Ärger über Akronyme

Was bei E-Mail und SMS am meisten nervt

12.08.2011 von Kolja Kröger
Da geht den deutschen Internet-Usern der Hut hoch: Mail gespickt mit Abkürzungen wie wie MFG, MNN oder HDL. Yahoo hat jetzt die unbeliebtesten von ihnen gesammelt. LOL!
Elektronisch ist die Post zwar schneller - doch auf abgekürzte Redewendungen verzichten viele Empfänger gerne.
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Was ist der längste Weg zwischen zwei Punkten? Genau - eine Abkürzung. Weil man sich in Sackgassen verfranst oder die Straße vollgestopft ist mit Autofahrern, die auf diesem Geheimtipp von einem Schleichweg schneller ins Ziel kommen wollen. Aber auch für die E-Mail-Etikette gilt: Auf Abkürzungen möglichst verzichten.

Denn nicht nur im Straßenverkehr, sondern auch im Verkehr mit elektronischer Post sorgen Abkürzungen für Frust: E-Mail-Kürzel wie ROFL und HDL sind bei Internet-Usern in Europa zwar weit verbreitet, gleichzeitig aber auch unbeliebt. Das fand das Internet-Urgestein Yahoo! jetzt in einer Umfrage heraus.

Auf ROFL und MMN lieber verzichten

Ein Beispiel: LOL ("laughing out loud") benutzen etwa 20 Prozent der Befragten allein in Deutschland, 37 Prozent lesen es hierzulande immer wieder - und knapp ein Drittel kann dieses Akronym nicht leiden. Am unbeliebtesten ist ROFL ("rolling on the floor laughing"), mit 35 Prozent Ablehnungsquote bei deutschen Usern. Auch weniger extrovertierte Ausdrücke wie MMN ("Meiner Meinung nach") stoßen auf wenig Zustimmung.

Ein Blick in andere Länder Europas zeigt: In Großbritannien trägt IMHO ("in my humble opinion") am stärksten zum Abkürzungsfrust bei (40 Prozent), in Italien steht wie in Deutschland ROFL an der Ärger-Spitze - mit 42 Prozent. Die Franzosen würden mit 41 Prozent gerne auf XPTDR verzichten ("explosé pout tant de rage") - das englische ROFL-Äquivalent. In Spanien sehr unbeliebt ist das "J", was übersetzt so viel heißt wie :-).

Strategien gegen die E-Mail-Flut
Schreiben Sie weniger E-Mails
Jede geschriebene elektronische Nachricht provoziert eine oder mehrere Antworten. Weniger, dafür durchdachter und pointierter formulierte E-Mails rufen weniger Nachfragen hervor.
Gewinnen Sie Zeit
Verlieren Sie kein Geld und konzentrieren Sie sich auf Ihre eigentlichen Aufgaben. Vermutlich steht in Ihrem Berufsprofil nicht "E-Mail-Schreiber". Nutzen Sie die E-Mail-Korrespondenz nur, um sich über wichtige Inhalte mit Kollegen und Kunden auszutauschen.
Keine Kritik in einer E-Mail
Auch sachlich gemeinte Verbesserungsvorschläge kommen per E-Mail vermutlich falsch an. Das persönliche Gespräch schafft schneller Klarheit und ist in den meisten Fällen weniger verletzend.
Feste Lesezeiten einhalten
Deaktivieren Sie alle akustischen und optischen Signale für eingehende Nachrichten. Die erste Stunde am Morgen sollten Sie für wichtige Aufgaben verwenden und keinesfalls für scheinbar witzige Ketten-Mails von Kollegen. Idealerweise sollten Sie nur dreimal täglich Nachrichten lesen und beantworten.
E-Mails am besten gleich bearbeiten
Am effektivsten ist es, E-Mails nur dann zu lesen, wenn man auch zum Antworten kommt. Die "Sofort-Regel" spart Zeit. Jedoch leidet darunter oft die Konzentration.
Richten Sie ein Ablagesystem ein
Bearbeitete und beantwortete E-Mails sollten Sie möglichst sofort ablegen. Ins Posteingangsfach gehören nur neu angekommene und ungelesene Nachrichten.
Löschen Sie großzügig
E-Mails löschen wirkt befreiend, selbst wenn der Speicherplatz Ihres E-Mail-Accounts besonders groß ist.

Ganz klar, dass je nach Land unterschiedliche Akronym-Feindbilder herrschen. Man hat seine sprachlichen Eigenheiten wie MFG und HDL in Deutschland - so dass sich recht spezielle Kürzel aus anderen Sprachen wie OMG ("Oh my God"), CU ("See you") und ("4U") nicht ganz so schnell verbreiten. OMG nutzen hier nur zehn Prozent regelmäßig, bei 4U sind es acht. In England lassen sie sich aus Mails und vor allem SMS kaum noch wegdenken, und über die Weltsprache Englisch halten sie auch hier Einzug.

Angst um die deutsche Sprache

E-Mail-Abkürzungen zersetzen die deutsche Sprache, fürchten 40 Prozent.
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So praktisch E-Mail-Akronyme sind - der Schuss kann also nach hinten losgehen. Sie wecken offenbar Ängste, worauf eine interessante Antwort der deutschen Umfrageteilnehmer schließen lässt. 40 Prozent finden, Abkürzungen werden zu oft benutzt und stellen eine Gefahr für die deutsche Sprache dar.

Ganz so stark wie in Großbritannien scheint der Frust aber noch nicht zu sein, entbrannten dort doch schon vor Jahren heftige Debatten über die SMS-Sprache in Schulen. So erlaubten 2006 schottische Bildungspolitiker, dass Schüler in Prüfungen auch mit Antworten wie "2b r nt 2b" ("tob e or not tob e") Punkte bekommen können. Die Bestnote gebe das nicht, nur dürfe man Schüler nicht schon durchfallen lassen, wenn durch ihre Antworten zumindest ein Verständnis der Frage durchschimmert - auch wenn die Sprache nicht ganz dem grammatikalischen Standard entspricht.

Zur SMS-Grammatik befragte England seine GCSE-Kandidaten (entspricht in etwa der Mittleren Reife) im Jahr 2009 nach der Grammatik in SMS-Texten, und unterrichtete seine Schüler gar darin. Die Begründung: SMS-Sprache werde im 21. Jahrhundert immer wichtiger und müsse einen Platz neben anderen Sprachen bekommen.

Der erste bekannte Aufsatz in dieser neuen Sprache wurde übrigens von einer 13-jährigen Schülerin eingereicht. Verstehen Sie diesen Auszug? "My smmr hols wr CWOT. B4, we used 2go2 NY 2C my bro, his GF & thr 3 :- kids FTF. ILNY, it's a gr8 plc." (My Summer Holidays were a clever waste of time. Before, we used to go to New York to see my brother, his girlfriend and their three kids face to face. I like New York, it's a great place).