Komplexität steigt

Web-Applikationen schwer zu managen

18.02.2010 von Christiane Pütter
Die einen steigern die Profitabilität ihrer Web-Anwendungen um ein Viertel, die anderen zahlen drauf. Eine Studie von Aberdeen zeigt, wie das Testen von Web-Applikationen und der Einsatz von Monitoring-Tools die Performance verbessern.

"Das Genie überblickt das Chaos", behaupten schlampige Menschen gern. Demnach dürften in Kürze alle CIOs zu Genies werden, ob sie wollen oder nicht. Grund dafür ist die Arbeit mit Web-Applikationen. Multiple Anwendungen, verschiedene Inhalte aus diversen Quellen, mehrere Server - CIOs haben mit steigender Komplexität zu kämpfen. Wie sie das meiste aus ihren Web Applikationen herausholen, ist Thema einer Studie des US-Marktforschers Aberdeen.

Die Analysten haben mit Entscheidern aus hundert Unternehmen gesprochen und ihren Umgang mit Web-Anwendungen verglichen. Dabei weisen sie den Studienteilnehmern drei Kategorien zu: Besonders erfolgreiche Firmen dürfen sich "Best in Class" nennen, das sind 20 Prozent des gesamten Feldes. Am unteren Ende befinden sich die "Laggards" (Trödler), die 30 Prozent der Teilnehmer ausmachen. Die verbleibenden 50 Prozent gelten als Durchschnittsunternehmen.

Dazu ein paar Zahlen: Die Klassenbesten steigerten die Profitabilität ihrer Web-Anwendungen binnen Jahresfrist um 26 Prozent, während die Durchschnittsfirmen eine Verringerung um fünf Prozent hinnehmen mussten. Für die Trödler gibt es keine Zahlen - sie maßen die Profitabilität noch nicht einmal.

Und während die Best in Class-Kandidaten 20 Prozent mehr erfolgreiche Conversionen bei Transaktionen zwischen ihren Web-Anwendungen verzeichneten, waren es bei den Firmen im Mittelfeld vier Prozent weniger. Für die Laggards gilt wiederum: keine Angabe. Sie maßen es nicht.

Diese Unterschiede sind im Umgang mit Web-Applikationen begründet. So beobachten 59 Prozent der BiCs rund um die Uhr Verfügbarkeit und Performance ihrer Web-Anwendungen. Unter den Durchschnittsfirmen sind es nur 38 Prozent. Ebenso viele BiCs testen die Anwendungen aus Sicht der End-User. Von den Firmen im Mittelfeld tun das nur 23 Prozent.

Außerdem setzen die besonders erfolgreichen Firmen überdurchschnittlich oft Tools zum Priorisieren von Netzwerk-Traffik und Werkzeuge zum Entdecken von Netzwerk-Anomalien ein. Darüberhinaus vergleichen sie die Performance der Web-Anwendungen auf verschiedenen Servern.

Policies für den Umgang mit Web-Anwendungen

Aberdeen hat neben diesen technologischen Faktoren organisatorische Unterschiede festgestellt. So erlassen 65 Prozent der "Best in Class"-Teilnehmer Policies für den Umgang mit Web-Anwendungen, unter den Durchschnittsfirmen sind es nur 31 Prozent. Knapp jeder vierte BiC (24 Prozent) richtet ein eigenes Team ein, das für die Optimierung der Web Applikationen zuständig ist.

Auf die Frage nach den Treibern für Optimierung von Web-Anwendungen nennen alle Teilnehmer zunächst die Anforderung, für externe Kunden besser erreichbar sein zu wollen. An zweiter Stelle steht die Zufriedenheit interner Kunden. Allerdings nennen BiCs diesen Punkt nicht so häufig wie der Durchschnitt - möglicherweise, weil sie sich darum ohnehin schon kümmern. Darüberhinaus wollen alle Studienteilnehmer die Profitablität der Anwendungen verbessern.

Die Analysten haben die Unternehmen gefragt, was sie für die Zukunft von Web Applikationen erwarten. 69 Prozent der Durchschnittsfirmen rechnen damit, dass das Ganze noch komplexer wird (Best in Class: 85 Prozent). Außerdem glauben die Befragten, dass sich die Anwendungen weltweit durchsetzen und dass künftig der Einsatz von Rich Media erforderlich sein wird.

Ganzheitlicher Ansatz nötig

Aberdeen rät Unternehmen, bei der Arbeit mit Web-Anwendungen einen "ganzheitlichen Ansatz" zu verfolgen. Sie sollten nicht einzelne Komponenten betrachten, sondern Systeme und End-User sowie Geschäftspartner einbeziehen.

Aberdeen hat für die Studie "Optimizing the performance of web applications" mit Entscheidern aus hundert Unternehmen gesprochen.