Technische Grundlagen

Was steckt hinter dem autonomen Fahren?

29.12.2015
In gut zehn Jahren sollen Autos das Steuer im Straßenverkehr komplett übernehmen, so die Erwartung in der Branche. Doch welche Technik macht autonome Fahrzeuge überhaupt möglich?

Gut fünf Jahre ist es her, dass Google seine Forschung an einem fahrerlosen Auto bekanntgab. Inzwischen feilen alle Autohersteller an der Technik, die Fahrzeuge künftig zu autonomen Teilnehmern im Verkehr und den Autofahrer überflüssig machen soll. Doch wie können Autos in Zukunft unsere Sinneswahrnehmungen kopieren?

Kameras sind eine Grundvoraussetzung für autonome Fahrzeuge. MONOKAMERAS funktionieren, als ob sich ein Mensch ein Auge zuhält. Sie bilden die Umwelt also nur begrenzt räumlich ab und haben nur eine Reichweite von 150 Metern. Dafür bemerken sie charakteristische Bildausschnitte: "Einen Fußgänger, Straßenschilder oder Fahrzeuge kann sie gut wiedererkennen", erklärt Thomas Classen, Leiter Produktmanagement für Fahrerassistenzsysteme bei Bosch.

Für die räumliche Wahrnehmung sind STEREOKAMERAS zuständig, die Entfernungen abmessen können. "In gleicher Weise gelingt es Menschen mit ihren zwei Augen, Entfernungen gut abzuschätzen", erklärt Classen. Mindestens eine solche Kamera muss in ein selbstfahrendes Auto eingebaut sein.

Für die Rundumsicht werden Kameras mit FISCHAUGENOPTIK eingesetzt, die aber nur den Nahbereich erfassen können. "Es braucht mindestens eine Kamera nach vorne, möglichst eine Stereokamera. Zusätzlich eventuell auch ein Surround-View-System, das vier Nahbereichskameras nutzt", sagt Claassen.

ULTRASCHALLSENSOREN werden vor allem zum Parken eingesetzt. Für einen Parkassistenten braucht es allein zwölf Ultraschallsensoren. "Sie haben eine Reichweite von etwa fünf Metern", erklärt Classen. Auch deshalb sind sie auf der Autobahn nur geeignet, um Objekte direkt neben dem eigenen Fahrzeug zu erkennen, wie den Motorradfahrer im toten Winkel.

RADAR funktioniert ähnlich wie Ultraschall, nur mit elektromagnetischen Wellen. Seine Reichweite liegt bei 250 Metern, deshalb lassen sich auch weiter entfernte Fahrzeuge erkennen. Ein Zusatzeffekt: Auch die Geschwindigkeit der Objekte kann gemessen werden. "Das ist gerade für Autobahnfahrten sehr wertvoll", erklärt Classen. "Entfernung und Geschwindigkeit des vorausfahrenden Fahrzeugs sind die erforderlichen Informationen, um rechtzeitig zu bremsen oder die Spur zu wechseln." In seinen Testfahrzeugen für autonomes Fahren verbaut Bosch sechs Radarsensoren.

Nach einem ähnlichen Prinzip funktionieren LASERSENSOREN (Lidar) mit einer Reichweite von 150 bis 200 Metern. "Der Laser generiert keine Geschwindigkeitsinformationen, dafür genauere Konturinformationen", sagt Classen. Bis zu fünf solcher "Lidare" braucht es für ein hochautomatisierte Fahrzeuge. Die sind allerdings zumindest beim Zulieferer Bosch noch nicht seriennah.

Ebenfalls Zukunftsmusik ist die sogenannte Kommunikation von "Car-To-X" und "Car-To-Infrastruktur". Autos, aber auch Brücken oder Tunnel sollen in Zukunft den Verkehrsstand an andere Verkehrsteilnehmer weitergeben. "Dort werden wichtige, erfasste Informationen, wie zum Beispiel ein Stauende zum Backend gefunkt und dort logisch ausgewertet", sagt Alfred Eckert, Leiter der Zukunftsentwicklung in der Sparte Chassis & Sicherheit bei Continental.

Ein HOCHGENAUES GPS zusammen mit hochgenauen Karten ist wiederum die Grundvoraussetzung dafür, dass das Auto exakt weiß, wo es gerade steckt und was auf es zukommt. Auch daran feilt die Industrie.

Hinzu kommen Fühler, die auf die Gesamtpositionierung des Fahrzeuges schließen lassen. Bereits in herkömmlichen Fahrzeugen verbaut sind LAGESENSOREN, die das Verhalten des Fahrzeugs zur Schwerkraft anzeigen. Auch DREHRATENSENSOREN, die anzeigen, wie schnell sich welches Rad gerade dreht, gibt es bereits. "Das wird heute zum Beispiel für Elektronische Stabilitätskontrolle (ESP) genutzt", sagt Classen.

Eine große Herausforderung wird nach Einschätzung der Experten die Vernetzung, die heute im Verkehr häufig das menschliche Gehirn übernimmt. "Was die Systeme heute noch gar nicht können, ist LERNEN", sagt Ralph Lauxmann, Leiter Systems & Technology in der Sparte Chassis & Sicherheit bei Continental. Komplexe Situationen, die sich schnell ändern und den Verkehrsfluss in Gang halten, könnten die Systeme deshalb noch nicht erfassen.

Hinzu komme die LOGISCHE VERKNÜPFUNG des Wahrgenommenen. "Alles was der Mensch sieht, kann die Kamera theoretisch ebenfalls sehen", erklärt Classen. "Sie muss es aber auch erkennen können. Der Mensch nutzt dazu viel Hintergrundwissen, um Situationen auflösen zu können." Die Sensoren von heute müssten alle noch besser werden. Aber auch die Verarbeitungskette danach fehle noch.

Gänzlich ungeklärt sind bislang ETHISCHE FRAGEN in komplexen Situationen, wenn ein Auto etwa durch ein Ausweichmanöver einen Menschen schont, aber einen anderen verletzt. Diese Fragen werde aber auch keine Firma allein lösen, sagt Classen. Technologisch stelle sie sich derzeit nicht: "Derzeit vermeiden wir jegliche Form der Kollision." (dpa/ad)

Das Connected Car des Jahres 2015 & die besten Car-IT-Lösungen
"Auto Connect Trophy 2015"
Rund 12.500 Leser der Fachzeitschriften "Auto Zeitung" und "Connect" haben die besten Car-IT- und Connectivity-Lösungen gewählt - und das Connected Car des Jahres 2015. Hier kommen die Gewinner!
Bestes Bedien- und Anzeigekonzept
In dieser Kategorie siegt Audi mit seinem "MMI Touch"-Interface im gerade ganz frischen Luxus-SUV Q7. Die Möglichkeit zur Bedienung mittels Sprachsteuerung und das große Touchpad, das auf Tippen und auf handschriftliche Zeichen reagiert, haben knapp 39 Prozent der Leser von "Auto Zeitung" und "Connect" überzeugt. Auf den Plätzen folgen die Lösungen von BMW und Mercedes.
Beste Sprachsteuerung
Auch in der Kategorie Sprachsteuerung heißt der Sieger Audi. Die - beispielsweise im aktuellen Audi TT Coupé erhältliche - "MMI"-Sprachsteuerung erkennt und verarbeitet natürlich gesprochene Sätze. Das hat 38 Prozent der Leser überzeugt. Auf den Plätzen zwei und drei folgen die Lösungen von BMW und Mercedes.
Beste Business-Lösung / Infodienst
Geht es um die beste Business-Lösung, beziehungsweise den besten Infodienst, hat BMW die Nase vorn. Der "Concierge-Service" des Münchner Autobauers überzeugt mit Features wie Hotelbuchung, Übersetzungshilfe und Sekretariats-Dienst stolze 55 Prozent der Leser. Volvos Cloud-Dienste und Opels "OnStar"-Lösung belegen die Plätze zwei und drei.
Bestes Audio-Soundsystem
Fast 49 Prozent der "Auto Connect Trophy"-Teilnehmer entschieden sich für das "3D"-Soundsystem aus dem Hause Bang & Olufsen, das zum Beispiel für den aktuellen Audi Q7 erhältlich ist. Die Klangqualität und eine leichte Bedienung sind für die Teilnehmer die Qualitätsmerkmale des B&O-Soundsystems. Platz zwei belegt das Bose-Soundsystem, das in Fahrzeugen von Mazda zu finden ist, Rang drei belegen die Audio-Lösungen von Burmeister, die in Mercedes-Fahrzeugen zu finden sind.
Bestes Nachrüst-Radio
Klingt analog, ist es aber nicht: das Blaupunkt DAB+-System "Cape Town 945" auf Android-Basis ist für 25 Prozent der Leser das beste Digitalradio zum Nachrüsten. Damit kann Blaupunkt die Konkurrenzprodukte von Pioneer und Becker auf die Plätze verweisen.
Beste Smartphone-Integrationslösung
Audis "Phone Box" und ihre Möglichkeit zum induktiven Laden und kabelloser Datenübertragung ist die beste Smartphone-Integrationslösung 2015 - meinen 37 Prozent der Umfrageteilnehmer. Die Mercedes "Komfort-Telefonie" und die Volkswagen "Koppelbox" belegen die Plätze zwei und drei.
Bestes Funknetz
"Erdrutsch"-Sieg für die Deutsche Telekom in der Kategorie "Bestes Funknetz": 57 Prozent der Teilnehmer sind der Ansicht, dass das Netz der Telekom dank LTE-Ausbau und stabiler Verbindungsqualität nicht zu schlagen ist. Die Wettbewerber Vodafone und O2 belegen die Plätze zwei und drei.
Bester In-Car-Hotspot
Kein Connected Car ohne Hotspot. Den besten ins Auto integrierten WLAN-Hotspot bietet nach Meinung von 38 Prozent der Leser Audi - auch dank eines einfachen Zugangs für bis zu acht Personen gleichzeitig. BMW und Mercedes haben auch in dieser Kategorie das Nachsehen.
Bestes Navigationssystem
Audis "Virtual Cockpit" (zum Beispiel erhältlich im aktuellen Audi TT und Q7) überzeugt knapp 38 Prozent der Umfrageteilnehmer und ist damit das beste (werksseitig integrierte) Navigationssystem - noch vor BMWs "Navi Professional" und dem "Comand"-System von Mercedes.
Bestes Nachrüst-Navigationssystem
Bei den Navi-Lösungen zum Nachrüsten siegt Navigations-Urgestein TomTom mit dem "Go 5100". Verkehrsinfos in Echtzeit und eine integrierte SIM-Karte überzeugen 45 Prozent der Leser. Garmins "Nüvi 67 LMT" landet auf Rang zwei, das Becker "Professional.6 LMU" rangiert auf dem dritten Platz.
Beste Stauwarnung in Echtzeit
Google Maps bietet die beste Echtzeit-Stauwarnung - sagen 30 Prozent der "auto Zeitung"- und "Connect"-Leser. Die Lösungen HD Traffic und Staufunk TMC pro belegen Platz zwei und drei.
Beste App fürs Auto
Die "Clever-tanken"-App ist für 49 Prozent der Umfrageteilnehmer die beste Auto-Applikation des Jahres 2015. Sie hilft, die günstigste Tankgelegenheit in der Umgebung zu identifizieren. Die ADAC "Auslandshelfer-App" landet auf Platz zwei, die Fahrzeug-Such-App "Find My Car" auf dem dritten Rang.
Beste App der Autohersteller
Die beste Hersteller-App bietet nach Meinung von nahezu 32 Prozent der Leser Audi mit seiner "Konfigurator"-App, die Kunden auch unterwegs das Audi-Neufahrzeug der Wahl en detail zusammenstellen lässt. BMWs "MyRemote"-App, mit deren Hilfe sich Fahrzeugfunktion per Smartphone aus der Ferne steuern lassen, landet auf dem zweiten Rang. Die "Guides"-App von Mercedes bietet eine elektronische Bedienungsanleitung für so gut wie jedes Daimler-Fahrzeug, muss sich jedoch mit Rang drei begnügen.
Beste Musik-App
Geht es um Musik-Streaming im Auto, setzen knapp 47 Prozent der Teilnehmer auf den Streaming-Dienst von Spotify. Napster und Deezer sind dagegen nur zweite, beziehungsweise dritte Wahl.
Beste Navigations-App
Google Maps ist nach Ansicht der Umfrageteilnehmer auch bei den Navi-Apps Spitze. 32 Prozent setzen auf den Google-Dienst und geben ihm damit den Vorzug vor Lösungen von TomTom und Navigon.
Beste Carsharing-App
Der von Daimler und Europcar ins Leben gerufene Carsharing-Dienst "Car2go" ist für 41 Prozent der Leser die Nummer eins unter den Carsharing-Apps. BMWs "DriveNow" und die App des Carsharing-Verbunds Stadtmobil komplettieren das Podium dieser Kategorie.
Bester Sicherheitsassistent
Audis Abbiege-Assistent (ebenfalls für den neuen Q7 zu haben) überzeugt 25 Prozent der Leser. Das Sicherheits-Feature überwacht beim Linksabbiegen den Gegenverkehr und leitet - falls nötig - eine Bremsung ein. Audi sichert sich in dieser Kategorie den Sieg vor dem "Assist-Paket Plus" aus dem Hause Daimler und der "Multikollisionsverhinderung" der Konzern-Mutter Volkswagen.
Beste Fahrerunterstützung Stau
Sieg-Kategorie Nummer neun für Audi: Der "Stop&Go-Stauassistent", der den Fahrer durch Bremsen, Gas geben und Lenken unterstützt, ist die beste Stau-Lösung in den Augen von 46 Prozent der Teilnehmer. Mercedes ("Stop&Go-Pilot") und BMW ("Driving Assistent Plus") haben erneut das Nachsehen.
Connected Car des Jahres 2015
Dieser Sieg ist das Tüpfelchen auf dem I für den Audi-Triumph bei der "Auto Connect Trophy 2015": Der in diesem Jahr in zweiter Generation erschienene SUV Q7 ist das Connected Car des Jahres - zumindest meinen das 41 Prozent der Leser. Audis LTE-fähige Wuchtbrumme verweist damit die Mercedes S-Klasse und den BMW i3 auf die Ränge zwei und drei.