Ein netter Chef reicht nicht

Was Mitarbeiter frustriert

16.03.2017 von Alexandra Mesmer
Wenn Mitarbeiter sich nicht mehr engagieren, liegen die Ursachen meist in mangelnder Wertschätzung, zu hohem Druck und an unfähigen Chefs.

Behandelt ein Unternehmen Mitarbeiter schlecht, sinken Identifikation und Bindung, während Fehlzeiten und Fluktuation steigen. Das geht aus den Befragungen des Münchner Geva-Instituts von insgesamt 30.000 Mitarbeitern hervor, dazu Geschäftsführer Gerhard Bruns: "Letztlich sind es die Chefs, die dafür sorgen, ob sich Mitarbeiter mit ihrem Unternehmen identifizieren können, ihm treu bleiben und sich persönlich einbringen."

Wer mit seinem Chef zufrieden ist, bewertet auch insgesamt das Klima am Arbeitsplatz besser, unterstützt seine Kollegen mehr, engagiert sich freiwillig stärker für das Unternehmen als andere und berichtet allgemein über mehr Selbstwirksamkeit und Einflussmöglichkeiten im Unternehmen. Mitarbeiter mit schlechten Chefs dagegen resignieren deutlich häufiger und werden öfter krank.

In Sachen Kommunikation haben Chefs Nachholbedarf

Nett zu sein reicht für Chefs nicht. Mitarbeiter wollen Führungskräfte, die gut organisieren und kommunizieren.
Foto: Günter Menzl - Fotolia.com

Nett sein allein reicht aber nicht. Nahezu alle Befragten wollen Chefs, die Veränderungen, Entscheidungen und vereinbarte Maßnahmen nachhaltig umsetzen und für eine gute Organisation der Arbeitsabläufe und Prozesse sorgen. Das beherrschen viele deutsche Führungskräfte bereits recht gut.

Zu kurz kommt aber die Kommunikationsfähigkeit. Dazu gehören regelmäßige Gespräche, Offenheit für Ideen und Vorschläge und differenzierte Feedbacks zur Leistung, verbunden mit einer individuellen Förderung der Mitarbeiter. Das kostet Zeit, die manche Chefs nicht investieren wollen - und nur in Ausnahmefällen nicht können. Besonders schwer tun sich Führungskräfte mit der verständlichen Formulierung von Arbeitsaufträgen und einer zeitnahen Information der Mitarbeiter. Dies wiederum ist keine Frage des Wollens, sondern eine Frage des Könnens. Auf der emotionalen Seite sind Glaubwürdigkeit und Loyalität von Führungskräften ganz entscheidende Bewertungskriterien, neben dem Gefühl der Mitarbeiter, auch echte Wertschätzung und Anerkennung zu erfahren.

Digitalisierung der internen Kommunikation
E-Mail - der Klassiker überflutet
Sie kommt frei Haus in das Postfach – manchmal erwünscht – manchmal unerwünscht. E-Mails spielen trotz dem Einzug von Enterprise 2.0 weiterhin eine wichtige Rolle. Gehen Sie aber sorgsam mit ihr um. Halten Sie Informationen kurz und knapp. Der Empfänger muss richtig gewählt werden. Ihre Mitarbeiter werden es ihnen danken.
Apps - Standardaufgaben unterwegs erledigen
Mit betriebsinternen Apps können Sie auf interne Daten in Sekundenschnelle und von überall zugreifen und die Einsatzgebiete sind vielfältig. So können Sie die Unternehmensnews auf dem Smartphone der Mitarbeiter anbieten, verschiedene Verbrauchsdaten anzeigen, ein Problem an IT über eine App melden oder verschiedene Workflows starten oder genehmigen. Beispiel: Eine App, die den Mitarbeitern anzeigt, ob ihr Gerät für den Wechsel auf Windows 10 geeignet ist.
Das gedruckte Wort - verblasst
Das schwarze Brett, Mitarbeiterzeitungen oder Aushänge sind zwar noch nicht ausgestorben, verlieren aber künftig mehr und mehr an Bedeutung. Wenn sie ein Poster oder Aushang nutzen wollen, verknüpfen sie doch ihren digitalen Inhalten zum Beispiel durch den Einsatz eines QR Codes.
Interne Social Media Plattformen - der direkte Kontakt zum Mitarbeiter
Interne Social Media Plattformen – direkter Kontakt zum Mitarbeiter: Viele Großunternehmen in Deutschland setzen bereits auf Social Media. Sie spielen eine immer größere Rolle, fordern den klassischen IT Mitarbeiter und fördern die Kommunikation mit den Mitarbeitern, durch Blogs mit direkter Feedbackmöglichkeit, Chats, Links, direkte Kommentarmöglichkeiten usw. Wichtig ist es schnell zu antworten und Feedbacks nicht zu ignorieren. Der direkte Kontakt zwischen Service Owner und Enduser schafft Vertrauen. Mitarbeiter können sich außerdem gegenseitig helfen. Gerade bei Beta-Tests können Sie in verschiedenen Gruppen wunderbar zusammenarbeiten und sogar Kunden oder externe Service Provider mit einbinden. Sie können klassische Supportkanäle und IT Service Management Tools unterstützen. Klassische Intranet Lösungen werden in Zukunft wohl eher eine sekundäre Rolle spielen. Wollen Sie sich auf Abenteuer Enterprise 2.0 einlassen? Wenn ja, stellen Sie Richtlinien wie zum Beispiel Social Media Guidelines auf.
Videos - knackig, kurz, leicht konsumierbar
Kurze knackige 2-3 Minutenvideos können die IT Kommunikation erheblich bereichern und sprechen nicht nur die jüngere YouTube-Generation an, wenn sie gut gemacht sind. Achten Sie auf einen spannenden und abwechslungsreichen Schnitt der Videos. Das Internet ist voller Informationen, wie es funktioniert. Zum Beispiel: TechSmith Blog oder Storytelling Secret (Prezi). Vielleicht haben Sie einen IT-Mitarbeiter dem die Produktion solcher Videos Spaß macht, unterstützen Sie das durch Weiterbildung.
Trainings und interne Events - schulen Sie sich und Ihre Mitarbeiter
Im Idealfall sind keine Trainings nötig, denn Produkte sollten ja selbsterklärend sein. Bedauerlicherweise haben Sie dies nur bedingt in der Hand und spätestens bei der Einführung eines neuen Betriebssystems oder einer Fremdsoftware, die Sie nicht selbst entwickelt haben, sind Erklärungen notwendig. Trainings unterstützen dabei, die Akzeptanz deutlich erhöhen und damit die Produktivität der Mitarbeiter zu steigern. Das zahlt sich für beide Seiten aus: der Supportaufwand wird minimiert und kanalisiert und die Wahrnehmung der IT im Unternehmen verbessert sich. Ob Sie diese als Präsenz oder virtuelle Veranstaltung anbieten hängt sicher von der Größe des Unternehmens und den unterschiedlichen Standorten ab. Durch interne Events, die Sie interessierten Mitarbeitern anbieten, können Sie Ihre IT-Abteilung präsentieren und ihre Innovationskraft unterstreichen. Haben Ihre Unternehmensbereiche oder spezielle Nutzergruppen vielleicht eigene Events? Prima, nehmen Sie Teil und schneiden Sie ihre Präsentation auf deren Bedürfnisse zu.

Unternehmenskultur ist Aufgabe des Top-Managements

Insgesamt gesehen sind die meisten Deutschen mit ihren direkten Chefs aber durchaus zufrieden, ebenso mit ihrer Arbeitstätigkeit, das heißt, den Aufgaben, die täglich erledigt werden müssen. Deutlich stärker in der Kritik steht die Unternehmensleitung, die für Mängel in der Unternehmenskultur verantwortlich gemacht wird, also dafür, wie im Unternehmen insgesamt mit den Mitarbeitern umgegangen wird. Weniger relevant als landläufig vermutet sind die Themen Vergütung und Arbeitsbelastung, die zwar tendenziell negativ bewertet werden, für die Mehrheit der Mitarbeiter aber nicht den größten Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit haben.

Ein positives Unternehmensimage trägt dazu bei, dass sich viele Menschen bewerben. Verlassen werden Firmen dagegen nicht aus Imagegründen, sondern wegen schlechter Führung, einer unangemessenen Unternehmenskultur und dem daraus resultierenden Glaubwürdigkeits- und Identifikationsdefizit.

Je positiver sich ein Unternehmen gegenüber Bewerbern präsentiert und je höher die Erwartungen im Bewerbungsprozess geschraubt werden, umso größer ist die Enttäuschung, wenn sich die Realität später anders darstellt. Daran ändern auch werbliche "Beste Arbeitgeber"-Plaketten nichts, die manche Unternehmen gerne in ihre Stellenanzeigen setzen. Mit regelmäßigen Führungskräftebeurteilungen und Mitarbeiterbefragungen betonen Unternehmen hingegen den Stellenwert der Führungsaufgabe auch im Kontext anderer Managerpflichten. Zunehmend häufiger wird die Führungsleistung zum Bestandteil der Führungskräftebeurteilung und hat damit eine direkte Auswirkung auf die variable Vergütung von Managern. Spätestens wenn die Jahresprämie im Feuer steht, macht sich jeder Chef Gedanken um seinen Führungsstil.

Ungeschriebene Versprechen
Mit ganzer Kraft
Wenn sich Mitarbeiter voll einbringen, erwarten sie für ihren hohen Arbeitseinsatz ...
... eine leistungsgerechte Bezahlung.
Diese versprechen gute Arbeitgeber in der Regel.
Für seine Loyalität ...
... zum Arbeitgeber erwartet der Mitarbeiter ...
... Anerkennung.
Auch Arbeitsplatzsicherheit gehört zu den ungeschriebenen Versprechen, die Unternehmen geben.
Mit neuen Ideen ...
... verspricht sich der Mitarbeiter einzubringen.
Preisgekrönt
Gute Ideen der Mitarbeiter sollten nicht nur anerkannt, sondern auch honoriert werden.
Ich werde das schaffen!
Für ihren Ehrgeiz, ihre Weiterbildungsbereitschaft und Mobilität erwarten Mitarbeiter ...
... entsprechende Aufstiegsmöglickeiten ...
... und Personalentwicklungsmaßnahmen, die in der Regel auch zu den ungeschriebenen Versprechen der Arbeitgeber gehören.
Für ihre Bereitschaft zu Überstunden ...
... erwarten Mitarbeiter auch eine Gegenleistung ...
... in Form von Geld ...
... und Wertschätzung durch den Chef. Wird diese Erwartung nicht erfüllt, staut sich der Frust auf.