IT-Management in Krisenzeiten

Welchen CIOs das Selbstvertrauen fehlt

14.09.2009 von Nicolas Zeitler
Seltener als ihre US-Kollegen glauben europäische CIOs, dass Investitionen in IT-Sicherheit oder Unified Communications ihrem Unternehmen aus der Krise helfen. Sie rechnen außerdem kaum mit Investitionen für ihre Projekte und erwarten das Ende der Wirtschaftskrise später als Amerikaner.
Unterschiedliche Wahrnehmungen: Europäische und amerikanische CIOs sind sich nicht einig darin, in welchen Bereichen Investitionen am sinnvollsten wären. (Quelle: AT&T)
Foto: AT&T

Amerikaner versprühen Optimismus, Europäer sind dagegen eher zögerlich. Dass dieses Klischee nicht von ungefähr kommt, zeigt jetzt eine Umfrage des Kommunikationsanbieters AT&T. Sie macht deutlich, wie unterschiedlich IT-Chefs von diesseits und jenseits des Atlanticks ticken.

Unterschiede zeigten sich etwa bei der Frage nach der Rolle der IT. Die befragten Europäer sind in ihren kurzfristigen Zielen klar darauf fixiert, herauszufinden, wo effizienter gearbeitet werden muss. Für die Amerikaner ist das hingegen nur eines von vielen Zielen. Sie achten auch im Tagegeschäft darauf, dass ihre Ansätze auf die Geschäftsziele abgestimmt sind oder Anwendern Daten verfügbar gemacht werden.

Einig waren sich die Befragten dagegen darin, dass es nach der Krise demnächst wieder aufwärts geht. "Road to Growth" haben die Verfasser denn auch ihren Bericht über die Befragung betitelt. 37 Prozent der europäischen und 40 Prozent der US-CIOs erwarten demnach, dass die wirtschaftliche Lage ihres Unternehmens in der ersten Jahreshälfte 2010 wieder besser wird.

Abgesehen davon, dass ein etwas größerer Prozentsatz der Amerikaner zu diesem Zeitpunkt schon Besserung erwartet, nehmen sie die Krise ganz ähnlich wahr wie ihre europäischen Kollegen, fand die Umfrage heraus. 77 IT-Entscheider haben daran teilgenommen, 47 aus den USA und 30 aus Europa. Auch wenn AT&T einräumt, diese Zahl sei nicht hoch, so betont das Unternehmen doch, es ließen sich daraus aussagekräftige Schlüsse ziehen. Die europäischen Befragten arbeiten alle bei multinationalen Firmen mit einem durchschnittlichen Umsatz von umgerechnet 1,7 Milliarden US-Dollar im Jahr 2008.

Einig waren sich die Befragten darin, dass neben den USA China als erstes Land sich von der Krise erholen wird. Und auch in ihren Reaktionen auf den Abschwung handeln die IT-Chefs diesseits und jenseits des Atlantiks ähnlich. An erster Stelle steht für alle das Ziel, Kosten zu senken.

Unterschiede wurden aber wieder deutlich, als die Umfrageteilnehmer die Wichtigkeit von neun vorgegebenen Strategien für den Weg aus der Krise bewerten sollten. Die Europäer schreckten grundsätzlich eher davor zurück, die Bewertung "außerordentlich wichtig" zu vergeben. Sie kreuzten lieber "sehr" oder "in gewisser Weise wichtig" an. Die drei bedeutendsten Ziele sind auf beiden Kontinenten dieselben, allerdings in anderer Reihenfolge.

Outsourcing keine Strategie gegen die Krise

Die Amerikaner wollen in erster Linie operative Kosten senken, dann die Zusammenarbeit verbessern und die Leistung der Belegschaft erhöhen. Letzteres steht bei den Europäern ganz oben an, vor besserer Zusammenarbeit und geringeren Betriebskosten. Als unwichtigste Vorgehensweisen nannten die CIOs einhellig die Erschließung neuer regionaler Märkte und Outsourcing.

Als eher zögerlich und vorsichtig zeigten sich die europäischen IT-Verantwortlichen auch bei der Frage, wie die IT am besten die Geschäftsziele und die Strategie der ganzen Firma unterstützen kann. Kosten zu senken und die Effizienz zu erhöhen gehörte zwar bei beiden Gruppen zu den drei meistgenannten Werkzeugen, doch bei genauerem Hinsehen erkannten die Befrager Unterschiede in der Einstellung der Teilnehmer. Die US-CIOs verwendeten Begriffe wie "investieren", "verbessern" und "expandieren", auf den Fragebögen der Europäer fanden sich dagegen eher defensiv klingende Formulierungen: "einschneiden", "zurückfahren", "konsolidieren" und "auslagern".

CIOs wollen Geld für IT-Sicherheit

Den IT-Chefs auf unserem Kontinent scheint auch grundsätzlich etwas Selbstvertrauen in die eigenen Möglichkeiten zu fehlen. Sie bewerten den positiven Effekt von IT-Investitionen aufs Unternehmensgeschäft viel zurückhaltender als die Amerikaner. In beiden Gruppen wurden als wichtigste Felder für IT-Investitionen Sicherheit und Lösungen für den unterbrechungsfreien Betrieb genannt.

Kaum Hoffnung auf höhere IT-Budgets

Ansonsten unterscheiden sich die Einschätzungen grundsätzlich. Die Europäer platzierten an zweiter Stelle das Thema Unified Communications, die Amerikaner mobile Kommunikationslösungen. Das steht in Europa an dritter Stelle, während die Amerikaner hier webbasierte Lösungen für die Warenauslieferung platzierten - ein Thema, das in Europa abgeschlagen auf dem achten Rang landete.

Vergleichsweise pessimistisch erscheinen europäische CIOs auch bei der Frage, ob sie in der nächsten Zeit eine Geldspritze für die als wichtig bewerteten Investitions-Felder erwarten. Der Anteil derer, die sich für keines ihrer Steckenpferde Geld innerhalb der nächsten zwölf Monate erwarten, ist in Europa höher als in den USA. Allerdings rechnen auch die US-CIOs nicht mit einem Geldregen, am häufigsten halten sie "mäßige" Investitionen für wahrscheinlich.

In weitaus kürzeren Abständen müssen die amerikanischen IT-Chefs zu Krisenzeiten die Wirtschaftlichkeit ihres Tuns beweisen. Während mehr als die Hälfte der 30 Europäer sagte, die Zeitabstände, nach denen ROI-Berechungen stattfinden, hätten sich nicht verkürzt, ist das bei fast zwei Dritteln der Amerikaner der Fall. Bei vielen wurde die Zeit zwischen zwei Berechnungen um mehr als die Hälfte gekürzt.