Anwendungen mit Web Services gehört die Zukunft

Web Services vor dem Durchbruch

24.09.2004 von Michael Kallus
Bereits die Hälfte der US-Unternehmen nutzt Web Services, weitere 40 Prozent werden in den nächsten zwölf Monaten folgen. Und drei Viertel der amerikanischen Firmen wollen im nächsten Jahr ihr Budget für Web Services erhöhen. Damit gehört Lösungen mit dieser Schnittstelle die Zukunft. Das folgt aus einer Studie der Yankee Group.

Der Blick auf die amerikanischen Budgets zeigt: Viele Unternehmen haben Web Services getestet und sind zufrieden. Nach dieser Phase, so folgert Yankee Group, werden sie die Services verstärkt nutzen. 71 Prozent der US-Firmen, die Web Services bereits einsetzen, wollen ihre Ausgaben im nächsten Jahr erhöhen, ein Viertel lässt ihr Budget gleich. Nur vier Prozent wollen im nächsten Jahr weniger in Web Services investieren.

US-Firmen, die Web Services bereits einsetzen, nutzen sie vor allem für interne Systeme und für ihre Software-Infrastruktur. In letzterem Bereich haben bereits ein Viertel dieser Firmen die Services vollständig implementiert, weitere 38 Prozent werden in den nächsten zwölf Monaten folgen.

In ihre externen Systeme haben nur 15 Prozent der Unternehmen Web Services vollständig integriert. Das liegt daran, so die Marktforscher, dass Unternehmen eine neue Technik meist erst intern testen. Nach einiger Zeit sei die IT dann gerüstet, um die Technik auch außerhalb der Firewall einzusetzen. Das sei Yankee Group zufolge das übliche Vorgehen, um Risiken zu minimieren.

Viele Gründe sprechen für Web Services

Zwei Drittel der US-Unternehmen geben an, Web Services würden helfen, die Komplexität ihrer verteilten Anwendungen zu reduzieren. 58 Prozent haben ihre Entwicklungskosten für Anwendungen reduzieren können, so Yankee Group.

"Web Services verbessern die Fähigkeit meiner Organisation, mit externen Partnern zu kommunizieren." Dieser Aussage stimmen laut der Studie drei Viertel der Unternehmen zu. Zwei Drittel der Firmen, die bereits Web Services einsetzen, erwarten, dass dadurch ihre Umsätze in den nächsten zwei Jahren steigen werden.

Die Motive für den Einsatz sind laut Studie zum Teil längerfristig ausgelegt. 63 Prozent der Firmen wollen eine flexible IT-Umgebung für die Zukunft, sie bauen mit Web Services eine Service-orientierte Architektur (SOA) auf. Viele Unternehmen wollen ihre Geschäftsprozesse effizienter gestalten, den Zugang zu Unternehmensinformationen erleichtern und die interne Kommunikation verbessern.

Für Europa prognostiziert Yankee Group eine ähnliche Entwicklung – nur mit einer Verzögerung von sechs Monaten. Einige Unternehmen würden jedoch Web Services bereits ebenso intensiv nutzen wie amerikanische Firmen. Als Beispiel nennt die Studie die Deutsche Telekom, die darüber Content Provider einbindet und Handy-Services anbietet.

Telekom-Unternehmen profitieren am meisten

Alteingesessene Unternehmen aus der Telekommunikationsbranche sind laut Yankee Group meist ohne einheitliche IT gewachsen. Sie haben ihre IT immer wieder um neue Anwendungen und Datenbanken erweitert und so viele ungleiche Systeme erhalten. In solchen verteilten Systemen würden sich Web Services besonders empfehlen, um Informationen aufzubereiten und den Kundenservice zu verbessern. Daher sind Telekommunikationsfirmen mit die ersten Anwender von Web Services.

Weitere Vorreiter sind Finanzunternehmen und Regierungsorganisationen. Die Studie rechnet zudem damit, dass in den nächsten zwölf Monaten die Gesundheitsbranche sowie Firmen aus den Bereichen Produktion und kabellose Technik verstärkt aufholen werden.

Neue Chancen für Software-Anbieter

Vielerorts herrscht die Ansicht, so Yankee Group, dass Web Services keine bestehenden Anwendungen ersetzen werden. Dem widerspricht die Studie: Ein Viertel der Unternehmen will völlig neue Anwendungen und Business-Prozesse auf Basis der Services entwickeln, weitere 43 Prozent wollen Anwendungen ohne Web Services gegen eine Version mit der Schnittstelle tauschen.

Daher empfiehlt die Studie Software-Anbietern, Web Services in ihrer Produkt-Road-Map aufzunehmen, um nicht von neuen Anwendungen mit dieser Schnittstelle verdrängt zu werden.

In Zukunft werden Unternehmen eher ausgedehnt in Web Services investieren, prognostiziert Yankee Group. 56 Prozent der befragten Firmen wollen in die Bereiche Human Ressources sowie Finanzen und Buchhaltung investieren. Weitere populäre Kandidaten sind Supply Chain Management (51 Prozent) und Verkauf (47 Prozent).

Auch im Bereich der Sicherheit eröffnen sich Anbietern neue Felder. Viele Unternehmen werden über Web Services ihre Systeme für Partner und Kunden öffnen, das erfordert weitere Sicherheitsmaßnahmen.

Web Services lösen die Fesseln an eine feste Software

Unternehmen, die Web Services integrieren wollen, fehlt es meist an Erfahrung. Die Studie rechnet damit, dass das externen Service Providern in den nächsten drei bis fünf Jahren neue Chancen eröffnen wird. Besonders, weil eine Web-Service-Integration auch die Tür für IT-Architektur-Beratung und Enterprise-Integration öffnen kann.

Zudem soll der Markt für externe Software Provider wachsen, denn Unternehmen werden in Zukunft kaum noch komplette Suiten kaufen, sondern eher Anwendungen mieten. Web Services, so Yankee Group, liefern die ideale Schnittstelle für solche Service-orientierten Systeme.

Für die Studie hat Yankee Group 437 Unternehmen in den USA befragt, 412 von ihnen haben Web Services bereits integriert oder planen es für die nächsten zwei Jahre.

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