Vorhersagen für 2011 "revisited"

Was aus Outsourcing-Trends wurde

05.01.2012 von Andreas Schaffry
Viele Outsourcing-Trends haben sich nicht durchgesetzt: Cloud-Services und die Schatten-IT blieben Randthemen. Auch neue Marktteilnehmer sucht man vergebens.

Pünktlich zum Jahresende legen Marktforscher - feierlich wie römische Auguren - ihre Trendberichte für das nächste Jahr vor. Doch die Halbwertszeit ist gering. Wer erinnert sich Ende 2011 noch daran, wie sich beim IT-Outsourcing die Ende 2010 vorausgesagten Trends oder gar Mega-Trends entwickelt haben? CIO.com-Autorin Stephanie Overby hat jetzt die Probe auf das Exempel gemacht und einige der Outsourcing-Vorhersagen für 2011 überprüft.

Outsourcing-Verträge auf dem Prüfstand

Die massenhafte Nutzung von Cloud-Services in Unternehmen gehörte 2011 zu den am meisten überschätzten IT-Outsourcing-Trends.
Foto: Fotolia - Michael Braun

Kosteneinsparungen beim IT-Outsourcing sind nicht wirklich neu. IT-Verantwortliche haben das schon immer gemacht. IT-Budgets stehen unter Druck und CEOs und CFOs verlangen von ihren IT-Leitern, von den IT-Outsourcing-Providern (ITO) für weniger Geld mehr Leistung herauszuholen. Outsourcing-Vereinbarungen werden in der Regel nachverhandelt, um Kosten zu senken. Doch 2011 waren die Potenziale in diesem Bereich weitgehend ausgeschöpft.

Outsourcing Provider: Herantasten an die Cloud

Herkömmliche Outsourcing-Anbieter müssen mit der Zeit gehen und ihren Kunden auch Cloud-Services anbieten. Doch meist handelt es sich um herkömmliche Outsourcing-Pakete in neuer Verpackung. Cloud-Services sind im Hinblick auf die Datensicherheit und die gemeinsame Nutzung von IT-Infrastrukturen und -Ressourcen noch nicht reif für den Massenmarkt.

Outsourcing-Dienstleister halten an ihren Preisen fest

Das stimmt in den meisten Fällen. Allerdings gibt es häufig eine Art "quid-pro-quo"-Deals zwischen dem IT-Outsourcer und seinen Kunden. Ersterer gibt einen Preisnachlass und erhält dafür im Gegenzug von Letzteren eine längere Vertragslaufzeit.

Kostensenkungen durch Offshoring und Entlassungen

Zwar globalisiert sich der Outsourcing-Markt, denn viele Provider bauen verstärkt Offshoring-Kapazitäten auf. Doch neue Marktteilnehmer aus aufstrebenden Staaten sind derzeit nicht in Sicht.
Foto: Victoria - Fotolia.com

Alle großen US-Service-Provider haben im abgelaufenen Jahr ihre Offshore-Aktivitäten rund um den Globus weiter vorangetrieben und im Ausland in Arbeitskräfte investiert. Umgekehrt tun indische Outsourcing-Provider sich aufgrund von Einschränkungen bei der Visa-Vergabe schwer damit, in den USA Fuß zu fassen, was der US-Politik den Vorwurf des Protektionismus einbringt.

Mega-Merger zwischen US- und indischem ITO

Beobachter und Experten haben den Zusammenschluss zwischen einem namhaften indischen Outsourcing-Provider und einem multinational tätigen Outsourcing-Unternehmen aus den USA vorausgesagt. Dazu ist es bisher nicht gekommen.

China, Brasilien und Ägypten entern die Bühne

Ägypten hat in diesem Jahr für Schlagzeilen gesorgt, aber nicht im Hinblick auf das IT-Outsourcing. China und Brasilien boomen als Outsourcing-Provider für IT- und Business-Process-Services (BPO) - aber nur im jeweils heimischen Markt. Beide Länder sind derzeit nicht in der Lage, die von Unternehmen geforderten hochwertigen Services auch außerhalb ihrer Grenzen bereitzustellen.

Kleinere Outsourcing-Deals dominieren

In der Tat waren 2011 die Summen bei abgeschlossenen Outsourcing-Verträgen geringer als im Vorjahr. Große Deals mit mehr als einer Milliarde US-Dollar Vertragsvolumen soll es erst wieder ab Mitte 2012 geben. Unternehmen warten erst einmal ab, wie Europa die Eurokrise bewältigt und ob Chinas Wirtschaft ins Wanken kommt.

Die "Schatten-IT" nimmt zu

Nicht bestätigt hat sich die These, dass Fachanwender die IT-Abteilung umgehen und massenhaft Public-Cloud-Services ohne deren Zustimmung nutzen und sich dadurch eine Schatten-IT im großen Stil etabliert. IT-Organisationen achten in der Regel auf alle IT-technologischen Aktivitäten im Unternehmen und verhindern durch Governance-Modelle unabgestimmte Cloud-Deals des Business.

Automatisierung soll Marge retten

Service-Provider verkaufen Automatisierungs-Tools an ihre Kunden, um Margen zu schützen: DieserTrend setzt sich nur sehr langsam durch. Speziell bei komplexen Aufgaben und Prozessen ist eine Automatisierung problematisch.

Kunden akzeptieren Standard-Services

Laut Stephanie Overby wird hierbei viel Wind um nichts gemacht. Unternehmen würden standardisierte Services zwar akzeptieren, doch die meisten Anbieter sind nicht in der Lage diese umzusetzen, denn die Anforderungen des Business sind sehr komplex und individuell. Das wiederum erfordert ein hohes Maß an Customizing. Genau das ist auch eine Barriere für die allgemeine Cloud-Nutzung, die weitgehend standardisierte Prozesse voraussetzt.