Recht auf Ferien

Was Sie über Urlaub wissen sollten

15.07.2014 von Claudia Tödtmann
Wie viel Urlaubstage stehen mir zu? Kann mein Chef Urlaub ablehnen? Die wichtigsten juristischen Fragen zum Thema beantwortet Arbeitsrechtlerin Katrin Scheicht.
Katrin Scheicht, Fachanwältin für Arbeitsrecht und Partnerin in der der Kanzlei Norton Rose Fulbright LLP in München.
Foto: Norton Rose Fulbright LLP

Wie viel Urlaub haben Arbeitnehmer pro Jahr?

Katrin Scheicht: Bei einer Fünf-Tage-Woche stehen jedem Mitarbeiter mindestens 20 Tage, bei einer sechs-Tage Woche mindestens 24 Tage Urlaub pro Jahr zu, das sagt das Gesetz. Schwerbehinderte mit mindestens 50-Grad-Behinderung haben fünf Tage mehr Urlaub. Jedoch: In etlichen Arbeits- und Tarifverträgen sind mehr Urlaubstage vorgesehen, so dass in Deutschland die meisten Arbeitnehmer auf 25 bis 30 Tage Urlaub pro Jahr kommen.

Wann darf ein Arbeitgeber den Urlaubswunsch seiner Angestellten ablehnen?

Katrin Scheicht: Der Grundsatz heißt: Arbeitnehmer können den Zeitpunkt ihres Urlaubs frei wählen. Arbeitgeber dürfen den Urlaub nur ablehnen, wenn dringende betriebliche Belange vorliegen oder Urlaubswünsche mit denen von Kollegen kollidieren, die Vorrang haben.

"Dringende betriebliche Belange" sind beispielsweise:

- die Unterbesetzung der Abteilung wegen hohen Krankenstands,
- ein großes Arbeitsaufkommen wegen eines zusätzlichen Auftrags
- oder branchenspezifische Hochphasen wie etwa das Vorweihnachtsgeschäft im Einzelhandel.

Im Kollisionsfall: Was gilt, wenn mehrere Mitarbeiter gleichzeitig in Urlaub gehen möchten?

9 Tipps für einen entspannten Urlaub
Besser vier Wochen Sylt, als zwei Wochen DomRep: "Körper und Seele brauchen mindestens drei Wochen, um sich zu erholen", weiß der Psychiater Michael Stark. "Das gilt ganz besonders, wenn man in eine andere Zeitzone oder in ein anderes Klima fährt." Denn Jetlag und die Umstellung auf tropische Temperaturen belasten den Körper mehr, als ihn zu erholen. Das gilt ganz besonders für stark Gestresste und für Kurzurlaube.
Erledigen Sie alle wichtigen Aufgaben vor Ihrem Urlaub
Und bitte nicht die letzten Aufgaben im Flugzeug auf dem Weg in den Urlaub erledigen. Die Gefahr, die Arbeit mit in die Ferien zu nehmen wäre zu hoch.
Versuchen Sie es mit einem Kontrastprogramm
Machen Sie in Ihrem Urlaub das, was Sie zuhause selten tun. Wenn Sie bei ihrem Job viel sitzen oder stehen, versuchen Sie es in den Ferien mit Bewegung. Haben Sie in Ihrer Arbeit ständig mit vielen Menschen zu tun, probieren Sie im Urlaub aus, ob Sie Stille und Leere genießen können.
Überfrachten Sie Ihren Urlaub nicht
Nehmen Sie sich nicht jeden Tag was vor, sondern planen Sie auch Zeiten ohne Aktivitäten ein, in denen Sie einfach nur entspannen. Wenn Sie mit Partner oder Familie reisen, gönnen Sie allen auch einmal Zeit ohne die anderen. Manchmal lassen sich einfach nicht alle Urlaubswünsche auf einen Nenner bringen.
Schalten Sie Ihr Handy aus
Diese Maßnahme wird den meisten wohl am schwersten fallen; schließlich kann es ja sein, dass Kunden mit Aufträgen winken. Genau das ist aber zugleich der größte Stressfaktor. Versuchen Sie es zunächst mit langsamer Entwöhnung: Hören Sie einmal am Tag Ihre Mailbox ab, das reicht.
Lassen Sie zwischen letztem Arbeits- und erstem Reisetag ein paar Tage vergehen
Damit geben Sie dem Körper die Möglichkeit, zwischen Arbeitsstress und Reisestress schon einmal ein wenig zu entspannen.
Der eine liegt im Urlaub gerne am Strand, der andere geht gerne wandern
Finden Sie heraus, was Ihnen gut tut: faulenzen oder aktive Entspannung. Das ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.
Wenn Sie in den ersten Urlaubstagen noch an die Arbeit denken, machen Sie sich keinen Stress damit
Solche Gedanken stehen nicht im Widerspruch zu Ihrem Wunsch nach Entspannung, sondern können der Auftakt dafür sein, wenn Sie anschließend die Fragen und Probleme aus Ihrem Job abgehakt haben.
Nehmen Sie Ihren Urlaub mit nach Hause
Fotos und Videos wecken auch später die Erinnerung an entspannte Tage und schöne Erlebnisse. Die Musik, die Sie am Strand oder im Club gehört haben, bringt Ihnen das Gefühl der Erholung wieder zurück. Und wenn Sie Ihren Weg zur Entspannung gefunden haben, probieren Sie einfach aus, ob der auch im Alltag für Sie begehbar ist.

Katrin Scheicht: Entscheidet der Chef über kollidierende Urlaubswünsche, geben soziale Gesichtspunkte den Ausschlag. Nicht vorrangig ist die Hierarchie: Auch der Chef muss beispielsweise als Single zurückstecken, wenn seine Mitarbeiterin Kinder hat und auf die Schulferien angewiesen ist.

Wer den Wunschurlaub kriegt, hängt von sozialen Gründen ab. Muss ein Vorgesetzter eine Abteilung koordinieren, sind dies die Kriterien, die er beachten muss:

Die Entscheidung, wer Vorrang hat, hängt immer vom konkreten Fall ab. Als Faustregel gilt:

Um den Urlaubswünschen aller Mitarbeiter gerecht zu werden, bietet sich oft - ggf. in Abstimmung mit dem Betriebsrat - ein rollierendes System bzw. eine frühzeitige Planung und Koordination an.

Wie viel Zeit darf sich der Arbeitgeber beim Genehmigen oder Ablehnen eines Urlaubsantrags lassen?

Katrin Scheicht: Arbeitgeber müssen in angemessener Zeit über den Urlaubsantrag entscheiden. Dabei spielt es eine Rolle, ob ein einziger Mitarbeiter kurzfristig Urlaub nehmen möchte oder ein Großteil der Belegschaft bereits im Januar den Sommerurlaub plant. Wichtig ist: Schweigen heißt nicht Zustimmen. Schweigt der Arbeitgeber auf einen Urlaubsantrag, gilt er deshalb nicht als genehmigt. Gibt es einen Betriebsrat, gibt es meist auch Vereinbarungen im Unternehmen, die das Verfahren und die Gründe der Urlaubserteilung oder -ablehnung detailliert regeln.

Typ1: Wer ermüdet ist,
braucht Regeneration im Urlaub.
Typ 2: Wem die Routine im Berufsalltag stresst,
sollte für Abwechslung im Urlaub sorgen.
Typ3: Wer unter Stress leidet,
braucht dringend Entspannung.
Typ 4: Wer Frust und Ärger im Job verspürt,
braucht in seiner Auszeit Erfolgserlebnisse.
Zeit für sich allein
Menschen, die nur noch für ihren Job brennen, wissen nicht, was ihnen guttut. Deswegen kann es hilfreich sein, vor dem Sommerurlaub mit der Familie ein paar Tage nur für sich zu haben. Wenn das nicht geht: Zeiten vereinbaren, in denen man sich zurückziehen kann. Spazieren gehen, in der Sonne liegen, über den Wochenmarkt streifen.
Ein medizinischer Check-Up...
sollte folgende Fragen klären: Stimmen die Blutwerte, wie hoch ist das Herzinfarktrisiko, was machen die inneren Organe und der Stoffwechsel? Stimmt das biologische mit dem tatsächlichen Alter überein? Wie hoch sind der Stresspegel und die mentale Leistungsfähigkeit? Was machen der Rücken und die körperliche Flexibilität?
Welche Nährstoffe....
fehlen dem Körper? Welcher Sport ist ideal?
Nach dem Urlaub weitermachen
Mit der Familie frühstücken, meditieren oder eine Runde um den Block laufen - wer sich morgens positiv auf den Tag einstimmt, hat nicht das Gefühl, von früh bis spät fremdgesteuert zu sein, und bleibt nach dem Urlaub länger gelassen.
Zeitfresser enttarnen
Wer täglich zwei Stunden mit Kollegentalk, Netzwerken auf Xing und E-Mails beantworten befasst ist, sollte genau hinschauen: Was davon bringt mich wirklich weiter? Wie viele Personen müssen wirklich auf cc gesetzt werden?
Neuer Umgang mit E-Mails
Übung: Mails nur alle drei Stunden und nicht alle 15 Minuten abfragen und beantworten.
Finger weg vom Mountainbike
Wer erschöpft und gestresst ist, sollte nicht mit dem Mountainbike über die Alpen preschen.

Arbeitnehmer müssen nicht erreichbar sein

Was passiert, wenn der Arbeitnehmer im Urlaub krank wird?

Katrin Scheicht: Wird der Mitarbeiter in seinen Ferien krank, kann er diese Tage retten, indem er sich am Urlaubsort ein Attest vom Arzt geben lässt. Dann kann er diese Tage später nachholen. Dies gilt auch, wenn er schon vor dem Urlaub krank wird und die Ferien daher gar nicht erst antreten kann.

Müssen Arbeitnehmer im Urlaub für ihren Chef erreichbar sein?

Katrin Scheicht: Laut Gesetz muss das Unternehmen den Urlaub unwiderruflich und "unter Freistellung von der Arbeitspflicht" gewähren. Daher sind Arbeitnehmer im Urlaub nicht verpflichtet, gegen ihren Willen über Smartphone & Co. erreichbar zu sein.

Darf die Firma Mitarbeiter aus dem Urlaub zurückbeordern?

Katrin Scheicht: Solange Arbeitnehmer nicht ausdrücklich zustimmen, können Arbeitgeber nicht erzwingen, dass er ihn abbricht oder unterbricht. Ausnahme: In echten Notfällen wie Gefahr in Verzug, Brand- oder Überschwemmungskatastrophen oder das drohende Verderben größerer Warenmengen. In einer existenziellen Krise der Firma kann auch ein rettender Großauftrag ein Grund sein, Mitarbeiter ausnahmsweise aus dem Urlaub zurückzuholen zu dürfen.

Was passiert, wenn ein Mitarbeiter zu spät aus dem Urlaub zurück kommt?

Katrin Scheicht: Dann kommt es darauf an, ob er den Grund selbst verschuldet hat: Er riskiert eine Abmahnung und - wenn es mehrmals vorkommt - sogar seine Kündigung, wenn er am Urlaubsort zu spät abgereist ist oder sich selbst eigenmächtig Urlaub nimmt. Kommt ein Mitarbeiter allerdings deshalb zu spät zurück aus dem Urlaub, weil er Opfer eines Fluglinienstreiks oder einer Vulkanwolke über Europa wurde, braucht das Unternehmen ihm für diese Tage kein Gehalt zahlen.

Dürfen Arbeitnehmer im Urlaub andere Jobs ausüben?

Katrin Scheicht: Während des Urlaubs darf der Mitarbeiter keine Arbeit leisten, die dem Urlaubszweck widerspricht - er soll sich erholen. Bezahlte Tätigkeiten, die ihn anstrengen, sind daher in der Regel ausgeschlossen. Allerdings ist beispielsweise bei Büro-Angestellten ein gewisses Maß an körperlicher Ausgleichsarbeit wie etwa in der Landwirtschaft möglich. Arbeitsgerichte haben auch schon entschieden, dass körperliche Ausgleichsarbeiten bei einem Geistesarbeiter durchaus Erholung darstellen können und damit zulässig sind. Was in jedem Fall verboten ist: Jede Form der Tätigkeit für einen Konkurrenten des Arbeitgebers während der Urlaubszeit.

Müssen Arbeitnehmer Betriebsferien akzeptieren, die der Arbeitgeber vorschreibt?

Katrin Scheicht: In Unternehmen ohne Betriebsrat können Arbeitgeber bei dringenden betrieblichen Gründe - etwa um den Betrieb ganz oder teilweise vorübergehend schließen. Etwa weil ihre Zulieferer oder Kunden ebenfalls Urlaub machen. Dann haben alle Arbeitnehmer in dieser Zeit einheitlich Urlaub. Ein anderes Beispiel: In Arztpraxen sind abgestimmte Anwesenheitszeiten vom Chef und den Mitarbeitern erforderlich. Alleine kann die Arzthelferin keine Patienten verarzten. Ärzte sind daher berechtigt, den Betriebsurlaub anzuordnen. Sie müssen nur beachten, dass den Angestellten rund die Hälfte ihrer Urlaubstage noch frei wählen dürfen.

Welche Geräte dürfen mit in den Urlaub?
Seit die IT mobil wurde, spielt sie plötzlich eine Rolle bei der Urlaubsplanung. Dürfen Smartphone und Co. mit oder müssen sie zuhause bleiben? Auf den folgenden Seiten finden Sie die Antworten einiger CIOs.
Hans van Melick, GEA Group
Hans van Melick ist CIO bei der GEA Group AG. Er reist nicht ohne Smartphone und Tablet.
Schutzhüllen
Wer will, kann mittlerweile ein kleines Vermögen für Smartphone-Schutzhüllen ausgeben. Van Melick braucht das nicht: "Ich benutze die Geräte nur drinnen", sagt er.
Matthias Moritz, Almirall
"Smartphone und iPad sind dabei", sagt Matthias Moritz, CIO bei Almirall. Allerdings schaltet er die Geräte nur morgens und abends ein.
Sonne, Sand und Smartphone
Mit an den Strand nimmt Moritz die Geräte also nicht. Von daher gibt es auch keine Notwendigkeit, sie vor Sonne, Sand und Meerwasser zu schützen. Ohnehin ist ja der Strand für Moritz nichts Besonderes mehr - Almirall sitzt in Barcelona an der Costa Dorada. Arbeiten an einem Ort also, an dem andere Urlaub machen.
Dr. Egmont Foth, SAG Group
Egmont Foth leitet IT und Geschäftsprozess-Management bei der SAG Group. In puncto Urlaub und mobile IT verfolgt er eine klare Strategie.
Einmal am Tag
Nur eimal am Tag will Foth auch im Urlaub Mails lesen und telefonieren können. Ansonsten bleiben die Geräte aus.
Sport ohne Smartphone
Tagsüber bleibt das Gerät aus, weil es beim Sport zu leicht beschädigt werden kann, sagt Foth. "Als Schutz hatte ich es schon einmal in einem wasserdichten, kleinen Plastikbeutel verpackt und in eine enge Tasche einer Triathlonhose gesteckt", erzählt der SAG Group-CIO. Das war aber eine Ausnahme.
Christian Niederhagemann, Khs
Drei elektronische Helfer begleiten Christian Niederhagemann, CIO bei Khs, auf Reisen: iPhone, iPad und sein Bose SoundLink Mini.
Der Klang des Hotels
Nicht in jedem Hotelzimmer steht ein neuer High-Tech-Fernseher. Daher hat Niederhagemann das Bose SoundLink Mini im Gepäck. "Es grenzt an ein Wunder, wie die Ingenieure dermaßen viel Klang und satten Bass in ein Gerät der Größe zweier Zigarettenschachteln untergebracht bekommen. Meiner Ansicht nach findet sich in dieser Größenklasse klanglich nichts Besseres", sagt der Khs-CIO. Weil Hotels aber hellhörig sein können, gelte es "im Interesse der Zimmernachbarn, die Dämmeigenschaften der Hotelarchitektur im Blick zu behalten!"

(Quelle: Wirtschaftswoche)