Lahmes Netz, laute Kinder

Was die Arbeit im Home Office behindert

02.01.2013 von Andrea König
Fehlender Zugriff auf Firmendaten, Haltungsschäden und Ablenkung durch Waschmaschinen-Lärm: Eine Regus-Umfrage zeigt die Probleme von Heimarbeit.
Jeden Zweiten plagen im Home-Office Konzentrationsprobleme.
Foto: Regus

Um zu Hause arbeiten zu können, würden viele Mitarbeiter auf Urlaub, Beförderung oder Firmenwagen verzichten. Das ergab eine Umfrage von Teamviewer, über die wir im August berichtet haben. Doch auch wenn die Arbeit im Home-Office so viele Begehrlichkeiten weckt, stellt sie Angestellte vor Herausforderungen. Welche das sind, zeigen die Ergebnisse einer Umfrage von Regus. Der Büroraumanbieter ließ dafür mehr als 24.000 Berufstätige aus 90 Ländern befragen.

Die meisten Umfrageteilnehmer aus Deutschland (73 Prozent) klagen über Ablenkung durch Kinder und andere Familienmitglieder. Jeden Zweiten plagen bei der Arbeit im Home-Office Konzentrationsprobleme. 26 Prozent der Arbeitnehmer stören sich an Geräuschen wie der Wasch- oder Spülmaschine oder der Türklingel.

Auch eine mangelhafte IT-Anbindung und eine schlechte Büroausstattung beeinträchtigen die Befragten. 26 Prozent können vom Home-Office aus nicht auf Geschäftsdaten und wichtige Unterlagen zugreifen, jedem Vierten fehlt es an Büroausstattung wie Drucker, Kopierer oder Faxgerät. Darüber hinaus sind 24 Prozent mit ihrer langsamen Internetverbindung unzufrieden.

Jeder Fünfte beklagt Haltungsschäden, für die schlechte Sitzgelegenheiten in oft improvisierten Büros verantwortlich gemacht werden. Gerade, wenn man regelmäßig von zuhause aus arbeitet, sollte man auf einen ergonomischen Arbeitsplatz achten. Anhaltspunkte für wichtige Bestandteile eines solchen Arbeitsplatzes liefert zum Beispiel der Online-Ratgeber "Ergonomisch am Bildschirm arbeiten", den die IG Metall herausgegeben hat. Generell rät die IG Metall in ihrem Ratgeber zur folgenden Aufteilung: 60 Prozent dynamisch sitzen mit Positionswechseln, 30 Prozent stehen und zehn Prozent umhergehen.

Dass sich fast drei Viertel der Befragten aus Deutschland an der Ablenkung durch Kinder und andere Familienmitglieder stören, ist der im Ländervergleich höchste Prozentsatz. Der Länderdurchschnitt liegt bei 59 Prozent. Ähnlich hoch wie in Deutschland ist der Anteil in Indien (68 Prozent) und Brasilien (64 Prozent). Deutlich niedriger liegt er beispielsweise in Japan (36 Prozent).

Vorteile durch Wegfall der Pendelzeiten

Auf die Frage, ob diese Herausforderungen bei Angestellten dazu führen, dass sie deshalb unzufriedener mit dem Home-Office sind oder sogar weniger von zuhause aus arbeiten, gibt die Regus-Auswertung keine Antworten. Die oben erwähnte Teamviewer-Umfrage unter 1500 Arbeitnehmern zeigt eine große Zufriedenheit unter denjenigen, die bereits zuhause arbeiten. 88 Prozent von ihnen bezeichnen sich als "zufrieden" oder sogar "sehr zufrieden". Als wichtigste Vorteile nennen die dort Befragten flexibles und konzentrierteres Arbeiten sowie die Zeitersparnis durch den Wegfall der Pendelzeiten.

Ob man sich nun im Großraumbüro oder im Home-Office besser konzentrieren kann, klären diese beiden Umfragen nicht, weil eine Gegenüberstellung fehlt. Im Zweifel muss jeder für sich selbst entscheiden, welche Arbeitsform ihm liegt. Das Interesse ist geteilt: Jeder zweite Deutsche würde gern zuhause oder mobil arbeiten, wenn er denn von seinem Arbeitgeber aus dürfte.