern. Und man kann trainieren, sich nicht von Grübeleien und negativen Gedanken überwältigen zu lassen.
Ziele setzen! Es könnte alles so einfach sein...
Der faule Zauber: „Schreiben Sie Ihre Ziele auf und profitieren Sie von der magischen Wirkung schriftlich fixierter Zielvorstellungen!“, so das kühne Versprechen. <br> Der wahre Kern: Ziele wirken tatsächlich wie ein Kompass und steuern Handlungsrichtung, - dauer und -intensität. Auch eine schriftliche Fixierung ist von Vorteil. Darüber hinaus kommt es aber vor allem darauf an, ins Handeln zu kommen. Aufschreiben allein genügt nicht!
Visualisieren! Fata Morgana der Träumer
Der faule Zauber: ...besteht in der Behauptung, eine Zielcollage entfalte eine geradezu magische Wirkung und lasse die ausgewählten Bilder quasi automatisch Wirklichkeit werden. <br> Der wahre Kern: Im Brainstorming und bei der Ideenfindung kann man gut mit Bildern arbeiten. Und: Was wir vor Augen haben oder was uns beschäftigt, lenkt unsere Aufmerksamkeit. Sich mit seinen Zielen auseinanderzusetzen schärft daher die Wahrnehmung für thematisch Passendes.
Glaub an dich! Sprüche statt Strategien
Der faule Zauber: ...entsteht, wenn banale Trostsprüche sich als echte Hilfestellung tarnen. <br> Der wahre Kern: Kurzfristig tut Trost gut, und wir alle brauchen gelegentlich Trost. Der sollte uns allerdings nicht einlullen und nicht davon abhalten, ins Handeln zu kommen.
Sei ein Teamspieler! Wer's glaubt, wird selig aber nicht erfolgreich
Der faule Zauber: ...besteht im Lobgesang auf eine nicht näher definierte „Teamfähigkeit“. Wer sich im Team versteckt und Konflikte scheut, wird es nicht weit bringen. <br> Der wahre Kern: Wer andere für sich und seine Ziele gewinnen kann, kommt leichter vorwärts. Dafür muss man aber Teams nutzen können, statt sie als bequeme Hängematte misszuverstehen.
Lauf Marathon! Unsinn des sportlichen Aktionismus
Der faule Zauber: Es wird suggeriert, (extreme) körperliche Fitness sei der Schlüssel zum Erfolg auch auf anderen Gebieten. <br> Der wahre Kern: Menschen, die gesund leben, sind im Allgemeinen leistungsfähiger.
Sei ganz du selbst! Die Lüge des Authentischseins
Der faule Zauber: ...besagt, dass man „einfach“ nur man selbst sein müsse, und alles werde sich zum Besseren wenden. Das ist im besten Fall nichtssagend, im schlimmsten Fall irreführend. „Wähle dir Rollen, die zu deinen Werten und Eigenschaften passen, und reflektiere regelmäßig, wie du diese Rollen am besten ausfüllen kannst“, wäre ein ehrlicher und angemessener Rat. Nur ist der für das simple Weltbild, das die Tsjakkaa-Propheten verkaufen, vielleicht ein wenig zu komplex. <br> Der wahre Kern: ...besteht darin, dass Menschen, die im Einklang mit ihren Werten und Bedürfnissen leben, glücklicher und potentiell auch erfolgreicher sind als Menschen, die das Gefühl haben, sich täglich verbiegen zu müssen.
Hab Spaß! Das Lächeln der Loser
Der faule Zauber: „Hab Spaß“ wird zur Erfolgsphilosophie überhöht, nach dem Motto: „Lächle in die Welt, und die Welt lächelt zurück.“ Das lädt zur Realitätsflucht ein und verhindert einen angemessenen Umgang mit Krisen. Wer die Erwartung schürt, der Job, das Leben (die Beziehung, der Sport etc.) solle immer Spaß machen, braucht vor allem eines - unbeschränkten Zugang zu Glückspillen. <br> Der wahre Kern: ... ist, dass man Erfolge feiern sollte, um Kraft für die Zukunft zu schöpfen, und dass in einem erfüllten Leben auch Platz für Freude und Genuss ist.
Quelle
Rolf Schmiel <br> Senkrechtstarter – Wie aus Frust und Niederlagen die größten Erfolge entstehen <br> Campus Verlag; Auflage: 1 (10. September 2014) <br> ISBN-10: 3593500086 <br> ISBN-13: 978-3593500089

Fast drei von vier Befragten (73 Prozent) fordern denn auch eine Veränderung im Performance Management. "It's time for performance management to really perform", schreiben die Studienautoren.

Fünf Ratschläge von Accenture

Accenture gibt Entscheidern diese fünf Ratschläge mit auf den Weg:

1. Mitarbeiter durch Coaching entwickeln

Wer Performance nicht nur managen, sondern verbessern will, braucht engen informellen Kontakt zu seinen besten Kräften. Viele fähige Mitarbeiter wünschen sich Coaching zur Entwicklung ihrer Karriere.

2. Eine Kultur der Offenheit und Transparenz fördern

Es drückt auf die Motivation, wenn Mitarbeiter Leistungsbeurteilungen nicht verstehen. Daher müssen Performance Management-Systeme zumindest transparent sein. Ob jedes Unternehmen so weit gehen will wie die amerikanische Biosupermarkt-Kette Whole Foods, sei dahingestellt - hier werden sämtliche Vergütungen aller Mitarbeiter vom ersten Jahr an offen gelegt.

3. Performance Management personalisieren

So, wie Kunden immer personalisierter adressiert werden sollen, muss das auch mit Angestellten passieren, mahnt Accenture. Dazu zählt für die Consultants beispielsweise das klassische Jahresgespräch. Manchem Kollegen mag es reichen, aber viele Mitarbeiter erwarten häufiger Feedback.

4. Kollegen mitreden lassen

Zu viel Macht über Belohnungen, Prämien und Boni liegt bei der Personal-Abteilung, moniert Accenture. Diese verlasse sich auf zählbare Ergebnisse anhand von Rankings oder Ähnlichem. Das werde aber der Arbeit an Projekten oft nicht gerecht. Projektleiter sollten mitreden. Eine radikalere Alternative: die Teammitglieder selbst entscheiden.

5. Performance definieren

Was genau ist überdurchschnittliche Leistung - diese Frage ist in einer vernetzten Arbeitswelt schwer zu beantworten. Unternehmen kommen aber um diese Antwort nicht herum.