IT-Trends, einmal kritisch betrachtet

Was 2007 in der IT-Welt nicht geschieht

11.12.2006 von Andreas Schaffry
IT-Marktforscher und -Analysten suchen und finden in der Regel stets neue Trends oder Hype-Themen. Einen anderen Weg gingen jetzt die Analysten von Abi Research. Sie kommen in einem Positions-Papier zu dem Ergebnis, dass zahlreiche Trends wie RFID überbewertet sind und deren Durchbruch - wenn überhaupt - erst zu einem späteren Zeitpunkt stattfindet.

Die Analysten gehen dabei sowohl auf so genannte Trendaussagen im Business-to-Consumer (B-to-C)- wie im Business-to-Business-Bereich (B-to-B) ein. Beispielsweise werden im B-to-C weder der Konsolen-Krieg zwischen Microsoft, Sony und Nintendo noch die Frage, welcher DVD-Standard (HD-DVD oder Blue-Ray) sich durchsetzt, entschieden. Auch Handy-TV steht erst am Anfang der Entwicklung.

Hart ins Gericht gehen die Analysten besonders mit prognostizierten Hypes im B2B-Bereich. Sie stellen dies anhand von Wimax (Worldwide Interoperability for Microwave Access), RFID und dem Standard IEEE 802.11n dar. Mit dem mobilen Breitbandfunk Wimax sollen breitbandige Zugänge, etwa zum Internet, via Funknetz angeboten werden. Diese würden UMTS-Services als Zugangstechnologie ablösen. Marktforscher prognostizieren der Wimax-Zugangs-Technologie eine glänzende Zukunft.

Dagegen wenden die Abi-Research-Analysten ein, dass Wimax bisher noch keine Stadt und kein Land komplett abdeckt. Allenfalls für die Zeit nach 2007 ist mit einem Anstieg von Wimax-Netzwerken zu rechnen, und dann vor allem in asiatischen Ländern.

Seifenoper um RFID

Auch RFID ist zum Hype-Thema aufgeblasen worden. Es wird im nächsten Jahr nicht aus den Schlagzeilen verschwinden, sondern weiterhin die "beste Seifenoper" sein. Zwar sehen die Analysten in der RFID-Technologie durchaus Potenziale, um Geschäftsprozesse zu verbessern. Dies gilt vor allem für die Logistikbranche und in Industrien, wo die Rückverfolgbarkeit von Bauteilen wichtig ist (Medizintechnik, Automobilindustrie). Allerdings taugt das viel beschworene "Internet der Dinge" keineswegs zur Zauberformel für wohlfeile ROI- und TCO-Berechnungen, wie es die Anbieter von RFID- Lösungen suggerieren. RFID-Einführungen laufen nicht nach dem Plug-and-Play-Prinzip, sondern sind komplex und erfordern kostenintensive Anpassungen und Zusatzentwicklungen.

Als aufgebauscht bezeichnen Analysten die von Verbraucher- und Datenschützern geführte Diskussion um "Schnüffel-Chips", welche Persönlichkeitsrechte oder den Datenschutzrichtlinien verletzen. Vor allem in punkto Sicherheit und Verschlüsselung von RFID-Tags haben sie deutliche Verbesserungen registriert.

Kein Netzwerk-Standard für alle

Auch den vielbejubelten WLAN-Standard IEEE 802.11n, der eine Technik zum Aufbau von drahtlosen lokalen Netzwerken definiert, sehen die Abi-Experten skeptisch. Bislang fehlten von der Wi-Fi-Alliance (Wireless Fidelity) noch genauere Vorgaben, was den Standard betrifft sowie eine Garantie der Anbieter, ihre Lösungen auf diesen Standard zu modernisieren. Das gehe zu Lasten der Kompatibilität. Unternehmen sollten deshalb noch mit der Einführung des Standards warten, raten die Experten.