BPO und Infrastruktur stark im Minus

Weniger IT-Outsourcing-Deals

10.02.2011 von Andreas Schaffry
Der Outsourcing-Markt in Europa kämpft auch im Schlussquartal 2010 mit starken Rückgängen. Insbesondere IT-Outsourcing- und BPO-Verträge sind wenig gefragt. Firmen investieren lieber in Restrukturierungen.

Im vierten Quartal 2010 brach das Finanzvolumen der Outsourcing-Verträge, in der EMEA-Region (Europa, Mittlerer Osten und Afrika) im Vergleich zum Vorjahresquartal um 30 Prozent ein. Der sogenannte Total Contract Value (TCV) belief sich auf 10,5 Milliarden Euro. Dabei war der Wert der Auslagerungsverträge im vierten Quartal 2010 gegenüber dem dritten Quartal sogar um satte 81 Prozent gestiegen.

2010 blieb der finanzielle Wert der Outsourcing-Deals in der EMEA-Region deutlich hinter den Erwartungen zurück.
Foto: TPI

Im Gesamtjahr 2010 haben Firmen in EMEA Outsourcing-Deals im Wert von über rund 26 Milliarden Euro abgeschlossen. Das sind 14 Prozent weniger als im Jahr 2009 mit mehr als 31 Milliarden Dollar. Zu diesen Ergebnissen kommt das US-Beratungs- und Marktforschungsunternehmen Technology Partners International (TPI) in seinem "4Q10 EMEA TPI Index Index".

Outsourcing: Mega-Deals für Restrukturierung

Allerdings ergibt eine differenzierte Betrachtung des Outsourcing-Index, dass es durchaus Wachstumsbereiche gibt. Zum Beispiel erhöhten sich im Jahresverlauf 2010 sowohl die Anzahl wie auch der finanzielle Wert der von Unternehmen vergebenen Restrukturierungsaufträge erheblich.

Der TCV schnellte in diesem Segment um 118 Prozent auf elf Milliarden Euro nach oben. Damit machte das Auftragsvolumen für Restrukturierungen knapp ein Drittel am gesamten Outsourcing-Markt in EMEA aus.

Weltweit legte das Volumen der Restrukturierungsverträge im Jahresvergleich sogar um 39 Prozent zu - von 13,6 Milliarden auf mehr als 19 Milliarden Euro. Der Untersuchung zufolge soll sich dieser Trend auch 2011 weiter fortsetzen. Die Vertragswerte werden noch einmal deutlich anziehen.

IT-Outsourcing: Minus 43 Prozent bei Applikationen

Trotz stark gesunkener Vertragswerte bildet IT-Outsourcing das Rückgrat bei Outsourcing-Deals. Düster sieht es dagegen bei BPO aus.
Foto: TPI

Unternehmen in Europa haben im vierten Quartal 2010 mit einem TCV in Höhe von 10 Milliarden Euro vier Prozent weniger IT-Outsourcing-Verträge abgeschlossen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Im Gesamtjahr 2010 brachen die Umsätze in diesem Bereich gegenüber 2009 um zwölf Prozent auf 25 Milliarden Dollar ein.

Den heftigsten Rückgang beim TCV gab es mit einem Minus von 43 Prozent bei der Entwicklung und Wartung von Applikationen (ADM), gefolgt vom IT-Infrastruktur-Bereich. Letzterer sackte um ein Fünftel ab. Dagegen schlossen Unternehmen ein Fünftel mehr Verträge für die Betreuung ihrer Netzwerke ab. Das stärkste Wachstum gab es mit einem Plus von 38 Prozent bei Bundle-Verträgen, in denen IT-Dienstleister Services für ADM und IT-Infrastrukturen miteinander verknüpfen.

Trotz der rückläufigen Entwicklung des TCV im IT-Outsourcing-Markt, bleibt dieser Sektor nach Ansicht der Marktforscher das Rückgrat für den Gesamtmarkt. Immerhin sei 2010 jeder Mega-Deal ein IT-Outsourcing-Vertrag gewesen.

BPO-Markt: Dümpeln auf niedrigem Niveau

Als "anämisch" wird dagegen die Situation beim Business Process Outsourcing (BPO) bewertet. Hier lag der TCV nur bei 800 Millionen Euro im vierten Quartal 2010. Gegenüber dem Vergleichquartal des Vorjahres ist das ein Rückgang von satten 58 Prozent. Ursache dafür ist: 2010 seien große BPO-Vertragsabschlüsse einfach ausgeblieben - insbesondere in den Bereichen Facility Management und Logistik.

Nach Branchen betrachtet dominierten im Gesamtjahr 2010 die Finanzdienstleister den EMEA-Markt aufgrund von Mega-Verträgen mit einem Volumen von knapp zehn Milliarden Euro. Das ist gegenüber 2009 eine Steigerung von 29 Prozent. Leichte Zuwächse gab es im letzten Jahr auch in der Reise und Transportbranche, im Handel sowie im Energie- und Dienstleistungssektor.

Trend zu Multi-Sourcing

Darüber hinaus gibt es bei Kunden inzwischen eine Tendenz zur Vergabe kleinerer Verträge sowie zu Multi-Sourcing. Das zeigt eine Analyse der Index-Daten aus den vergangenen zehn Jahren. Der Anteil an Forbes Global 2000-Unternehmen mit Sitz in Westeuropa, die in einer Umgebung mit mehreren Sourcing Providern arbeiten, stieg von 75 Prozent im Jahr 2005 auf 83 Prozent in 2010. 25 Prozent haben sogar fünf oder mehr Service Provider engagiert.

Der TPI-Index liefert für jedes Quartal einen Überblick über den Outsourcing-Markt. Er berücksichtigt Outsourcing-Deals mit einem Wert von mindestens 20 Millionen Euro bzw. 25 Millionen Dollar. Zugleich liefert der Überblick Informationen über Vertragstrends, Aktivitäten von Outsourcing-Dienstleistern sowie über die Nutzung und die geografische Verteilung von Outsourcing.