Arbeitsbelastung und Personalmangel

Was im Büro für Stress sorgt

15.03.2012 von Andrea König
Auch unangenehme Kollegen, Büroklatsch und Vorgesetze belasten Mitarbeiter in Unternehmen, wie eine Studie von Personalberater Robert Half ergab.

68 Prozent der Teilnehmer an einer Umfrage der Personalberatung Robert Half zum Thema Work-Life-Balance fühlen sich ausgeglichen, weitere zwölf Prozent empfinden ihre Balance als gut. Allerdings bewertet mehr als jeder fünfte Befragte seine Work-Life-Balance als schlecht (21 Prozent). Viele Stressauslöser können im Arbeitsalltag auf Angestellte lauern. Laut Robert Half empfinden Befragte aus Deutschland am häufigsten die höhere Arbeitsbelastung als Stressauslöser. 51 Prozent der befragten Personal- und Finanzmanager gaben diese Antwort.

Stressauslöser Nummer eins ist bei Befragten in zehn von elf Nationen eine höhere Arbeitsbelastung.
Foto: MEV Verlag GmbH

Bei der Frage nach den Gründen für Stress am Arbeitsplatz waren Mehrfachnennungen möglich. Der zweithäufigste Auslöser von Stress am Arbeitsplatz ist Personalmangel. 41 Prozent der Umfrageteilnehmer aus Deutschland gaben an, dass ihr Bereich personell unterbesetzt sei. Bei einem knappen Drittel der Befragten (31 Prozent) verursachen unangenehme Kollegen und gemeiner Büroklatsch Stress.

Auch Angestellte in der Schweiz und in Österreich nennen die gleichen Gründe für Stress am Arbeitsplatz wie die Befragten aus Deutschland. Die Reihenfolge in der Schweiz ist die gleiche, in Österreich folgen auf die höhere Arbeitsbelastung zuerst unangenehme Kollegen und dann an dritter Stelle der Personalmangel. Auch in sieben der weiteren acht in die Umfrage einbezogenen Nationen wird die höhere Arbeitsbelastung als häufigster Grund für Stress am Arbeitsplatz genannt. Lediglich Umfrageteilnehmer aus Brasilien nennen unangenehme Kollegen und gemeinen Büroklatsch als Stressgrund Nummer eins, die höhere Arbeitsbelastung war dort die zweithäufigste Antwort der Umfrageteilnehmer.

Unangemessener Druck vom Chef

Die viert- und fünfthäufigsten Stressauslöser von Personal- und Finanzmanagern in Deutschland stehen in Zusammenhang mit dem Chef. 28 Prozent der Befragten nennen als Grund für ihren Stress, dass sie mit den Managementfähigkeiten ihres Chefs unzufrieden sind. Bei 27 Prozent sorgt unangemessener Druck vom Chef für Stress.

Tipps gegen Stress
Treiben Sie Sport ...
... und ziehen Sie Yoga und weitere Meditationsübungen in Betracht. Diese Übungen sind die besten Mittel gegen Stress und tragen dazu bei, Stressgefühle abzubauen. Ganz abgesehen vom gesundheitlichen Nutzen dienen die Trainings auch dazu, den Stress besser zu managen.
Lernen Sie gut zu atmen
Obwohl wir natürlich seit unserer Geburt atmen, wissen die meisten von uns nicht, wie man richtig atmet. Viele atmen in einer oberflächlichen Art und Weise - besonders in stressbetonten oder unruhigen Zeiten. Tiefes Atmen durch den Bauch kann zur inneren Ruhe beitragen. Und es hilft, in unbequemen und angespannten Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren.
Bringen Sie ihre Mitarbeiter an einen Tisch, um über jetzige schwere Zeiten zu sprechen
Wer sich die Zeit nimmt um darüber zu sprechen, wie die vielen Veränderungen und Schwierigkeiten am Arbeitsplatz die einzelnen Mitarbeiter bewegen, kann die Arbeitsmoral heben. Es ist ein Fehler zu glauben, Menschen seien nicht verängstigt und besorgt und der Arbeitsplatz sei davon nicht betroffen.
Fordern Sie zu positiven, lösungs-orientierten Antworten auf
Die Zeiten sind angespannt und schwierige Veränderungen in Organisationen sind die Regel. Daher sind Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit und Offenheit so wichtig. Heute ist es mehr als je zuvor entscheidend, eine positive Einstellung in der Belegschaft auszulösen. Stellen Sie Fragen, die zu Lösungen ermuntern wie "Was läuft heute gut, was sind unsere Stärken, wie möchten wir, dass dieses Unternehmen aussieht?"
Seien Sie mit den Gedanken und mit dem Herzen bei der Sache.
Leute arbeiten intensiver für das, woran sie glauben und was sie zur Schaffung beigetragen haben. Das ist ein entscheidender Punkt, der während einer tiefgreifenden Umgestaltung am Arbeitsplatz geprüft werden muss. Was das mögliche Ausmaß des Arbeitsplatz-Wandels betrifft, sollten Mitarbeiter frühzeitig in die Entwicklung einbezogen werden.
Lernen Sie Ihre eigenen Gefühle zu erkennen
Bücher, Gruppen, Familie und enge Freunde sowie Trainer können wichtige Quellen sein, um sich den eigenen Gefühlen bewusster zu werden. Auch kann man dadurch leichter lernen, mit diesen Gefühlen umzugehen, um sich über sein Verhalten im Klaren zu werden. Besonders sollte man darauf achten, wie man andere Menschen anspricht.
Geben Sie als Führungskraft ein gutes Beispiel
Was man tut oder lässt, hat direkten Einfluss darauf, was Mitarbeiter glauben, was akzeptabel ist. Seien Sie ein überzeugendes Beispiel dafür, dass ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Beruf und Privatleben von Bedeutung ist. Essen Sie mit anderen zu Mittag und motivieren Sie Kollegen dazu mitzukommen. Auch Spaß und Lachen am Arbeitsplatz sind erwünscht, da dies Stress reduzierende Faktoren sind.
Nehmen Sie sich Zeit für gute Nachrichten
Wer sich immer nur auf das Negative konzentriert, tut weder seiner Gesundheit noch seiner Denkweise einen Gefallen. Und seien wir ehrlich: Der Anteil an positiven und erbaulichen Geschichten in den Nachrichten fällt eindeutig spärlich aus. Es ist extrem wichtig, sich so gut wie möglich von jeglichem Trübsal abzukapseln und wieder mit Leuten Kontakt aufnehmen bzw. Dinge zu tun, die Spaß machen.
Halten Sie sich von überflüssigen Dingen frei
Konzentrieren Sie sich auf den Kern Ihrer Arbeit. Jetzt ist Zeit, mit den Mitarbeitern Prioritäten zu setzen und sich darüber Gedanken zu machen, welche Projekte einen perfekten Lösungsansatz erfordern. Nicht jedes Projekt kann an oberster Stelle stehen. Gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten sind Brainstorming-Sitzungen wichtiger denn je.

18 Prozent der Befragten empfinden Stress am Arbeitsplatz, weil ihnen mehr Verantwortung übertragen wurde. Ebenso hoch ist der Anteil der Umfrageteilnehmer, die nach der Arbeit nicht abschalten können. Sie fühlen sich nach eigenen Angaben gestresst, weil sie die ganze Zeit an die Arbeit denken müssen. Auch dann, wenn sie nicht im Büro sind. Immerhin noch sieben Prozent der Befragten empfinden deshalb Stress am Arbeitsplatz, weil sie ihren aktuellen Job nicht mögen. Ebenso viele antworteten "Nein, ich erlebe keinen Stress am Arbeitsplatz."

Work-Life-Balance am wichtigsten

Obwohl schlechte Managementfähigkeiten des Chefs und unangemessener Druck vom Vorgesetzten als Stressgründe am viert- und fünfthäufigsten genannt wurden, vertrauen viele Befragte ihrem Chef. 69 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, dass sie sich dabei wohl fühlen würden, Work-Life-Balance-Themen mit ihrem Vorgesetzten zu besprechen. Nur 31 Prozent der Angestellten aus Deutschland wäre dabei nicht wohl.

Wie wichtig den Befragten das Thema Work-Life-Balance ist, veranschaulicht eine andere Frage. Wenn Umfrageteilnehmer sich zwischen zwei Jobs entscheiden müssten, die ihnen das gleiche Gehalt und die gleichen Benefits bieten, was wäre der wichtigste Entscheidungsfaktor für sie? Die meisten Befragten (26 Prozent) würden nach der Work-Life-Balance entscheiden, für 23 Prozent wären eine bessere Karriereentwicklung und mehr Verantwortung ausschlaggebend. Jeder Fünfte würde sich bei gleichem Gehalt für die Stelle entscheiden, bei der ihm das Verhältnis zu Vorgesetztem und Team mehr zusagt.

Die Ergebnisse stammen aus der Studie Workplace Survey des Personaldienstleisters Robert Half, die Karrieretrends untersucht. An der Umfrage beteiligten sich mehr als 2.500 Personal- und Finanzexperten aus elf Nationen, darunter Deutschland, Österreich und die Schweiz.